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Web-Plattform steuert die Bauteil-Bemusterung

material.one nennt sich eine Web-Plattform für die Fertigung. adesso und logsolut bilden darüber die Bemusterung von Bauteilen entlang der Supply Chain ab. Pilotprojekte mit Automobilherstellern sind im Gange.

Quelle: sellingpix | Adobe Stock

Mercedes-Benz setzt als erster Fahrzeughersteller in Deutschland auf material.one. In mehreren Pilotprojekten kommt die Web-Plattform zum Einsatz, um bei Zulieferern und in Prüflaboren die werkstoffliche Bemusterung von Fahrzeugteilen zu vereinfachen. material.one digitalisiert die Daten rund um den Bemusterungsprozess und hinterlegt sie auf einer Internetplattform. Darauf greifen Hersteller, Zulieferer sowie Prüflabore zu. Die Teilnehmer der Supply Chain haben Zugang zu Materialinformationen, Prüfplänen und -ergebnissen. Darüber hinaus bietet das System die Möglichkeit, Prüfpläne auf Basis der CAD-Daten (Computer Aided Design) des Automobilherstellers zu erstellen.


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Artikel
Entwicklungstrends im Supply Chain Management
Autor: Dr. Hans-Hermann Wiendahl, Martina Schiffer | Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA), Stuttgart
Erschienen: 2021-03-30
Schlagworte: Digitaler Zwilling, Digitalisierung, Handel, Logistik, Supply Chain Management
Die seit mittlerweile einem Jahr anhaltende Pandemie wirbelt das Supply Chain Management kräftig durcheinander: Zerrissene Lieferketten verursachen Produktionsunterbrechungen, gestörte Warenkreisläufe bei Containern führen zu explodierenden Frachtraten (bspw. kostet ein Transport China – Europa aktuell ca. 10.000 $ anstatt der üblichen 2.500 – 2.800 $) und auch die Kundenbestellungen weichen deutlich von den Vorjahresbzw. Planwerten ab.
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Manuelle Bauteilbemusterung ist ineffizient

Gegenwärtig beziehen Automobilhersteller 80 Prozent ihrer Fahrzeugteile aus Lieferketten weltweit, und ebenfalls rund 80 Prozent der Zulieferer sind für alle großen Hersteller tätig. In Serienfahrzeuge können nur Bauteile und Materialien eingebaut werden, die den Bemusterungsprozess durchlaufen haben. „Mangels Digitalisierung ist die Freigabe in der Bauteilbemusterung ineffizient und kostspielig“, berichtet Bernd Löhle, Gründer und CEO der logsolut AG. „Die Supply Chain profitiert von der Digitalisierung des Prozesses auf einer zentralen Plattform.“

Mit material.one schafft logsolut eine Collaboration-Plattform, auf der OEMs, Lieferanten und Prüflabore sicher kommunizieren. Die in der Zulieferkette von OEM über Tier 1 bis Tier erhobenen Informationen lassen sich im Rahmen von Data Mining mit Künstlicher Intelligenz auswerten und für die Weiterentwicklung von Materialien, Bauteilen und Spezifikationen nutzen.

Zulieferer und Prüflabore interagieren im Web

Der Schwerpunkt von logsolut liegt auf der Digitalisierung der Werkstoffentwicklung und der werkstofflichen Freigabe. Auf der Online-Plattform kann die Zulieferindustrie geeignete Labore suchen und beauftragen. Hierbei wird der digitale Prüfplan übermittelt und die Ergebnisse fälschungssicher auf der Plattform erfasst. material.one gleicht jedes Prüfergebnis mit den Vorgaben ab. Sind alle Prüfungen erfolgt, stehen die Ergebnisse Zulieferern und Herstellern aus der gesamten Lieferkette zur Verfügung.

logsolut wurde 2000 als Spin-Off der Universität Augsburg gegründet. Seit mehr als 15 Jahren beschäftigt sich das Unternehmen mit der Digitalisierung von Materialfreigaben, der Erstbemusterung, dem Normenmanagement und dem Data-Mining. Der Branchenschwerpunkt liegt in der Automobilindustrie. Die Plattform material.one zielt auf das Werkstoffdatenmanagement der Zukunft. Sämtliche an der Bemusterung Beteiligten arbeiten auf der gleichen Datenbasis zusammen, wobei viele manuelle Tätigkeiten entfallen.

Ein Weckruf für die Fertigungsbranche

Die Idee für material.one hatte logsolut-Gründer Löhle, der seit über 15 Jahren in der Automotive-Branche tätig ist. Der IT-Dienstleister adesso ist als Entwicklungspartner eingestiegen und hat sich mit 30 Prozent an der logsolut AG beteiligt. „material.one ist ein Weckruf für die Materialbemusterung in der Branche“, erläutert Stefan Hussmann, Leiter des Geschäftsbereichs Automotive bei adesso. „Wir verknüpfen auf der Plattform Hersteller, Zulieferer, Sublieferanten und Prüflabore und schaffen für alle Seiten Mehrwerte.“

Erste Pilotprojekte sind am Start. Die Marktreife und der Roll-out von material.one werden für August dieses Jahres erwartet. Jürgen Frisch