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SAP und Arvato bauen deutsche Behörden-Cloud

Für den Cloud-Einsatz in deutschen Behörden gelten hinsichtlich Funktionalität, Sicherheit und Datenschutz scharfe Regeln. SAP und Arvato Systems betreiben künftig für die Öffentliche Verwaltung eine Microsoft-Azure-Cloud in Deutschland, die alle Bedingungen erfüllt.

Quelle: © Robert Kneschke | Adobe Stock

Eine souveräne Cloud-Plattform für die deutsche Verwaltung erstellen SAP und Arvato Systems. Das Angebot entspricht den spezifisch deutschen Anforderungen. Um die Unabhängigkeit zu verdeutlichen, erfolgen Datenverarbeitung und Datenhaltung sowie sämtliche Services in Deutschland. Es bestehen keine Abhängigkeiten zu Netzwerken außerhalb Deutschlands und es erfolgt auch kein Datenaustausch dorthin.

Für das Cloud-Angebot wird ein neues deutsches Unternehmen gegründet, das die hiesige digitale Transformation voranbringen soll. Neben SAP gehört Arvato Systems zu den Anteilseignern. Technologisch basiert das Angebot auf Microsoft Azure. Auf dieser Plattform werden sowohl Dienste, Kollaborationstools und Produktivitätslösungen von Microsoft bereitgestellt als auch Applikationen von SAP. Darüber hinaus sollen dort zugelassene Drittanbieter ihre Applikationen zur Verfügung stellen.


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Microsoft Azure verknüpft Lösungen verschiedener Anbieter

Die souveräne Cloud soll ein breites Spektrum an digitalen Lösungen für die Verwaltung bieten. Auf der offenen Plattform lassen sich Anwendungen anbieterunabhängig betreiben. Auf Grundlage von Microsofts Cloud-Technologie gewährt die Plattform vollständige Interoperabilität und unterstützt so eine Vielzahl von Lösungen verschiedenster Anbieter. Hierzu zählt auch Open Source Software. Bereits heute laufen 60 Prozent der Workloads der Azure-Plattform auf Linux. Um die Sicherheitsanforderungen kümmert sich das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik.

Das neue Angebot wird entsprechend der deutschen Gesetzgebung technisch, operativ und rechtlich souverän sein. Es erfolgt eine vollständige Trennung von den globalen Microsoft-Rechenzentren und der bestehenden Public-Cloud-Infrastruktur in Deutschland. Alle Daten des öffentlichen Sektors für die souveräne Cloud bleiben in Deutschland. Alleiniger Eigentümer der Plattform ist das neugegründete Unternehmen. Den technischen Betrieb übernimmt Arvato Systems.

Keine Herausgabe der Daten an US-Behörden

Diese technische und juristische Konstruktion soll den US Cloud Act ins Leere laufen lassen. Dieses Gesetz verpflichtet einen Provider dazu, alle Daten, auf die er Zugriff hat, an US-Behörden herauszugeben. Dabei soll es keine Rolle spielen, ob die Daten innerhalb oder außerhalb der Vereinigten Staaten gespeichert sind. Der US Cloud Act lässt sich allerdings umgehen, wenn die Daten in Deutschland oder in einem anderen europäischen Land mit einem angemessenen Datenschutzniveau lagern und der Dienstleister keine Informationen in andere Länder überträgt.

„Diese Partnerschaft ist ein Meilenstein für cloudbasierte Innovation in und für Deutschland“, erläutert SAP-Vorstandssprecher Christian Klein. „Gemeinsam stellen wir die neuesten cloudbasierten Technologien bereit und erfüllen selbst die strengsten Anforderungen an Datensouveränität. So profitieren Bundesregierung und Behörden vom Cloud-Potenzial.“

Ein Digitalisierungsschub für die Verwaltung ist geplant

Zufrieden zeigt sich auch Matthias Moeller, CEO der Arvato Systems Group und CIO von Bertelsmann: „Bei Arvato Systems unterstützen wir seit Jahren große Infrastrukturprojekte, auch in der öffentlichen Verwaltung, und verstehen deren besondere Anforderungen. Die Partnerschaft bietet die besten Ergebnisse aus verschiedenen Perspektiven. So geht es um Nutzung fortschrittlichster Technologie unter Wahrung deutscher Souveränitätsinteressen, um so die Digitalisierung sowohl für Bürgerinnen und Bürger als auch für die Menschen in der Verwaltung voranzutreiben“, so Moeller.

Auch die deutschsprachige SAP-Anwendervereinigung DSAG betrachtet die neue Deutschland-Cloud als einen großen Schritt in die richtige Richtung. „In Öffentlichen Verwaltungen sind die Anforderungen beim Thema Cloud streng“, berichtet Hermann-Josef Haag, DSAG-Fachvorstand Personalwesen & Public Sector. „Die Öffentlichen Verwaltungen müssen nun entscheiden, ob sie auch sehr schutzbedürftige Verfahren über die neue Cloud verlagern wollen.“ Haag geht davon aus, dass dies zunächst noch einiger Zeit des Umdenkens bedarf, aber er sieht in der SAP-Initiative dennoch großes Potenzial. „Das neue Angebot könnte einen Durchbruch für die Digitalisierung der Öffentlichen Verwaltung in Deutschland bedeuten. Es bietet Zugang zur Cloud und die Chance, die Innovationspotenziale dieser Technologie langfristig zu nutzen.“ Jürgen Frisch