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RISE with SAP hat aktuell einen schweren Angang

Bei SAP-Anwendern steigen die Budgets. Das zeigt der Investitionsreport 2022 der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe DSAG. RISE with SAP kommt nur langsam voran, während bei der Business Technology Platform die Analyse-Funktionen punkten.

Quelle: Gorodenkoff Productions OU | www.istockphoto.com

Vorbei ist die Zurückhaltung bei IT-Investitionen. Das zeigt die diesjährige Umfrage der Deutschsprachigen SAP-Anwendervereinigung DSAG. Das IT-Gesamtbudget steigt bei 59 Prozent der befragten Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Vor einem Jahr gaben dies lediglich 39 Prozent an. Bei 29 Prozent bleibt das IT-Gesamtbudget gleich (2021: 37 Prozent) und bei 5 Prozent sinkt es (2021: 18 Prozent). Die Investitionen in SAP steigen bei 57 Prozent der befragten Unternehmen (2021: 43 Prozent), bei 32 Prozent bleiben sie unverändert (2021: 35 Prozent) und bei 7 Prozent sinken sie (2021: 18 Prozent). „Die Corona-Krise ist wohl überwunden oder verliert zumindest deutlich an Einfluss“, berichtet der DSAG-Fachvorstand Thomas Henzler, der den erkrankten Vorstandsvorsitzenden Jens Hungershausen auf der Pressekonferenz vertritt. „Der Investitionsstau der vergangenen beiden Jahre scheint sich aufzulösen.“

Die DSAG hat im Januar und Februar dieses Jahres bei 198 Mitgliedsunternehmen CIOs oder Leiter des SAP Competence Centers befragt. Bei den Branchen dominieren Maschinen-, Geräte- und Komponentenbau mit 16 Prozent, gefolgt vom Gesundheitswesen mit 10 Prozent und der öffentliche Sektor sowie die Chemieindustrie mit jeweils 8 Prozent. Die Versorgungswirtschaft stellt 7 Prozent der Teilnehmer. 43 Prozent der Unternehmen beschäftigen 500 bis 2.499 Mitarbeiter. 76 Prozent der Unternehmen haben ihren Hauptsitz in Deutschland, 9 Prozent in Österreich und 12 Prozent in der Schweiz.

SAP S/4HANA legt in der Inhouse-Variante zu

Bei der Frage, welche SAP-ERP-Lösungen die Unternehmen einsetzen, kommen SAP ERP und die SAP Business Suite auf 75 Prozent, gefolgt von 32 Prozent mit SAP S/4HANA On-Premise. SAP S/4HANA Cloud spielt eine eher untergeordnete Rolle: Lediglich 6 Prozent der Befragten setzen SAP S/4HANA als Private-Cloud-Lösung ein, und 2 Prozent als Public-Cloud-Lösung. Zum Vergleich: Im DSAG-Investitionsreport 2021 gaben 14 Prozent der Befragten an, dass sie SAP S/4HANA im Einsatz haben. In einer gemeinsamen Befragung der DSAG und der American SAP User Group (ASUG) Mitte des Jahres 2021 gaben dies sogar 24 Prozent an. „Knapp die Hälfte der Unternehmen, die S/4HANA On-Premise im Einsatz haben, setzt auch SAP ERP oder die SAP Business Suite ein“, erläutert Henzler. „Dies könnte darauf hindeuten, dass einige Unternehmen wegen der Komplexität des Umstiegs ihr bisheriges System eine Zeitlang parallel betreiben, ehe sie die vollständige Migration vollziehen.“


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Gefragt nach der Relevanz der Business Suite für die SAP-Investitionen planen 6 Prozent der Unternehmen hohe Investitionen (2021: 3 Prozent) und 18 Prozent mittlere Investitionen (2021: 22 Prozent). Bei SAP S/4HANA sind hohe Investitionen für 26 Prozent relevant (2021: 25 Prozent) und mittlere Investitionen für 24 Prozent (2021: 31 Prozent). „Die Zurückhaltung in Sachen SAP S/4HANA überrascht mich“, erläutert Henzler. „Ich hätte erwartet, dass für dieses Jahr die Transformationsaktivitäten in diese Richtung zunehmen.“

Transformation-as-a-Service ist mancherorts unbekannt

Gefragt nach RISE with SAP, dem Business-Transformation-as-a-Service-Angebot auf der Basis von SAP S/4HANA Cloud, geben 11 Prozent an, noch nie davon gehört zu haben. 60 Prozent haben zwar bereits davon gehört, sind aber nicht vertraut damit. 21 Prozent sind nach eigener Einschätzung mit RISE with SAP eher vertraut. Seit dem vergangenen Jahr ist demnach noch keine allzu große Bewegung in dieses Thema gekommen.

Die Skepsis in Sachen RISE with SAP ist unter den DSAG-Mitgliedern groß: 57 Prozent der Befragten halten es für sehr unwahrscheinlich und eher unwahrscheinlich, dieses Angebot in Betracht zu ziehen. 21 Prozent sind in diesem Punkt neutral. „Transformationen bedeuten unbeständige und bewegliche Prozesse, die in den Unternehmen auf IT-Systeme in unterschiedlichen Release-Ständen und Ausbaustufen treffen“, erläutert Henzler. „Es braucht entschieden mehr Klarheit und ein ganzheitliches Verständnis seitens SAP für die individuellen Gegebenheiten in den Unternehmen. Nicht Business-Transformation-as-a-Service, sondern Business-Transformation auf Augenhöhe muss das Ziel sein.“ Um ihren Mitglieder bei der Transformation Hilfestellungen zu geben, hat die DSAG in diesem Jahr drei Fokusgruppen für SAP S/4HANA gegründet.

‚RISE with SAP‘ kommt bei den DSAG-Mitgliedern bislang nur langsam voran: 29 Prozent der Befragten bezeichnen es als „Sehr unwahrscheinlich“, dass ihr Unternehmen dieses Angebot in Betracht zieht, 28 Prozent als „Eher unwahrscheinlich“, 21 Prozent äußern sich neutral. Einen Vertrag für dieses Transformation-as-a-Service-Angebot haben gerade einmal 2 Prozent der Befragten.

Bei der Business Technology Platform führt Analytics

In Sachen Business Technology Platform planen 20 Prozent der Befragten hohe und mittlere Investitionen für die Analyselösungen, knapp gefolgt von Datenbank- und Datenmanagement-Lösungen mit 19 Prozent. Auf den weiteren Plätzen liegen mit 11 Prozent die Integration und Erweiterung/Anwendungsentwicklung sowie die intelligenten Technologien mit 4 Prozent. Vom Ergebnis bei den Analyselösungen ist der DSAG-Fachvorstand überrascht: „Die Analyse von Projekten, des eigenen Status quo im Markt und in der Kommunikation ist wichtig, um Unternehmensprozesse ganzheitlich zu steuern. Ich hätte damit gerechnet, dass mehr Unternehmen hier mehr hohe Investitionen planen. Insbesondere mit den schwierigen Corona-Jahren im Rücken wäre es naheliegend gewesen, dass Echtzeitanalysen, Prognosen und Planungen auch für die Zukunft einen höheren Stellenwert bekommen.“

Bei den Investitionen in innovative Technologien zeigt sich ein ähnliches Bild wie im vergangenen Jahr. Für 2022 stehen Data-Intelligence/Big Data bei 35 Prozent der befragten Unternehmen an erster Stelle (2021: 43 Prozent). Gefolgt von Cloud Computing mit 24 Prozent (2021: 26 Prozent) und der Robotic Process Automation mit 15 Prozent (2021: 20 Prozent).

SuccessFactors ist die beliebteste Cloud-Lösung

Beim Blick auf die Investitionsbereitschaft in SAP-Cloud-Lösungen liegt SuccessFactors einem Wert von 21 Prozent bei hohen Investitionen und mittleren Investitionen (2021: 15 Prozent) klar in Führung, gefolgt von SAP Customer Experience und Ariba mit jeweils 9 Prozent (2021: jeweils 8 Prozent). Concur und SAP Integrated Business Planning kommen auf jeweils 6 Prozent. Kaum Relevanz haben für die Befragten aktuell die Industry Cloud und Qualtrics. „Die Spitzenstellung von SuccessFactors überrascht mich nicht, und ich gehe davon aus, dass die Zustimmung weiter steigt“, erläutert Henzler. „Die von SAP angekündigten Cloud-Standorte exklusiv für die Öffentliche Verwaltung dürften in naher Zukunft für einen zusätzlichen Schub sorgen.“

Die Relevanz von SAP Customer Experience hat sich seit dem Investitionsreport des vergangenen Jahrs kaum verändert. Mittlere und hohe Investitionen planen hier 9 Prozent (2021: 8 Prozent). Bei den Investitionen liegt die SAP Commerce Cloud mit einem Wert vorn. Gefolgt von der SAP Sales Cloud mit 27 Prozent und der SAP Service Cloud mit 17 Prozent.

Cybersecurity dominiert die übergreifenden IT-Investitionen

Auch Investitionen in übergreifende IT-Themen hat die DSAG abgefragt. An erster Stelle steht hier Cybersecurity mit 78 Prozent hoher und mittlerer Relevanz, gefolgt von der Prozessautomatisierung mit 66 Prozent und der Digitalen Kompetenz wie auch Remote-Work mit 55 Prozent. Das Thema Nachhaltigkeit spielt für 48 Prozent der Befragten eine Rolle. Jürgen Frisch