Start Ratgeber Die Illusion schneller Lösungen: Warum Digitalisierungsprojekte scheitern

Die Illusion schneller Lösungen: Warum Digitalisierungsprojekte scheitern

In vielen Unternehmen herrscht Aktionismus, wenn es um die Digitalisierung geht. Doch trotz Investitionen in innovative Technologien und Tools fehlt es oft an einer fundierten Strategie. Erfahren Sie, warum die Illusion schneller Lösungen zu Fehlstarts führt und wie eine ganzheitliche Herangehensweise den Weg zu erfolgreicher Transformation ebnen kann.

Digitalisierungsprojekte
© mnbb, istockphoto.com

Langsamkeit ist ein Luxus, den sich in puncto Digitalisierung kein Unternehmen mehr leisten kann – insbesondere im Mittelstand. Laut einer Bitkom-Befragung spüren aktuell 70 Prozent der Firmen hierzulande den steigenden internationalen Druck. Paradoxerweise fehlt es jedoch in 90 Prozent dieser Organisationen an einer fundierten Strategie für ihre Digitalisierungsprojekte. Bei manchen mangelt es an Wissen und Werkzeugen, um selbst fit für die Next Economy zu werden. Andere bleiben schlicht in der Diskussionsphase stecken oder kommen nicht über Proof of Concept hinaus. Gepaart mit einer insgesamt schwierigen gesamtkonjunkturellen Lage und einer mangelnden Experimentierfreudigkeit bei digitalen Produkten, braucht es eine enorme Kraftanstrengung, um ins Tun zu kommen.

Von Fehlstarts und der Illusion schneller Lösungen

Los geht es mit einem Visionsworkshop. Fünf bis acht Teilnehmende – alle aus der IT und dem oberen Management – tauschen sich hier über clevere Tools und den Einsatz von trendigen Large Language Models aus. Ein KI-gestütztes Werkzeug wird gekauft und implementiert. Frei nach dem Motto „Wir sind Fortschritt“ gibt es im Anschluss eine Town Hall oder ein Memo für Mitarbeitende und einen LinkedIn-Post, der die Einführung von ChatGPT als die nächste Stufe der Digitalisierung feiert. Die Konsequenz? Neben einer potenziell immensen Ressourcenverschwendung führt derart planloser Aktionismus zu einer Fragmentierung der IT-Landschaft, zum Verlust von Effizienz und Produktivität sowie zu einer unzufriedenen Kundschaft. Und trotzdem sind solche Worst-Case-Szenarien in vielen Betrieben gelebter Alltag. Kein Wunder, dass einschlägige Studien regelmäßig von einer 70-prozentigen Misserfolgsquote bei Transformationsprojekten sprechen.

Gründe für das Scheitern gibt es viele. Neben den bereits erwähnten, strategielosen Hauruckaktionen sind die drei häufigsten Stolpersteine bei digitalen Changeprojekten fehlendes Know-how, mangelnde Ressourcen sowie keine richtige Unterstützung an den richtigen Stellen in der Organisation. Bestimmt zudem das Prinzip „Haben wir schon immer so gemacht“ die betriebswirtschaftliche Ausrichtung, wird es schwer, Mitarbeitende, Kundschaft oder die Führungsetage davon zu überzeugen, notwendige Veränderungen anzugehen.


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Über die Technik hinausdenken

Digitalisierung bedeutet weit mehr als die bloße Einführung neuer Technologien. Sie erfordert eine grundsätzliche Neuausrichtung der Geschäftsmodelle und -prozesse, um Effizienz zu steigern und Innovation zu fördern. Für Mittelständler bedeutet das, vor allem ein detailliertes Verständnis von Markttrends und Kundenbedürfnissen zu entwickeln. Dabei liegt der eigentliche Schlüssel zum Erfolg in einem methodischen Ansatz, der auf einer tiefgreifenden Analyse der Kundenbedürfnisse aufbaut. Interviews, Umfragen und Marktforschung geben dabei Einblicke in die Probleme, Herausforderungen und Wünsche der Zielgruppe. Außerdem gilt es zu klären, wie das Unternehmen die eigene Kundschaft erreicht und wie sich die Beziehungen gestalten. Erst im nächsten Schritt kommen digitale Elemente hinzu. In den Fokus rückt hier die Frage: Welche Hauptaktivitäten sind für die Bereitstellung eines digitalen Produkts oder einer Dienstleistung erforderlich? Dies kann beispielsweise bedeuten, dass eine App oder eine bestimmte Software entwickelt werden muss. Es kann aber auch heißen, dass die Kundenbeziehung durch digitale Kommunikationskanäle verbessert oder dass die Herstellung durch den Einsatz von Automatisierung und KI optimiert wird. Die Definition des Wertangebots kann beispielsweise mithilfe eines Value Proposition Canvas erfolgen. Hier lässt sich nicht nur übersichtlich darstellen, welche spezifischen Probleme oder Bedürfnisse die Kundschaft hat, sondern auch, wie das Produkt oder die Dienstleistung diese adressiert und Mehrwert schafft. Anschließend werden alle Aspekte einschließlich Vertriebskanälen, Schlüsselpartnerschaften, wichtiger Ressourcen, Kernaktivitäten, Kostenstruktur und Einnahmequellen in einem Geschäftsmodell Canvas zusammengebracht.

Einfach ausprobieren

Basierend auf den generierten Zahlen, Daten und Fakten gilt es im nächsten Schritt Ideen, Prototypen, MVPs oder Pilotprojekte zu entwickeln. Dabei liegt der Fokus auf einer schnellen Initiation, die direkte Rückmeldungen von potenziellen Kunden bringt. So lassen sich kontinuierlich Anpassungen vornehmen, um sicherzustellen, dass das Geschäftsmodell den Bedürfnissen des Marktes entspricht und langfristigen Erfolg verspricht. Um hier alle entscheidenden Aktionsfelder zu erfassen sowie eine Balance zwischen Effizienzsteigerung an bestehenden Prozessen und dem Experimentieren mit neuen Ideen (Exploration) zu finden, braucht es allerdings eine gehörige Portion Know-how, die längst nicht in jedem Unternehmen vorhanden ist. Impulse durch externe Berater können in diesen Fällen helfen, ein Verständnis von Digitalisierung und Transformation sowie die nötige Methodenkompetenz zu entwickeln. Als neutrale Sparringspartner geben sie mit ihrer strukturierten Herangehensweise gezielt Anreize, um die Anforderungen des digitalen Wandels zu reflektieren, mögliche Barrieren abzubauen und erkannte Herausforderungen zu meistern.


Der Autor

Quelle: Argestes Managementberatung GmbH
©claudiamasur.com

Jens Löbbe ist Gründer und Geschäftsführer der Argestes Managementberatung GmbH, Dozent an der Hamburg School of Media und zertifizierter Trainer für Business Model Generation nach Alexander Osterwalder. Durch seine langjährige Erfahrung in der digitalen Geschäftsmodellentwicklung, bei der Systemauswahl und im Changemanagement weiß er als Coach, Mediator und Trainer, wie wichtig technologieinduzierte Strategien für die notwendige Weiterentwicklung von Organisationen und Menschen sind, um in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben.