Im Zuge der digitalen Transformation verlangen Geschäftsmodelle nach mehr Kundennähe. Digitale Produkte und Services werden in immer kürzeren Zeitspannen entwickelt und iterativ an wechselnde Kundenansprüche angepasst. Cloud-Technologien bieten eine Grundlage, um mit dem Tempo des Marktes Schritt zu halten und Innovationen schnell umzusetzen.
Für viele Unternehmen ist die Cloud-Migration nicht mehr die Frage des „ob“, sondern des „wann.“ Dennoch wird dieser Schritt häufig aufgeschoben, da die unerwartet hohe Komplexität oft unterschätzt wird. Die Planung der Cloud-Migration ist vor allem ein strategischer Schritt, der durchdachte technische Anpassungen verlangt, um betriebliche Effizienz zu erreichen. Unternehmen, die den Wechsel in die Cloud zeitnah in Angriff nehmen möchten, sollten folgende Punkte in ihre Planungen einbeziehen, bevor sie einen Anbieter auswählen:
1. Geschäftsanforderungen definieren
Im digitalen Zeitalter sind Geschäftsmodelle und das Erreichen unternehmerischer Ziele eng verknüpft mit der technischen Machbarkeit. Daher sollten Unternehmen zunächst einen Fahrplan für ihre digitale Geschäftsentwicklung aufstellen, in dem sie darlegen, für welche Produkte und Services sie die Cloud nutzen möchten und welche Funktionalitäten bestimmte Unternehmensmitarbeiter dafür benötigen. Daneben sollten Unternehmen darüber nachdenken, inwieweit die Migration in die Cloud Auswirkungen auf die Zusammenarbeit mit Partnern haben könnte und welche Wachstumsziele sie in gewissen Zeiträumen erreichen wollen. Auf dieser Grundlage können sie in das Gespräch mit möglichen Anbietern gehen und gemeinsam einen entsprechenden Technologie-Fahrplan erarbeiten.
2. Zertifikate und Compliance-Erklärungen prüfen
Eine sorgfältige Planung der Cloud-Migration schließt die Prüfung von Sicherheitsstandards und rechtlichen Rahmenbedingungen ein. Unternehmen sollten die Datenregion des Anbieters festlegen und sicherstellen, dass Zugriffsrechte und Sicherheitsmaßnahmen den eigenen Anforderungen entsprechen. Besonders Unternehmen, die unter die DSGVO fallen, sollten Anbieter mit ISO-27001 und ISO-27018-Zertifikaten bevorzugen, um Datenschutz- und Compliance-Vorgaben zu erfüllen.
Anzeige | Fachartikel im IT-Matchmaker.guide SAP-Lösungen
|
3. Cloudmodell nach TCO wählen
Die spezifischen Workloads eines Unternehmens bestimmen die Tauglichkeit von Cloudmodellen wie Private, Public, Hybrid, oder Hyperscale. Beim Prüfen ihrer Optionen sollten Unternehmen klären, welches Service- und Sicherheitsniveau geboten wird und insbesondere darauf achten, dass ihr Anbieter in der Lage ist, die Leistung an ihre Anforderungen anzupassen und zu skalieren.
Beim Kostenvergleich sollte nicht der Angebotspreis entscheidend sein, sondern die Gesamtkosten des Betriebs (TCO). Die finanziellen Herausforderungen der Cloudnutzung sind äußerst differenziert, doch Cloud-Dienste, die einen entsprechenden geschäftlichen Mehrwert schaffen, können ihre Kosten bei Weitem übertreffen. Um diesen Mehrwert zu ermitteln, kann die Berechnung der Betriebsausgaben für einzelne Cloudmodelle nach OPEX-Formel – unter Berücksichtigung der personellen Ressourcen, Compliance, Sicherheit und dem Aufwand für die Migration – hilfreich sein. Letztendlich geht es darum, zu ermitteln, inwieweit die Cloud in der Lage ist, das Unternehmen im gewünschten Tempo voranzubringen und beim Erschließen neuer Geschäftschancen zu unterstützen.
4. Für die Weiterbildung der IT-Mitarbeiter sorgen
Da der Umzug in die Cloud auch Ausdruck des sich wandelnden Geschäftsmodells ist, hat er auch Auswirkungen auf personeller Ebene. Mitglieder des IT-Teams werden lernen müssen, für die Verwaltung und Erweiterung ihrer Cloud-Umgebung die Sichtweise eines Cloud-Architekten anzunehmen. Traditionelle Kompetenzen in den Bereichen Server, Netzwerk und Desktopverwaltung werden überflüssig, da sie im Cloud-Service inbegriffen sind. Stattdessen entsteht bei der Bewältigung der Arbeitslasten neuer Wissensbedarf im Umgang mit APIs und Open Source-Plattformen. Folglich kann es sinnvoll sein, die zuständigen IT-Mitarbeiter in verschiedenen DevOps-Bereichen weiterzubilden oder Stellen für entsprechendes Fachpersonal zu schaffen. Da der tägliche Support vom Cloudanbieter verwaltet wird, werden allerdings auch Ressourcen frei. Mitarbeiter haben damit mehr Zeit zur Verfügung, die sie für die kreative Entwicklung und Bereitstellung neuer Services und Anwendungen nutzen können. Andererseits sollte berücksichtigt
5. IT-Architektur modernisieren
Cloud-Umgebungen erfordern häufig eine Anpassung der IT-Architektur, um die Vorteile von Cloud-Diensten voll auszuschöpfen. Unternehmen sollten daher prüfen, ob ihre aktuelle IT-Struktur Cloud-kompatibel ist und ob beispielsweise Anwendungen an die Cloud angepasst werden müssen. Ein serviceorientierter, API-getriebener Ansatz ist oft notwendig, um eine flexible und skalierbare Nutzung zu gewährleisten. Bestehende Investitionen in Hardware können dabei durch Hybrid-Konfigurationen weitergenutzt werden, um Kosten zu optimieren und gleichzeitig die Cloud-Migration voranzutreiben.
Balance zwischen Planungssicherheit und Flexibilität finden
Bei der Planung der Cloud-Migration stehen Unternehmen vor der Herausforderung, strategische Ziele mit technischer Umsetzung in Einklang zu bringen. Während On-Premises-Lösungen in erster Linie technische Entscheidungen verlangten, erfordert die Cloud eine geschäftsorientierte Planung, um Prozesse effizient zu gestalten und Kosten zu kontrollieren. Anstatt vorhandene Prozesse nur in die Cloud zu verlagern, sollten Unternehmen überlegen, wie sie die Cloud als Wachstumsfaktor nutzen können – heute und in der Zukunft. Ein erfahrener Cloud-Partner kann Unternehmen unterstützen, diesen Balanceakt zwischen Planungssicherheit und Flexibilität zu meistern.
Der Autor
Marcus Busch ist Geschäftsführer von Leaseweb Deutschland.