Start Software und Technologie KI und die Websites der Zukunft

KI und die Websites der Zukunft

Die Digitalisierung ist kaum älter als ein paar Jahrzehnte. Das digitale Binärsystem mit 0 und 1 gibt es erst seit den 1930er/1940er Jahre. Was seither in nicht einmal hundert Jahren alles erfunden und entwickelt wurde, ist unvorstellbar und hat unsere Welt grundlegend verändert. Der nächste Meilenstein ist zweifelsohne die Künstliche Intelligenz (KI). Wie wird KI das Aussehen und die Funktion von Websites in der Zukunft verändern?

KI Websites
Quelle: ©YakobchukOlena | istockphoto.com

1. Inhalte: KI spielt mit unseren Sehnsüchten

Eine der schnellsten Entwicklungen in Bezug auf Websites ist die Fähigkeit von KI, Inhalte individuell auf Nutzer zuzuschneiden. Ein Bereich, den die führenden Technologieunternehmen aus dem Silicon Valley mit ausgeklügelten Algorithmen bis aufs Äußerste ausgereizt haben. Die Spitze schien erreicht. Eine weitere Schwäche der bisherigen Algorithmen war das fehlende Verständnis eines breiteren Kontextes.

Die neuen KI-Systeme werden nun riesige Mengen an Daten über das Verhalten und die Vorlieben der Besucher analysieren und bisher unerreicht präzise personalisierte Ausgaben erstellen. Dabei soll die Zufriedenheit der Besucher mindestens im gleichen Verhältnis wie die Umsätze steigen. Man stelle sich einen Webshop vor, der nur Produkte vorschlägt, die wie fehlende Puzzle-Stücke perfekt zu den Interessen der Nutzer zusammenpassen; der Traum eines jeden Anbieters.

2. Design: KI wird zum dynamischen Gestalter

Jeder weiß: „Das Auge isst mit.“ Deshalb ist das Erscheinungsbild von Websites enorm wichtig. Dank KI können Webdesigner auf innovative Tools und Algorithmen zurückgreifen, die bei der Optimierung des Designs helfen werden. Vermutlich werden Designs laufend anhand neuer Daten automatisch angepasst. Diese intelligenten Tools analysieren die Benutzererfahrung in Echtzeit und passen Elemente wie Farbschemata, Layouts und Schriftarten an, um die Attraktivität und Benutzerfreundlichkeit zu steigern. Das führt vielleicht so weit, dass die gleiche Website für verschiedene Nutzer komplett anders aussehen könnte. Das sollte langfristig zu hübscheren Websites führen, die nicht nur gut aussehen, sondern auch die Navigation und Interaktion für die Besucher erleichtern.

3. Kundenservice: KI als persönlicher Assistent

Bisher waren Chatbots eher ein Gräuel. Das lag daran, dass man nicht annähernd alle eintretenden Fälle und Eingaben abfangen und programmieren konnte. Das Resultat war meistens ernüchternd. Am Schluss spuckte der Chatbot meist eine E-Mail-Adresse oder Telefonnummer mit der Bitte aus, sich selbst an den Support zu wenden.

Neu kommt das Kontextverständnis der KI hinzu. Nun können KI-Modelle mit Daten eines Unternehmens oder Produktes trainiert werden. Hinzu kommen gewisse Leitplanken, die man setzen muss, und Definitionen des Workflows. Den Rest erledigt die KI ohne zusätzliche Programmierung. Selbst mehrere Sprachen stellen keine Hürde mehr dar. Denn bisher musste man mühselig jede Sprache einzeln abfangen und konfigurieren, da die bisherigen Sprachmodelle zu fehleranfällig waren. So sind die Chatbots nun in der Lage, Nutzerfragen adäquat zu beantworten, Support anzubieten und Probleme zu lösen – und das rund um die Uhr. Die Fähigkeit von KI, menschliche Konversationen korrekt zu interpretieren und zu führen, macht den Kundenservice zukünftig empathischer, schneller und effizienter.

Unbedingt zu empfehlen ist ein vorsichtiger Umgang mit solch „klugen“ Assistenten und den eigenen Daten. Bereits im Jahr 2015 habe ich dazu eine kleine Kolumne veröffentlicht: Vertrauen Sie Ihrem Butler?

4. SEO: KI als Sprungbrett

Die Sichtbarkeit von Websites in den Ergebnissen von Suchmaschinen ist von essenzieller Bedeutung. Die Suchmaschinen-Algorithmen werden immer komplexer, weshalb KI unter die Arme greifen wird, um Inhalte zu erstellen, die qualitativ hochwertig sind und die Anforderungen der Suchmaschinen erfüllen. Solange die großen Suchmaschinenanbieter KI-Inhalte nicht im Ranking bestrafen, werden KI-generierte Inhalte zentrale Bausteine einer guten SEO-Strategie sein. KI-gesteuerte SEO-Analysen werden helfen, die richtigen Schlüsselwörter und Strategien zu identifizieren, damit eine Website in der Rangliste der Suchergebnisse hochklettert.

Zurzeit ist technisch noch nicht geklärt, ob die einwandfreie Identifizierung von künstlich erzeugten Inhalten überhaupt möglich ist. Zum aktuellen Stand ist das nicht zweifelsfrei machbar, wodurch nur der Einschluss statt Ausschluss solcher Inhalte Sinn machen wird.
Zusätzlich werden sich auch die Suchmaschinen verändern. Inwieweit ist noch schwer zu beurteilen. Es kann gut sein, dass die klassische Websuche durch einen digitalen Assistenten ersetzt wird, wodurch man mittels Dialog die gesuchten Inhalte und Informationen im Internet ansteuert.


Anzeige | Trovarit-Academy

KI-WebinarWebinarreihe „KI konkret“ – Praxisnahe Use Cases

In vielen Unternehmen herrscht immer noch große Unsicherheit bei der Frage, ob und wie KI nutzbringend für die eigenen Prozesse eingesetzt werden kann.

Die Webinarreihe „KI konkret“ stellt in mehreren Terminen Use Cases vor, bei denen reale Herausforderungen in unterschiedlichen Unternehmensbereichen durch den Einsatz von KI gelöst werden konnten.

Zu den Aufzeichnungen der Webinar-Reihe KI konkret


5. Sicherheit und Datenschutz: KI als Türsteher

Während KI viele Vorteile bietet, entstehen auch neue Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf die Sicherheit von Websites. KI-basierte Systeme werden eingesetzt, um vor Bedrohungen wie Hacking und Datenlecks zu schützen. Sie analysieren den Datenverkehr in Echtzeit und erkennen verdächtige Aktivitäten, um Websites und die persönlichen Daten der Nutzer zu schützen. Natürlich wird auch die Gegenseite aufrüsten, und wiederum KI-Systeme für das effizientere Finden und Ausnutzen von Sicherheitslücken einsetzen. Wie seit dem Anbeginn der Tage wird die helle & dunkle Seite gleichzeitig aufrüsten. Der ewige Kampf wird weitergehen. Sisyphos wäre stolz.

6. Barrierefreiheit und Inklusion: KI für alle

Die Zugänglichkeit von Websites ist ein wichtiger Aspekt, der zum Glück mittlerweile auch von den Suchmaschinen goutiert wird. KI kann dazu beitragen, Websites für Menschen mit Behinderungen noch zugänglicher zu machen. Spracherkennungstechnologien, Text-zu-Sprache-Tools und andere KI-Applikationen werden Barrieren beseitigen und die Inklusion fördern. Dies ist nicht nur eine ethische Verpflichtung, sondern erweitert auch die Reichweite und Relevanz einer Website.

7. Worte der Mahnung: KI mit Verantwortung

Bei all den schönen neuen Möglichkeiten gibt es wie immer auch Schattenseiten. Zum einen wird es eine Umwälzung im Berufsmarkt geben. Einige Berufe werden vermutlich an Bedeutung verlieren oder büßen Ressourcen ein. Andere werden gestärkt und wiederum neue Berufe werden geschaffen. Ganz wild wird zudem das Thema Regulierung, Datenschutz und Urheberrecht sein. Da befinden wir uns zurzeit noch im Wilden Westen, da jeder Großkonzern ohne Transparenz einen eigenen Sheriff mit eigenen Regeln und Gesetzen aufstellt. Sobald die Mühlen der Politik hinterher sind und aufgeholt haben, werden viele dieser Fragen zumindest rechtlich etwas klarer zu beantworten sein. Bis dahin sollte man trotz all der verführerischen Tools sparsam mit seinen eigenen schützenswerten Daten umgehen und nach Möglichkeit Anbieter bevorzugen, die Transparenz und Fairness vorleben.

Fazit: Die aufregende Zukunft von Websites

Insgesamt steht uns eine aufregende Zukunft des Webdesigns bevor, die mit KI in neue Sphären vorstoßen wird. Die personalisierte Nutzererfahrung, das optimierte Webdesign, der verbesserte Kundenservice, die Unterstützung für SEO, die erhöhte Sicherheit und die Barrierefreiheit sind nur einige Bereiche. Hinzu kommen die neuen Herausforderungen und Schattenseiten, die mit jeder neuen Technologie mitgeliefert werden. Da es sich bei der Künstlichen Intelligenz um einen technischen Quantensprung handelt, benötigt diese Erfindung eine besonders enge Begleitung seitens Politik, Wissenschaft & Gesellschaft.

Der Schnellzug der Digitalisierung nimmt immer weiter Fahrt auf. Mit der Künstlichen Intelligenz ist nun eine weitere Schallmauer durchbrochen worden. Wenn man sich vor Augen führt, wie nahe all die technischen Erfindungen im Vergleich zur gesamten Menschheitsgeschichte beieinanderliegen, kann einem schon etwas mulmig werden. Die Verrücktheit unserer technologischen Epoche habe ich in einer eigenen kleinen Kolumne kurz beleuchtet: Ein Sprung wie kein Zweiter.


Der Autor

Quelle: ©RealizationZone

Chris Casutt ist Inhaber und Geschäftsführer der Schweizer Webagentur RealizationZone (www.realization.zone) mit Hauptsitz in Chur. Er berät rund um das Thema der Digitalisierung, programmiert Websites & Webapplikationen, integriert Künstliche Intelligenz und schreibt Texte für verschiedene Medien. Zudem fördert und unterstützt er „Open Source“ und das weltweit genutzte CMS Drupal.