Wenn ERP, PLM und DMS mit GreenOps zusammenspielen, werden IT-Verbräuche je Prozess mess- und steuerbar. Das Ergebnis: weniger Energie pro Transaktion, transparente ESG-Reports und spürbare Kosteneffekte.

Nachhaltigkeit ist in deutschen Unternehmen längst keine freiwillige Zusatzaufgabe mehr, sondern wird im Kontext von ESG (Environmental, Social, Governance) und steigenden regulatorischen Anforderungen zum operativen Kern vieler Geschäftsbereiche. Während der Fokus oft auf Produktion, Lieferkette und Produkten liegt, gerät ein bislang unterschätzter Hebel zunehmend ins Rampenlicht: die IT selbst. GreenOps, also das nachhaltige Management und die Optimierung des IT-Betriebs, steht für diese neue Effizienz- und Wirkungsperspektive.
IT-Verbräuche werden transparent und steuerbar
Traditionell galt die IT als vergleichsweise unsichtbarer Ressourcenverbraucher im Unternehmen. Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung, Cloud-Nutzung und Automatisierung werden allerdings enorme Datenmengen verarbeitet und gespeichert – mit entsprechendem Energieeinsatz. GreenOps verfolgt daher das Ziel, Cloud-Verbräuche, Server-Auslastungen und Workloads pro Anwendung und Geschäftsprozess transparent zu machen – insbesondere im Zusammenspiel von Greenops und Business Software. Erst durch diese klare Sicht auf Datenverkehr und Energieverbrauch entstehen echte Steuerungsmöglichkeiten.
Mithilfe moderner Monitoring-Lösungen werden etwa Energie- und Ressourcenverbräuche von Cloud-Diensten, Rechenzentren, einzelnen Applikationen oder sogar Benutzergruppen automatisch erfasst und visualisiert. Im nächsten Schritt werden diese Informationen mit Geschäftsprozessen verknüpft: Wie viel Energie benötigt die Bearbeitung eines Kundenauftrags, wie optimiert ist das Batch-Fenster für die Produktion am Wochenende, welche Anwendung verursacht unnötige Lastspitzen? Unternehmen erhalten so eine solide Datenbasis, um ESG-Kennzahlen erstmals gezielt auf und mit IT-Betriebsdaten abbilden und steuern zu können.
Automatisierte Optimierung: Vom Beobachten zum Handeln
Der zentrale Mehrwert von GreenOps liegt darin, IT-Betrieb und Nachhaltigkeit zusammenzudenken – und zwar operativ. Automatisierte Workflows ermöglichen es, ineffiziente Services zu identifizieren: ungenutzte Datenbanken, überflüssige Backups oder falsch konfigurierte Cloud-Ressourcen werden markiert, archiviert, konsolidiert oder abgeschaltet – häufig ohne Beeinträchtigung des laufenden Betriebs. So lassen sich Auslastungen optimieren, Batch-Abläufe auf energieeffizientere Zeitfenster verschieben und Speicher-Nutzung dynamisch steuern.
Gerade in der Cloud – wo Ressourcen nach Bedarf skaliert werden können – entstehen durch archivierte, konsolidierte oder „green by design“ gedachte Architekturen signifikante Effekte: Rechenlasten werden in effizientere Zeiträume verschoben, nicht mehr benötigte Speicher konsequent entfernt und bewusst konfigurierte Skalierung mit Budgets und Quoten reduziert Rebound-Effekte – also das Aufzehren von Einsparungen durch nachfolgende Mehrnutzung. Resultat: Weniger Energie pro Transaktion, schärfere operative Umweltkennzahlen und direkt nachweisbare Einsparungen.
Integration von GreenOps und Business Software in bestehende IT-Systeme
Damit GreenOps Wirkung entfalten kann, müssen die Verbräuche nicht isoliert betrachtet, sondern mit den zentralen Business-Systemen wie ERP, PLM und den eigentlichen Prozessen verbunden werden. Hier bilden Greenops und Business Software den durchgängigen Steuerungshebel. So können zum Beispiel Produktions- und Logistikprozesse direkt mit dem aktuellen Energieprofil und den CO₂-Bilanzen verknüpft werden. Ziele wie die Reduktion des Carbon Footprint pro Auftrag oder Standort werden somit steuerbar, Fortschritte und Abweichungen lassen sich in Echtzeit identifizieren und nachhalten. Praktisch bewährte Metriken sind etwa kWh je Transaktion/Job, g CO₂e pro Auftrag sowie definierte Lastspitzen (z. B. > 80 % CPU über 15 Minuten).
Die Kombination mit sogenannten FinOps-Ansätzen schafft zusätzlich finanzielle Anreize: Wo Ressourcenverschwendung messbar wird, kann auch bei der Budgetallokation gegengesteuert werden. Ineffiziente, teure oder ressourcenintensive Services werden schneller identifiziert, abgeschaltet oder modernisiert – und jede Einsparung ist sowohl im Nachhaltigkeits- als auch im Kostenreport sichtbar.
GreenOps in der Praxis: Neue Routinen schaffen
Die erfolgreiche Umsetzung von GreenOps erfordert zunächst klare Verantwortlichkeiten und eine solide Datenarchitektur. IT-Spezialist:innen, Prozessverantwortliche und Nachhaltigkeitsbeauftragte müssen an einem Strang ziehen: ein gemeinsames Monitoring, automatische Eskalationsregeln bei Abweichungen und schnelle Anpassungen an der Infrastruktur sind hierfür der Schlüssel.
Standards und Vorlagen helfen, Kontrollen, Audits und interne Kommunikationsabläufe vergleichbar und effizient zu gestalten. Das Ziel: Wann immer ein Grenzwert überschritten wird – etwa bei der Datenspeicherung, Netzwerkbelastung oder den Emissions-Faktoren – wird automatisch ein Vorgang ausgelöst, Maßnahmen werden terminlich und inhaltlich zugeordnet und Abschluss sowie Wirkung überprüft.
Skalierbarkeit und Best Practices
GreenOps ist kein Privileg großer Konzerne – auch mittelständische Unternehmen können die Prinzipien an ihre Anforderungen anpassen. Entscheidend ist, „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“ umzusetzen: Begonnen wird mit wenigen, klar definierten Kennzahlen und automatisierten Routinen, die sukzessive erweitert werden. Systeme lassen sich schlank integrieren: als Erweiterung bestehender ERP- oder PLM-Anwendungen, via spezialisierter Zusatztools oder als cloudbasierte Service-Plattform.
Das Ergebnis: Nachhaltigkeit wird im IT-Betrieb zur messbaren und steuerbaren Größe, Unternehmen profitieren mehrfach – durch Energie- und Kosteneinsparungen, positive Wirkungen auf die ESG-Bilanz und ein nachhaltigeres Unternehmensimage. GreenOps steht für eine Zukunft, in der Digitalisierung und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen und operative Routine werden.
→ Wie Sie Greenops und Business Software so verzahnen, dass Ihr IT-Betrieb messbar nachhaltiger wird – von kWh/Transaktion bis CO₂-Kennzahlen – das zeigen wir Ihnen in unserem vollständigen Fachbeitrag „Nachhaltigkeit meets Digitalisierung: So unterstützen Business Software Systeme die ESG-Ziele“. Er steht ab sofort zum kostenlosen Download bereit.
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Der Autor
Dr. Karsten Sontow ist Mitgründer und Vorstandsvorsitzender des auf Digitalisierungsprojekten spezialisierten Consultinghauses Trovarit AG.