Start Ratgeber Data Center brauchen Abwärmenetze und Ökostrom

Data Center brauchen Abwärmenetze und Ökostrom

Digital gesteuerte Abläufe können der Umwelt nutzen. Die Ökobilanz geht aber laut dem Data-Center-Betreiber firstcolo nur dann auf, wenn die für die Digitalisierung nötigen Rechenzentren mittels Abwärmenetzen und Ökostrom selbst umweltfreundlich werden.

Ökostrom
Quelle: ©Fahroni | istockphoto.com

Egal ob Konzern, Mittelständler oder der Handwerksbetrieb um die Ecke – Unternehmen fast aller Branchen haben ihre IT-Initiativen beschleunigt. Das steigert den Bedarf an Datenaustausch und digitalen Services und verdeutlicht, dass die Digitalisierung nur mit einer starken Infrastruktur erfolgreich sein kann. Das Rückgrat dafür bilden Colocation-Rechenzentren. Sie bieten Unternehmen eine Plattform sich miteinander oder mit der Cloud zu vernetzen, um ihr Geschäft zu führen und Innovationen umzusetzen.

Rechenzentrumsbetreiber bauen angesichts der starken Nachfrage deutschlandweit ihre Kapazitäten aus und schaffen so die Grundlage für die weitere Digitalisierung. Einher mit diesem Ausbau geht allerdings die Frage, wie sich diese digitale Transformation klimafreundlich und nachhaltig gestalten lässt.

Videokonferenzen und Verkehrssteuerung helfen der Umwelt

Rechenzentren befinden sich nicht nur in Deutschland auf Wachstumskurs, sondern weltweit. 2022 belief sich der globale Server-Bestand auf rund 85,6 Millionen Stück. Im Jahr 2015 waren es laut Bitkom noch 58,8 Millionen. In Deutschland treibt vor allem der zunehmende Ausbau von Cloud Computing das Wachstum. Inzwischen nutzen bereits 89 Prozent der Unternehmen in Deutschland solche Anwendungen. Laut der erwähnten Bitkom-Studie haben sich die Kapazitäten von Cloud-Rechenzentren in den vergangenen fünf Jahren fast verdoppelt: von 470 Megawatt (2017) auf 880 Megawatt (2022).

„Je energieeffizienter und nachhaltiger Rechenzentren betrieben werden, desto niedriger entpuppt sich daher nicht nur ihr eigener ökologischer Fußabdruck, sondern zugleich auch der Fußabdruck digitaler Lösungen und Anwendungen insgesamt – sei es in Privathaushalten, beim Streaming, bei der Internetnutzung oder in Industrieprozessen“, erläutert Jerome Evans, Gründer und Geschäftsführer des Colocation-Betreibers firstcolo. Videokonferenzen statt Dienstreisen, eine smarte Heizungssteuerung in Gebäuden, eine intelligente Verkehrssteuerung oder automatisierte Prozesse in der industriellen Fertigung – mit Hilfe der Digitalisierung ließen sich Energieverbrauch und CO₂-Emissionen in großem Umfang reduzieren.

Abwärmenetze und Ökostrom helfen den Rechenzentren

Auf der anderen Seite der Gleichung steht der Ressourcenverbrauch der Rechenzentren. Als wichtiger Hebel für mehr Klimaschutz erweist sich die Nutzung der dort entstehenden Abwärme. Doch um diese abgeben zu können, braucht es jemanden, der die Abwärme auch tatsächlich abnehmen kann und will. Vielerorts fehlen noch die dafür nötigen Fernwärmenetze der vierten Generation. „Bleibt es bei den vorgesehenen Regelungen, lassen sich neue Rechenzentren künftig wohl nur noch dort ansiedeln, wo solche Abwärmenetze vorhanden oder verbindlich vorgesehen sind“, erläutert Evans. Dabei folge die Standortwahl von Rechenzentren einer anderen Logik als sie beim Bau von Abwärmenetzen zum Einsatz kommt. „Es braucht dort neue Datacenter, wo in großem Umfang Strom aus grundlastfähigen Quellen bereitsteht und ein hoher regionaler Bedarf an Rechenpower herrscht“, erläutert Evans. Bereits existierende Rechenzentren ließen sich aufgrund der dort eingesetzten Kühltechnologien zudem nur mit hohem Aufwand für eine Abwärmenutzung umrüsten.

Der zweite Hebel für eine verbesserte Klimabilanz der Rechenzentren ist die Nutzung von Ökostrom. Die künftigen Vorgaben zur Abnahme von Ökostrom können laut Evans aber nur bei einem ausreichenden Angebot ihre Wirkung entfalten: „Deutschland braucht leistungsfähige und sichere Rechenzentren. Data-Center-Betreiber in Deutschland arbeiten deshalb daran, ihre Energiebilanz zu verbessern, um die Digitalisierung klimafreundlich zu gestalten.“ Jürgen Frisch