Nachhaltigkeitsmanagement und Initiativen zur Förderung einer künftigen Datenökonomie sowie Artificial Intelligence, sind die drei ERP-Trendthemen, die Unternehmen 2024 im Blick haben sollten.
Trendradar: „Unternehmen müssen schnell und flexibel auf Märkte, geopolitische Krisen und auf wirtschaftliche Veränderungen reagieren“, berichtet Björn Goerke, CTO bei proALPHA. „Nur diejenigen, die sich mit den ERP-Trends intensiv auseinandersetzen, können sich auf die notwendigen Transformationen entsprechend vorbereiten.“ Für das kommende Jahr benennt ProAlpha drei Trends:
1. Nachhaltigkeitsmanagement
Aufgrund der Corporate Sustainability Reporting Directive sind seit Januar auch viele mittelgroße Unternehmen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet. In Anbetracht dieser Regularien sowie dem gesellschaftlichen Bewusstsein für Umweltthemen müssen Unternehmen nachhaltige Geschäftspraktiken implementieren. Die im vergangenen Jahr veröffentlichte Studie CO2-Management mit Business Software der CIBA in Zusammenarbeit mit dem FIR an der RWTH Aachen im Auftrag von proALPHA zeigt, dass ERP-Systeme die höchste Informationsverfügbarkeit bieten. Kombiniert mit Maschinen- und Betriebsdaten aus dem Manufacturing Execution System (MES) decken sie 70 Prozent der Informationen ab, die für die Bilanzierung von CO2-Emissionen erforderlich sind. ERP- und MES-Systeme punkten demnach mit einer guten Informationsverfügbarkeit zur Erfassung der nötigen Informationen.
Für eine effiziente Bilanzierung und effektive Emissionsreduktion braucht es allerdings ergänzend dedizierte CO2-Management-Tools. Ein effektives Nachhaltigkeitsmanagement, integriert in die ERP-Systeme, ermöglicht es Unternehmen, ihre Umweltauswirkungen zu analysieren, den Ressourcenverbrauch zu optimieren und sozial verantwortliche Lieferketten zu fördern. Das umfasst auch die Integration von Reporting-Funktionen, um Transparenz für Kunden, Investoren und andere Stakeholder zu schaffen. Zusätzlich unterstützen ERP-Systeme Unternehmen dabei, nachhaltige Praktiken in ihre Geschäftsstrategien aufzunehmen. Dazu gehört etwa die Auswahl umweltbewusst operierender Lieferanten, die effiziente Nutzung erneuerbarer Energiequellen und das Optimieren von Produktionsprozessen im Sinne der Nachhaltigkeit.
2. Initiativen zur Förderung der Datenökonomie wie Manufacturing-X
Der seit 11. Januar geltende EU Data Act zielt darauf ab, eine erhöhte Wertschöpfung aus Daten zu erzielen, indem er einen geregelten Datenaustausch und eine faire Datennutzung zwischen Unternehmen, Verbrauchern und öffentlichen Einrichtungen sicherstellt. Den von Unternehmen, Verbänden und der Bundesregierung getriebenen Initiativen wie Manufacturing-X wird damit der Weg geebnet. Manufacturing-X reiht sich ein in die großen X-Initiativen, die Europa in der Datenökonomie voranbringen und profitiert von den in diesen Projekten bereits entwickelten Grundlagen. Gaia-X ist die europäische Plattform zum Austausch von Daten und Catena-X ist das Pendant speziell für die Automobilindustrie. Das Ziel dieser Initiativen ist die Schaffung eines einheitlichen Marktes, der einen ungehinderten Datenfluss innerhalb der Europäischen Union und über Sektoren hinweg ermöglicht.
Obwohl sich bei Manufacturing-X in einem ersten Schritt hauptsächlich große Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau sowie der Fertigungsindustrie engagieren, sollte der Mittelstand die Entwicklungen aufmerksam verfolgen und interne Prozesse bereits heute optimieren. Das sichere, offene und skalierbare Datennetzwerk wird kommen, und die Fähigkeit zur Beteiligung wird maßgeblich über die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit der Unternehmen entscheiden.
Es gilt daher, das eigene Unternehmen und den Datenbestand zunehmend fit für die anstehende Datenökonomie zu machen und folgende Fragen zu beantworten:
• Wie hoch ist der Digitalisierungsgrad der Gesamtorganisation inklusive der Mitarbeitenden?
• Ist technologisch alles up-to-date? Befinden sich das ERP-System und weitere Business Anwendungen im Unternehmen auf einem aktuellen Releasestand? Funktioniert das Stammdatenmanagement? Sind die Daten bereinigt und lassen sie sich in Datenräume wie Manufacturing-X integrieren?
• Welche Daten aus der Fertigung werden gemessen und ausgelesen? Welche Informationen wären darüber hinaus interessant und wie lassen sie sich gewinnen?
„Entscheider sollten sich intensiv mit Initiativen zur Etablierung einer deutschen oder europäischen Datenökonomie, wie etwa Manufacturing-X, beschäftigen“, erläutert Goerke. „Nur wer seine Daten und Systeme auf diese Entwicklung entsprechend vorbereitet, kann bei diesem globalen Wettrennen vorn mit dabei sein.“
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3. Künstliche Intelligenz und Large-Language-Modelle wie ChatGPT
„Künstliche Intelligenz ist kein Spielzeug mehr, sondern entscheidet zunehmend, wer einen Wettbewerbsvorteil erlangt, oder nicht“, erläutert Goerke. Vor dem Hintergrund der rasanten Entwicklung von Künstlicher Intelligenz wird ihre Integration in ERP-Systeme beziehungsweise Business-Anwendungen für Unternehmen in diesem Jahr an Bedeutung gewinnen. Künstliche Intelligenz trägt nicht nur dazu bei, die steigende Komplexität und Menge von Geschäftsdaten zu bewältigen, sondern schafft auch Wege, Geschäftsprozesse zu optimieren, zu beschleunigen und ihre Effizienz zu steigern. Zudem eröffnet sie Möglichkeiten, Unternehmensentscheidungen datengetrieben zu treffen. Intelligente Anwendungen funktionieren dann als eine Art digitaler Unternehmensberater, Wissensmanager und Innovationstreiber.
ChatGPT hebt die Sprachverarbeitung auf ein neues Niveau und verbessert die Kommunikation zwischen Anwendern und dem ERP-System. Diese Integration kann die Intelligenz des ERP-Systems steigern und zudem Lösungen für eine agile, anpassungsfähige und benutzerfreundliche Unternehmensführung hervorbringen. Wird das Wissensmanagement durch ChatGPT unterstützt, verbessern sich Informationsabfragen. Möglich sind beispielsweise Frage-Antwort-Systeme, Support in natürlicher Sprache, eine Assistenz bei der Content-Erstellung, chatbasiertes Informationsmanagement und das Verwalten unstrukturierter Daten. Jürgen Frisch