Die SAP-Budgets in Deutschland, Österreich in der Schweiz steigen, wie die SAP-Anwendervereinigung DSAG berichtet. Ein großer Teil der Investitionen entfällt auf die Cloud. Die einst kritisierte SAP-Strategie dazu findet Akzeptanz, aber das Tempo ist manchem Kunden zu hoch.

DSAG-Investitionsreport 2025: „Die generelle Investitionsbereitschaft in IT-Lösungen und auch in SAP-Lösungen steigt weiter“, berichtet Jens Hungershausen, Vorstandsvorsitzender der deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe DSAG bei der Vorstellung des diesjährigen Investitionsreports. Bei 40 Prozent der Befragten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz steigt das IT-Gesamtbudget. Vor einem Jahr lag dieser Wert noch bei 43 Prozent. Gleich bleibt das Budget bei 30 Prozent (2024: 36 Prozent) und bei 24 Prozent (2024: 18 Prozent) sinkt es. Hinsichtlich der Investitionen in SAP ist bei 47 Prozent (2024: 46 Prozent) ein wachsendes Budget zu verzeichnen. Bei 23 Prozent (2024: 32 Prozent) bleibt das SAP-Budget unverändert und bei 25 Prozent (2024: 19 Prozent) sinkt es.
„Der Rückgang der Unternehmen mit gleichbleibendem SAP-Budget und der Anstieg derer mit sinkendem Budget lässt den Schluss zu, dass einige Unternehmen ihre SAP-Ausgaben überprüfen“, erläutert Hungershausen. „Mögliche Gründe könnten Verzögerungen bei geplanten Migrationen, Einsparungen durch Konsolidierung von SAP-Systemen oder eine allgemeine Kostenreduktion sein.“
Für den Investitionsreport hatte die DSAG vom 20. Januar bis 14. Februar dieses Jahres 243 SAP-Profis in Unternehmen befragen lassen. Es handelt sich dabei mehrheitlich um CIOs und Leiter von SAP Competence Centern. 79 Prozent davon sind DSAG-Mitglieder. Bei der Branchenverteilung dominieren der Maschinen-, Geräte- und Komponentenbau mit 12 Prozent, gefolgt von der Automobilindustrie mit 9 Prozent sowie der Konsumgüterindustrie und dem Gesundheitswesen mit jeweils 7 Prozent. Aus der Chemieindustrie kommen 6 Prozent der Teilnehmer.
S/4HANA ist der Business Suite auf den Fersen
Gefragt nach den eingesetzten ERP-Lösungen (Enterprise-Resource-Planning) liegen auch dieses Mal SAP ERP und die SAP Business Suite mit 51 Prozent (2024: 68 Prozent) vor S/4HANA On-Premises mit 42 Prozent (2024: 44 Prozent). Einen signifikanten Zuwachs erfahren S/4HANA Private Cloud und S/4HANA Public Cloud. So setzen 33 Prozent (2024: 11 Prozent) auf S/4HANA Private Cloud und 13 Prozent (2024: 6 Prozent) auf S/4HANA Public Cloud.

Auch bei den geplanten Investitionen ist S/4HANA Cloud auf dem Vormarsch: So wollen 68 Prozent der Befragten in S/4HANA Cloud (Private und Public) investieren. 2024 waren dies 50 Prozentpunkte weniger. In S/4HANA On-Premises wollen 42 Prozent (2024: 51 Prozent) und in die Business Suite 23 Prozent (2024: 22 Prozent) investieren.
„Die deutliche Verschiebung hin zu Cloud-Lösungen muss auch vor dem Hintergrund der veränderten Befragungsstruktur interpretiert werden“, erläutert Jens Hungershausen. In diesem Jahr haben mehr Großunternehmen an der Umfrage teilgenommen als in den Vorjahren. Bei diesen wiederum liefere oft die Strategie für die digitale Transformation einen Grund zur Migration in die Cloud: „Viele größere Unternehmen haben eine konzernweite Cloud-Strategie oder Vorgaben, IT-Prozesse zu modernisieren. Gleichzeitig ist hier zumeist eine größere Investitionsstärke vorhanden.“
Die Cloud-Strategie für S/4HANA findet Zuspruch
Auch die Akzeptanz für SAPs S/4HANA-Cloud-Strategie wächst bei den Unternehmen. Zum zweiten Mal hat die DSAG danach gefragt, wie diese Strategie der SAP bei den Anwendern ankommt. Die erste Befragung im vergangenen Jahr fand vor dem Launch des SAP-Programms RISE with SAP Migration and Modernization statt, das eine Cloud-Migration mit Incentive-Maßnahmen belohnt. Zum Umfragezeitraum für den vorliegenden Investitionsreport hatte sich dieses Programm etabliert. So bescheinigen diesmal 40 Prozent dieser SAP-Initiative eine hohe und mittlere Relevanz. Während beim vergangenen Investitionsreport lediglich 13 Prozent der Befragten ein positives Urteil zur S/4HANA-Cloud-Strategie gefällt haben, sind es in diesem Jahr 38 Prozent. „Diese SAP-Initiative scheint Früchte zu tragen“, erläutert Hungershausen. Die DSAG erwartet, dass SAP diese Incentive-Strategie fortsetzt, und wünscht sich ein Dauerangebot.

Auch SAPs Cloud-Programm RISE with SAP verzeichnet einen Bedeutungsgewinn. 48 Prozent der Befragten (2024: 16 Prozent) geben an, dass sie das Angebot bereits nutzen oder dies planen. Während 2024 noch 61 Prozent antworteten, dass sie das Angebot nicht nutzen wollen, so sind es in diesem Jahr lediglich 23 Prozent. 16 Prozent erachten das Angebot als nicht relevant. Vier Prozent (2024: acht Prozent) kennen es nicht.
Einen etwas schwächeren Bedeutungszuwachs als RISE with SAP erfährt die Programmvariante GROW with SAP. Während 2024 insgesamt 55 Prozent der Befragten angaben, dass sie dieses Angebot nicht nutzen wollen, sinkt dieser Wert 2025 auf 26 Prozent. 17 Prozent sagen diesmal, dass sie GROW with SAP nutzen oder dies planen. Für 38 Prozent ist das Angebot nicht relevant. „Unternehmen erkennen zunehmend, dass langfristig kein Weg an der Cloud vorbeiführt“, ordnet Hungershausen das Ergebnis ein. „Entscheidend dafür sind unter anderem SAPs Roadmap und das nahende Wartungsende für zahlreiche On-Premises-Lösungen.“
SAPs Cloud-Tempo überfordert manch ein Unternehmen
Die Entwicklungen rund um RISE with SAP sowie das Programm RISE with SAP Migration and Modernization bestätigen aus Sicht der DSAG eindrucksvoll, wie berechtigt und notwendig ihre Forderung war, dass SAP ihre On-Premises-Kunden nicht im Regen stehen lassen darf. Das Incentive-Programm rechnet bereits geleistete Investitionen der Unternehmen an. Zusätzlich stellt es Leitfäden, Tools und Services bereit, um den Übergang in die Cloud zu erleichtern. Allerdings fühlen sich einige Kunden von SAP unter Druck gesetzt, in die Cloud zu gehen.
„Das Cloud-Tempo, das der Software-Hersteller hier vorgibt, ist nicht für jedes Unternehmen haltbar“, mahnt der DSAG-Vorstandsvorsitzende. „SAP darf seine Kunden nicht zum Wohle des eigenen Aktienkurses zu schnellen Entscheidungen drängen. Unternehmen müssen eine realistische, wirtschaftlich tragfähige und strategisch sinnvolle Migrationsperspektive haben.“ Zusätzlich brauche es Wahlfreiheit, langfristige Planungssicherheit und faire Konditionen für On-Premises-Kunden.
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Business Technology Platform übernimmt Führung
Mit Blick auf die Relevanz von SAPs Cloud-Lösungen für Investitionen in diesem Jahr liegt die SAP Business Technology Platform mit hohen und mittleren Investitionen von 40 Prozent (2024: 33 Prozent) vor der Personalmanagement-Lösung SAP SuccessFactors auf Platz 1. Für SuccessFactors planen 25 Prozent (2024: 21 Prozent) hohe und mittlere Investitionen. Auf Platz 3 folgt die Prozessmanagement-Lösung SAP Signavio mit 18 Prozent.
Für die Analyselösungen in der Business Technology Plattform planen 46 Prozent der Befragten (2024: 34 Prozent) hohe und mittlere Investitionen. Es folgen die Integrationslösungen mit 40 Prozent (2024: 27 Prozent). Für Anwendungsentwicklung und -automatisierung planen 36 Prozent (2024: 17 Prozent) der Befragten hohe und mittlere Investitionen. „Viele Unternehmen wollen die Business Technology Plattform nutzen, um ihre Geschäftsprozesse zu optimieren“, erläutert Hungershausen. „Die Investitionsbereitschaft für Anwendungsentwicklung und Automatisierung spricht für den Bedarf an individuell zugeschnittenen Lösungen. Unternehmen wollen sich nicht allein auf Standard-SAP-Software verlassen, sondern gezielt eigene Anwendungen entwickeln.“
Die Business Data Cloud harmonisiert die Datenhaltung
Spannend wird es aus DSAG-Sicht zu beobachten sein, wie sich die Zahlen rund um die Business Technology Plattform vor dem Hintergrund der jüngsten SAP-Ankündigungen zur Business Data Cloud entwickeln. SAP positioniert diese Plattform als systemübergreifende Harmonisierung der SAP-Datenhaltung. Die Lösung greift auf verschiedene Teillösungen zu, wie SAP Analytics Cloud, SAP Datasphere, SAP Business Warehouse beziehungsweise SAP BW/4HANA in der S/4HANA Private Cloud Edition. Die in der Business Data Cloud verfügbaren Daten sollen von Anwendungen auf Basis Künstlicher Intelligenz genutzt werden, die von SAP oder einem anderen Anbieter kommen.
„Die wachsende Investitionsbereitschaft in Analyse- und -Integrationslösungen der Business Technology Plattform deutet darauf hin, dass Unternehmen großen Wert auf eine enge Integration für Analytics legen“, erläutert Hungershausen. „Mit Blick auf die zunehmende Bedeutung von Künstlicher Intelligenz und datengetriebenen Geschäftsmodellen stellt sich die Frage, wie gut SAP Daten von Systemen anderer Hersteller in die Analyse einbinden kann.“
Für Künstliche Intelligenz machen Unternehmen Geld locker
Auch nach der Relevanz von Künstlicher Intelligenz für die Unternehmen hatte die DSAG gefragt. 68 Prozent der Umfrageteilnehmer (2024: 28 Prozent) attestieren dieser Technologie eine hohe und mittlere Relevanz. Es überrascht demnach nicht, dass 45 Prozent der Befragten Künstliche Intelligenz bei ihren IT-Investitionen für das Jahr 2025 stark und sehr stark berücksichtigen. 48 Prozent der Befragten sehen bei dieser Technologie einen hohen und sehr hohen potenziellen Nutzen. Die Strategie von SAP rund um Künstliche Intelligenz bewerten dieses Jahr 29 Prozent der Befragten mit gut und sehr gut. Im vergangenen Jahr bewertete niemand diese Strategie mit „sehr gut“, während 10 Prozent sie als „gut“ einschätzten. Keine Angaben machten dieses Mal 30 Prozent (2024: 47 Prozent).
„Künstliche Intelligenz wird für Unternehmen im DACH-Raum zu einem wichtigen Zukunftsthema“, erläutert Hungershausen. „Dass die Befragten SAPs diesbezügliche Strategie besser bewerten als im Vorjahr, ist ein positives Signal.“ Allerdings sei es bislang nur wenigen Unternehmen klar, wie sie Künstliche Intelligenz gewinnbringend in ihre SAP-Landschaft integrieren. „Hier braucht es praxisnahe Unterstützung seitens SAP und transparente Roadmaps.“
Bei der digitalen Transformation gibt es Fortschritte
Eine weitere Frage dreht sich um die digitale Transformation. Die in diesem Jahr überwiegend aus großen Unternehmen stammenden Befragten zeichnen ein positives Bild. 64 Prozent sind nach eigener Aussage weit oder sehr weit gekommen. 2024 sahen das lediglich 44 Prozent der Befragten so. Als nicht sehr weit bezeichnen sich 29 Prozent. Im Vorjahr waren das 48 Prozent.
„Große Unternehmen haben aufgrund ihrer Ressourcen und Budgets die Möglichkeit, umfassende Digitalisierungsprojekte schnell umzusetzen und ihre IT-Infrastruktur effizient zu integrieren“, erläutert Hungershausen. „Zudem sind digitale Transformation und Innovation hier häufig strategische Prioritäten, die aktiv vorangetrieben werden.“ Kleinere Unternehmen müssten mit begrenzteren Mitteln und Ressourcen arbeiten und seien daher in der digitalen Transformation oft weniger weit.
Cybersecurity dominiert die übergreifenden IT-Themen
Neben den reinen SAP-Themen fokussiert die Umfrage die Relevanz von übergreifenden Themen für Investitionen. Die Cybersecurity steht hier mit 92 Prozent (2024: 88 Prozent) hoher und mittlerer Relevanz deutlich an erster Stelle, gefolgt von der Prozessautomatisierung mit 85 Prozent (2024: 75 Prozent) und der IT-Governance 68 Prozent (2024: 56 Prozent). „Die steigende Relevanz von Cybersecurity und der Fokus auf Prozessautomatisierung und IT-Governance sind direkte Reaktionen auf die wachsenden Bedrohungen und die regulatorischen Anforderungen wie die NIS2-Richtlinie“, erläutert Hungershausen. „Unternehmen verstärken ihre Sicherheitsmaßnahmen, auch um den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden.“ Jürgen Frisch