Noch etwas mehr als eine Woche, dann steht er fest, der Fussball-Europameister 2024. Geht es nach Turnierdirektor Philipp Lahm zeichnet sich die Europameisterschaft 2024 als ein Fußballfest aus, bei dem „verantwortungsvolles, sozial und ökologisch nachhaltiges Handeln sowie der Zusammenhalt im Mittelpunkt stehen.“ Dafür „orientieren wir uns freiwillig an den Prinzipien des deutschen Lieferkettengesetzes und möchten unseren Beitrag leisten, die Kernelemente der unternehmerischen Sorgfaltspflicht umzusetzen.¹
Die Geschwindigkeit eines Kylian Mbappé und die Präzision eines Toni Kroos
Obwohl Fußball und Lieferketten im Einzelhandel auf dem ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten, haben sie bei näherer Betrachtung einiges gemeinsam. Um erfolgreich zu sein, benötigen beide die Geschwindigkeit eines Kylian Mbappé und die Präzision eines Toni Kroos. Zudem müssen sie sich in einer Umgebung behaupten, die geprägt ist von starker Konkurrenz. Nur wer tagtäglich Höchstleistungen erbringt, kann sich als Nummer 1 behaupten. Schwankende Wetterbedingungen, ein nicht optimal zusammengestelltes Team oder eine unpassende Strategie sind weitere Faktoren, die das Ergebnis positiv oder negativ beeinflussen.
Echtzeitdaten erzeugen maximale Transparenz
Um auf das Unerwartete vorbereitet zu sein, analysieren die Verantwortlichen im Fußball und im Einzelhandel immer größere Datenmengen. Echtzeitdaten erzeugen maximale Transparenz, denn nur wer weiß, was als Nächstes kommt, kann schnell und effektiv reagieren – egal ob es darum geht, wer den nächsten Elfmeter schießt oder wie man eine blockierte Fahrrinne trotzdem passiert. Erfolgreiche Einzelhändler und Fußballmannschaften zeichnen sich vor allem durch eine ausgefeilte Strategie, sorgfältige Planung und punktgenaue Umsetzung aus. Unabhängig, ob sie sich für eine 4-3-3 oder 5-3-2-Aufstellung entscheiden oder ein Nearshore- statt eines Offshore-Lieferkettennetzes für den Einzelhandel in Erwägung ziehen, sie sind in der Lage, Vorteile und Risiken in einer Weise gegeneinander abzuwägen, dass sie zu den richtigen Entscheidungen führen.
Das perfekte Zusammenspiel als oberste Priorität
Im Spitzenfußball und bei den Lieferketten im Einzelhandel hat das perfekte Zusammenspiel oberste Priorität. Niclas Füllkrug kann ohne den Pass von Toni Kroos kein Tor erzielen und Antonio Rüdiger ist für das Verhindern eines Tores ebenso wichtig wie Manuel Neuer. In ähnlicher Weise können die Lieferketten des Einzelhandels ihr Potenzial nur dann voll ausschöpfen, wenn sie alle Funktionen auf ein gemeinsames Ziel ausrichten. Wenn ein Einzelhändler neue Produkte kauft, geschieht das in enger Abstimmung mit der Vertriebsplanung, der Auftragsabwicklung und dem Auftragsmanagement. Sollten sich Planung, Operations, Logistik, Lager und IT ausschließlich mit ihren eigenen, abteilungsinternen KPIs beschäftigen, schränkt das die funktionsübergreifende Zusammenarbeit signifikant ein und führt neben Informationslücken auch zu einem wesentlich höheren Arbeitsaufwand.
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Zum Einzelhandel gehört weit mehr als nur ein gut gefülltes Regal. Auch im Fußball ist der Erfolg auf dem Platz ohne das Team nicht denkbar. Dieses besteht in der Regel aus Management, Trainerstab, dem medizinischen Personal, den Busfahrern, Köchen, Betreuern und all den anderen Helfer im Hintergrund. Analog verfügen auch die modernen Lieferketten im Einzelhandel über ein unüberschaubar großes Netz aus Lieferanten, Logistikanbietern sowie Hunderten oder Tausenden von stillen Helden, die im Lager-, Transport- und in den Geschäften wertvolle Arbeit leisten. Sie alle sind die wahren Helden der Lieferkette und genauso wichtig wie die Stars vorne auf dem Spielfeld.
Wie beim Fußball, bei dem eine Person am Ende des Turniers das entscheidende Siegestor schießt, ist auch der Erfolg der Lieferketten-Teams im Einzelhandel das Ergebnis einer perfekten Zusammenarbeit, einer sorgfältigen Vorbereitung und der Fähigkeit, das gesamte „Spielfeld“ in richtiger Weise zu erfassen und schnell zu reagieren. Die besten Spieler bringen nicht nur am Spieltag gute Leistungen, sondern geben auch im täglichen Training alles. Genau wie die Spitzenmannschaften im Fußball müssen auch die Lieferketten des Einzelhandels jederzeit für ihren Platz im Rampenlicht gerüstet sein. Auch ein auf den ersten Blick unbedeutender Erfolg kann für das Gesamtergebnis später eine wichtige Rolle spielen.
Ob als offizielle Sponsoren der Fußball EM oder als Verantwortliche, die entscheiden müssen, wie viel Bier gelagert wird, wie viele Fußballtrikots gedruckt werden und welche Fahnen in welchen Mengen bestellt werden, die nächsten Tage und Wochen werden für viele Einzelhändler entscheidend sein, denn ein positives oder negatives Spielergebnis kann einen großen Einfluss auf ihren Gewinn haben.
Fußball ist immer für eine Überraschung gut
Doch welches Land wird die Fußball-Europameisterschaft schlussendlich gewinnen? Wie auch bei Einzelhandelslieferketten können vor der EM äußerst präzise KI-Modelle herangezogen werden, die auf Basis Tausender von Datenpunkten und einer Vielzahl von eingegebener Faktoren verschiedene Szenarien durchspielen und für jede Begegnung die Wahrscheinlichkeit bestimmter Ergebnisse berechnen. Sogar ein spezieller Algorithmus soll dafür bereits entwickelt worden sein. Demnach hat Deutschland durchaus das Zeug zum Europameister, aber auch Frankreich, England oder Portugal sind gut aufgestellt. Doch Fußball ist immer für eine Überraschung gut. Gegen die Leidenschaft der Spieler und Fans können selbst präziseste Analysen machtlos sein.
¹ https://www.dfb.de/news/detail/uefa-euro-2024-mit-wichtigem-signal-fuer-faire-lieferketten-253017/
Der Kommentator
Gabriel Werner ist Global Field CTO bei Blue Yonder. Er ist Experte für Supply Chain Management, Automatisierung und künstliche Intelligenz in der Lieferkette. Mit seinem Team deckt er die gesamte Wertschöpfungskette im Supply Chain Management ab, von der Planung bis zur Steuerung. Gabriel Werner hilft Kunden aus der industriellen Fertigung, Logistik und Retail bei der Digitalisierung ihrer Lieferketten. Vor seiner jetzigen Tätigkeit war er als Vice President Manufacturing für die DACH-Region und Vice President of Solutions Advisory für Blue Yonder in der EMEA-Region tätig. Er kam im April 2011 als Senior Solutions Advisor zu Blue Yonder und unterstützte Unternehmen bei der Verbesserung ihrer Lieferkettenleistung durch den Einsatz von Technologie. Er durchlief verschiedene Rollen, u.a. die des Vice President. Seit 2024 ist er als Global Field CTO branchenübergreifend für alle Blue Yonder Industrien verantwortlich.