Stockende Lieferketten und Fachkräftemangel setzen noch immer Betriebe unter Druck. Künftig wird intelligente Automatisierung das Business stabilisieren. Kofax nennt zehn Trends, die das Jahr 2022 prägen.
1. Automatisierung verändert die Organisation
Eine intelligente Automatisierungsplattform kombiniert mehrere Technologien, die sich auf das gesamte Unternehmen auswirken. So lassen sich verschiedene Geschäftsfunktionen vereinen. Das ist ein guter Anlass, um Aufgaben neu zu verteilen. Unternehmen können ehemals getrennte Funktionen in einer gemeinsamen Automatisierungsabteilung zusammenführen, die eine einzige Person leitet. So bauen sie bürokratische Hürden ab und erhöhen die Prozessgeschwindigkeit.
Aus Sicht des einzelnen Mitarbeiters verschwimmen die Grenzen zwischen den Fachbereichen. Low-Code-Technologien sind inzwischen allgemein verbreitet. Egal, ob man aus dem Management- oder dem Technologiebereich kommt – jeder kann zum Entwickler werden. Das bedeutet nicht, dass IT-Leiter die Geschäftsstrategie umsetzen sollen oder dass Buchhalter den Entwicklern sagen, wie sie eine Anwendung technisch zu realisieren haben. Es geht vielmehr darum, dass Mitarbeiter, die als Citizen Developer selbst Applikationen erstellen, ein Auge für User Experience, kreatives Design und Produktgestaltung benötigen – und gleichzeitig Geschäftssinn haben.
2. Künstliche Intelligenz steuert Prozesse
Dank Künstlicher Intelligenz erreichen Unternehmen die nächste Stufe der Automatisierung. Lösungen zur Prozessautomatisierung auf Basis dieser Technologie treffen inzwischen pragmatische Entscheidungen, die früher menschliches Eingreifen erforderten. Sind die transaktionalen Aufgaben automatisiert, können sich die Mitarbeiter auf höherwertige Aufgaben konzentrieren.
Die zunehmende Verbreitung intelligenter Applikationen verkürzt außerdem die Time-to-Value. Haben Unternehmen Künstliche Intelligenz eng in ihre Plattform eingebettet, können sie den Fokus verlagern: weg von der Technologie selbst und hin zum Lösen von Geschäftsproblemen. Die integrierte Intelligenz wird besser, je mehr Daten sie verarbeitet. Das beschleunigt die Wertschöpfung.
3. Mitarbeiter erledigen wertschöpfende Aufgaben
Die Vorstellung, dass Automatisierung menschliche Arbeitskraft verdrängt, ist überholt. Automatisierung kommt stärker denn je zum Einsatz, und gleichzeitig werden Menschen überall gebraucht. Die Technologie übernimmt nicht die Kontrolle, sondern sie verbessert die Arbeitsbedingungen für den Menschen. Indem sie Routinetätigkeiten übernimmt, eröffnen sich Aufstiegsmöglichkeiten für Mitarbeiter: Sie erledigen höherwertige Aufgaben und erhalten dafür eine bessere Entlohnung. Um dies zu ermöglichen, müssen Unternehmen allerdings entsprechende Bedingungen schaffen, und die Mitarbeiter brauchen die nötigen Qualifikationen.
Geht es um die Attraktivität eines Arbeitgebers, sind Mitgliedschaften im Fitnessstudio oder Betriebskindergärten keine Top-Faktoren mehr. Je mehr Menschen regelmäßig Tele- oder Hybridarbeit praktizieren, desto geringer ist die Nachfrage nach solchen Leistungen. 2022 heißt das entscheidende Schlagwort „Mitarbeitererlebnis“. Die Employee Experience zu verbessern, ist für 94 Prozent der Unternehmen in den nächsten drei Jahren eine Priorität, so eine Studie des Beratungsunternehmens Willis Towers Watson. Im Mittelpunkt steht dabei die folgende Frage, wie Technologie dazu beitragen kann, eine angenehme, kollaborative und produktive Arbeitsumgebung zu schaffen. Ein Mitarbeitererlebnis, das die Bindung an das Unternehmen stärkt, ist angesichts des sich verschärfenden Fachkräftemangels essenziell.
4. Der Hype um die nächste Technologie bleibt aus
Fast jedes Jahr rufen Analysten eine neue Technologie zum „Next big thing“ aus. 2022 ist dies nicht der Fall. Es gibt hierfür keinen Kandidaten, denn viele Unternehmen haben bereits eine breite Palette an Automatisierungstechnologien implementiert und in einer zentralen Plattform zusammengefasst. Ermöglicht hat das die Low-Code-Bewegung, indem sie diese Technologien für Geschäftsanwender zugänglich gemacht hat.
Zu erwarten ist, dass die Nachfrage nach intelligenter Low-Code-Automatisierung weiterwächst und zunehmend im gesamten Unternehmen zum Einsatz kommt. Um erfolgreich zu sein, genügt es nicht, Prozesse zu automatisieren. Vielmehr gilt es, sie in intelligentere Abläufe zu transformieren und so agil und skalierbar zu werden.
5. Unstrukturierte Daten werden zum Wettbewerbsvorteil
Jedes Unternehmen generiert tagtäglich unstrukturierte Daten. Einer Prognose der International Data Corporation (IDC) zufolge sind bis 2025 weltweit 80 Prozent aller Daten unstrukturiert. Das entspricht einer Menge Zettabytes. Darin verstecken sich wertvolle Geschäftseinblicke, die es zugänglich zu machen gilt. Die Daten eines Unternehmens sind einzigartig. Gelingt es, diese Informationen nutzbar zu machen, lassen sich Erkenntnisse gewinnen, die niemand kopieren kann. Intelligente Dokumentenverarbeitung hilft Unternehmen dabei, unstrukturierte Daten zu bändigen und Wettbewerbsvorteile zu schaffen.
6. Die Cloud macht Mitarbeiter produktiver
Die verteilte Belegschaft hat sich von einer Notlösung zur gelebten Realität entwickelt. Dabei steht Produktivität nach wie vor an erster Stelle. Anstatt nur die Erfahrung im Büro bestmöglich zu gestalten, müssen Unternehmen reibungslose digitale Abläufe etablieren. Dieses neue Paradigma erhöht den Bedarf an digitalen Produktivitäts-Tools. Außerdem wandelt sich die Art und Weise, wie Mitarbeiter Dokumente drucken. Damit dies überall möglich ist, verlagern immer mehr Unternehmen ihren Druckbedarf von einzelnen Geräten auf cloudbasierte Server. Laut einer Prognose von Gartner beliefen sich die Ausgaben von Endnutzern für öffentliche Cloud-Dienste 2021 auf 396 Milliarden US-Dollar. Sie werden 2022 um 21,7 Prozent auf 482 Milliarden Dollar steigen. Mitarbeiter sind somit nicht mehr an Notebooks oder große Geräte vor Ort gebunden, um Dokumente zu drucken – dank der Cloud-Funktionen, die in intelligente Dokumentenverarbeitungslösungen integriert sind.
7. Lieferketten werden eng integriert
Getrieben von der Unsicherheit während der Pandemie und fortdauernden Beeinträchtigungen der Lieferketten, bauen Giganten wie Amazon und Walmart eine integrierte Logistik auf. Um dies effektiv zu bewerkstelligen, sind sie auf Einblicke in alle Bereiche des Unternehmens angewiesen. Darüber hinaus müssen sie in der Lage sein, Ressourcen in Echtzeit zu skalieren und eine heterogene Belegschaft zu koordinieren – bei höchster Geschwindigkeit und laufenden Anpassungen. Diese Konzerne werden in absehbarer Zeit Technologien bei sich einführen, die es ihnen ermöglichen, effiziente interne Abläufe zu implementieren. Damit können sie agiler und flexibler agieren als bisher.
8. Kunden erwarten Datentransparenz
Die europäische Datenschutzgrundverordnung macht es Verbrauchern leicht, die Hoheit über ihre personenbezogenen Daten zu behalten. Sie müssen nur diejenigen Informationen weitergeben, die sie weitergeben wollen – und können jederzeit einsehen, welche Daten sie wem zur Verfügung gestellt haben. Leistungsfähige Prozessoren und Speicher erlauben es zudem, Daten direkt auf dem Gerät zu verarbeiten, anstatt sie in die Cloud zu geben. Unternehmen wie Apple ergreifen gezielt Maßnahmen, um Kunden die volle Kontrolle über ihre Daten zu gewähren. Dies schafft Vertrauen, was enorm wichtig ist: Nur unter dieser Voraussetzung sind Konsumenten künftig dazu bereit, bestimmte Daten mit Unternehmen zu teilen.
9. Blockchain-Anwendungen werden Mainstream
Die derzeit meistbeachtete Blockchain-Anwendung sind Kryptowährungen wie der Bitcoin. 2021 sorgte der Boom sogenannter Non-Fungible Tokens für Schlagzeilen, als Anleger horrende Geldsummen für verpixelte GIF-Dateien von unbekannten Künstlern ausgaben. Die Blockchain-Technologie hat jedoch viel mehr zu bieten. Es gibt vielversprechende Anwendungsfälle, die in den kommenden Jahren im Mainstream ankommen werden – beispielsweise der sichere Austausch von medizinischen Informationen, der Schutz von geistigem Eigentum und die Sicherheit von Originalinhalten.
10. Virtual Reality hält Einzug im Unternehmen
Mixed-Reality-Technologien werden überschaubar und erschwinglich. Sie eignen sich zunehmend dafür, die Zusammenarbeit in einer hybriden Umgebung zu verbessern. Zu Beginn der Pandemie haben viele Unternehmen erste Erfahrungen mit dieser Technologie gesammelt. Dabei sind nur die wenigsten mit Virtual-Reality-Veranstaltungen tatsächlich warm geworden. 2022 wird sich hier Einiges tun. Mitarbeiter treffen sich als Avatare zur virtuellen Zusammenarbeit, während sie in Wirklichkeit hunderte Kilometer voneinander entfernt sind. Die neuesten Augmented- und Mixed-Reality-Technologien entfalten ihr Potenzial insbesondere in der Aus- und Weiterbildung.
Nach zwei Jahren Pandemie ist es Zeit für einen optimistischen Blick in die Zukunft. Intelligente Automatisierung, künstliche Intelligenz und Unmengen an Daten bilden die Grundlage für vielfältige Verbesserungen – von der Effizienz über die Produktivität bis hin zur Customer und Employee Experience. So gehen Unternehmen nicht nur gestärkt aus der Krise hervor, sondern sind auch für zukünftige Herausforderungen gerüstet. jf
Über den Autor
Adam Field, Senior Vice President of Technology Strategy and Experience bei Kofax.