Legacy-Systeme und Point-to-Point-Verbindungen sind altbekannte Bottlenecks. Wer beim Ablösen von Legacy-Systemen seine IT-Architektur durch eine Middleware modernisiert, der erhöht die Flexibilität seiner Systemlandschaft deutlich.

Legacy-Systeme modernisieren: Aufgrund des steigenden Wettbewerbsdrucks sind Unternehmen gefordert, ihre Geschäftsprozesse kontinuierlich zu optimieren. In den Fokus rücken dabei Legacy-Systeme. Lassen sich diese nur mit hohem Aufwand administrieren oder weiterentwickeln, steht mittelfristig ihre Ablösung im Raum. Die neue Anwendung wird im Rahmen der Migration über eine Vielzahl an Schnittstellen in die Systemlandschaft integriert.
Ist-Zustand analysieren
Damit die Anbindung der neuen Anwendung möglichst effizient passiert, sollten Systemarchitekten zunächst die bestehende Systemlandschaft betrachten. Ist diese über Jahre gewachsen, existieren häufig mehrere Datenbanken mit redundanten Informationen. Damit ist nicht nur ein hoher Pflegeaufwand verbunden, sondern vor allem auch ein hohes Risiko der Dateninkonsistenz aufgrund unterschiedlicher Schreibweisen oder variierender Datenbankstrukturen.
Die Ist-Analyse betrachtet auch den Datenaustausch zwischen dem abzulösenden Legacy-System und den anderen Anwendungen. Oft kommen hier Direktverbindungen zum Einsatz. Für die Datensynchronisation mit dem neuen System könnten diese Point-to Point-Verbindungen erneut programmiert werden. Eine solches Vorgehen zieht allerdings eine hohen Pflegeaufwand nach sich. Die IT-Abteilung muss sämtliche existierenden Verbindungen neu einrichten und bei einem Releasewechsel anpassen. Kommen weitere Applikationen hinzu, werden diese ebenfalls durch individuelle Programmierung mit den bestehenden Systemen verbunden.
Legacy-Systeme modernisieren durch eine zukunftsfähige Systemarchitektur
Es gibt einen Ausweg aus dieser Falle: Das Ausmustern von Legacy-Systemen ist ein geeigneter Zeitpunkt, um die vorhandene Systemarchitektur durch eine Integrationsplattform zukunftsfähig zu gestalten. Die neue Middleware führt dann alle eingesetzten Systeme so zusammen, dass sie Geschäftsprozesse applikationsübergreifend abbilden, ohne dass Mitarbeiter Daten manuell zwischen Anwendungen übertragen müssen. Die Basis einer solchen Plattform bilden wiederverwendbare Programmschnittstellen. Diese entlasten die IT-Abteilung erheblich und bringen darüber hinaus hohe Flexibilität.
Da zusätzliche Anwendungen lediglich eine Programmschnittstelle zur Middleware brauchen, lassen sie sich ohne großen Aufwand integrieren. Bei Point-to-Point-Verbindungen müsste für jede bestehende Lösung, mit der ein Datenaustausch erfolgen soll, eine separate Anbindung des neuen Systems programmiert werden. Auch Software-Updates lassen sich durch den Einsatz einer Middleware schnell durchführen, da die damit verbundenen Änderungen in der Datenbank lediglich in der entsprechenden Programmschnittstelle umgesetzt werden. Insgesamt spart eine Integrationsplattform also viel Zeit. Zeit, welche die IT-Abteilung beispielsweise in das Optimieren von Geschäftsprozessen investieren kann.
Legacy-Systeme modernisieren in fünf Schritten
Nach der Analyse des Ist-Zustandes sind fünf Schritte wichtig, um die Integrationsplattform zielgerichtet einzuführen:
- Use Cases identifizieren
Die IT-Abteilung eruiert gemeinsam mit den Fachabteilungen jene Anwendungsfälle, bei denen eine Integrationsplattform die entsprechenden Prozesse nachhaltig beschleunigt. Dabei empfiehlt es sich, die Anwendungsfälle zu priorisieren und anhand dieser Rangfolge die bisherigen Point-to-Point-Verbindungen durch die Anbindung an die Integrationslösung zu ersetzen. Dabei ist auch der spezifische Datenbedarf jeder Anwendung zu definieren.
- Single Point of Truth definieren
Sobald klar ist, welche Systeme miteinander kommunizieren müssen, gilt es zu bestimmen, welche der Anwendungen als Master für eine zentrale Datenhaltung dient. Beispielsweise haben Unternehmen häufig ein ERP-System (Enterprise Resource Planning) und eine CRM-Anwendung (Customer Relationship Management) im Einsatz. Deren Integration ermöglicht vor allem eine nahtlose Synchronisation von Stamm- und Transaktionsdaten, sodass eine redundante Dateneingabe und -haltung entfällt. Welche dieser Lösungen als Single Source of Truth fungieren sollte, lässt sich nicht pauschal beantworten, sondern hängt von den unternehmerischen Anforderungen ab.
Oftmals dient ein SAP-System als führende Anwendung für Produkt- oder Bestelldaten, und diese werden dann in eine CRM-Lösung wie Salesforce übertragen. Ein CRM-System kann Bestellungen prinzipiell anlegen. Ihre Verarbeitung erfolgt allerdings stets im ERP-System. Dieses erhält neue Kundenstammdaten bei Auftragserteilung vom CRM-System. Als führendes System für alle Kundenstammdaten und -interaktionen fungiert die CRM-Anwendung. Sie bildet die Customer Journey ganzheitlich ab. Ist das jeweils führende System definiert, werden ausschließlich darin die Daten angelegt, gepflegt und bedarfsgerecht an die weiteren Anwendungen verteilt.
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- Hohe Datenqualität sicherstellen
Sämtliche bestehenden Daten müssen bereinigt werden. Dazu gehören das Entfernen von Dubletten sowie das Aktualisieren und Vervollständigen. Eine solche Datenaufbereitung empfiehlt sich insbesondere bei einer historisch gewachsenen und damit unübersichtlichen Systemlandschaft mit zahlreichen Anwendungen und Datenbanken. Eine dedizierte Master-Data-Management-Lösung ist bei großen Datenmengen sinnvoll.
- Ein Common Data Model entwickeln
Nach dem Festlegen der zu synchronisierenden Daten entwickelt ein Systemarchitekt ein gemeinsames Datenmodell. Dieses muss mit den jeweiligen Datenbanken kompatibel sein und mögliche Restriktionen wie Feldlängen und zulässige Zeichen berücksichtigen. Unterschiedliche Feldbezeichnungen in den Systemen (etwa Kundennummer versus Account Number) werden in der Integrationsplattform durch ein sogenanntes Mapping zugeordnet. Eine eindeutige ID aus dem führenden System gewährleistet die Datensynchronizität. Diese wird bei der Synchronisation mit übertragen, um im empfangenden System den richtigen Datensatz zu aktualisieren. Sofern nicht alle Systeme die Syntax der ID unterstützen, ist ein systemübergreifender, eindeutiger Schlüssel zu definieren und im Datenmodell zu integrieren.
- Monitoring sicherstellen
Werden Daten auch an externe Systeme weitergegeben, sollten Unternehmen bereits bei der Projektplanung Validierungsmechanismen zum Überprüfen der korrekten Übermittlung berücksichtigen. So kann man bei technischen Fehlern, Problemen oder Fragen nachvollziehen, wann welche Daten übermittelt oder welche Daten – etwa aufgrund definierter Regeln – nicht übertragen wurden. jf
Der Autor
Kai Graßnick ist Lead Solution Architect bei der Integration Matters GmbH.