Die HR-Software-Auswahl stellt viele Unternehmen vor eine zentrale Entscheidung, die langfristig die Effizienz und Effektivität der Personalprozesse beeinflussen kann. Sollten sich Unternehmen hier für ein umfassendes Generalisten-System oder eine spezialisierte Best-of-Breed-Lösung entscheiden? Beide Ansätze haben ihre Vor- und Nachteile und die richtige Entscheidung hängt stark von den spezifischen Anforderungen und der Struktur des jeweiligen Unternehmens ab.
Maßgeschneiderte Human-Resource-Lösungen für anspruchsvolle Unternehmensprozesse
Best-of-Breed-Lösungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie einzelne Human-Resource-Prozesse besonders tiefgehend abdecken. Unternehmen, die beispielsweise besondere Anforderungen an die Lohn- und Gehaltsabrechnung haben, profitieren von spezialisierten Tools, die komplexe Regelungen wie internationale Vorschriften oder variable Gehaltsmodelle effizienter abbilden können. Ähnlich verhält es sich in Bereichen wie der Zeiterfassung, der Schichtplanung oder dem Bewerbermanagement. Hier überzeugen spezialisierte Lösungen durch ihre hohe Funktionalität und Anpassungsfähigkeit. Der Hauptvorteil von Best-of-Breed-Lösungen liegt in der Tiefe ihrer Funktionalität. Sie bieten oft modernste Funktionen und innovative Technologien, die Unternehmen dabei helfen, Prozesse zu optimieren und gezielt an ihre Bedürfnisse anzupassen. So sind in spezialisierter Bewerbermanagement-Software beispielsweise Funktionen wie automatisierte Bewerbungsgespräche oder detaillierte Reporting-Tools häufig besser integriert als in einem Generalisten-System. Diese Lösungen sind ideal für Unternehmen, die in bestimmten HR-Prozessen besonders hohe Anforderungen haben und sich durch spezialisierte Tools einen Wettbewerbsvorteil verschaffen wollen.
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Vernetzte Unternehmensprozesse: Effizienz durch integrierte HR-Systeme
Im Gegensatz dazu bieten Generalisten-Systeme, häufig in Form von ERP-Lösungen, eine umfassende Lösung, die über den HR-Bereich hinausgeht. Diese Systeme decken mehrere Geschäftsbereiche ab, von der Buchhaltung bis zur Produktionsplanung. Sie bieten damit eine nahtlose Integration der Unternehmensprozesse. Ein klarer Vorteil dieser Systeme liegt in der Möglichkeit, Daten abteilungsübergreifend zu verwalten und den Informationsfluss im Unternehmen zu optimieren. Für Unternehmen, die eher standardisierte HR-Prozesse haben, kann ein Generalisten-System in der HR-Software-Auswahl völlig ausreichend sein. Die Lohn- und Gehaltsabrechnung sowie die Zeiterfassung lassen sich in vielen Fällen auch in einem integrierten ERP-Modul effizient abwickeln, ohne dass eine spezialisierte Lösung erforderlich ist. Generalisten bieten zudem den Vorteil, dass sie weniger Schnittstellenprobleme aufweisen und die Implementierung oft kostengünstiger und schneller erfolgt.
Entscheidungsfaktoren: Anforderungen und Komplexität
Die Frage, welche Lösung die richtige bei der HR-Software-Auswahl ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Stattdessen hängt sie stark von den individuellen Anforderungen an die HR-Prozesse ab. Je spezialisierter und anspruchsvoller diese sind, desto eher lohnt sich die Investition in eine Best-of-Breed-Lösung. Unternehmen, die beispielsweise stark variierende Gehaltsstrukturen haben oder in Branchen mit komplexen Arbeitszeitmodellen tätig sind, profitieren von spezialisierten Systemen. Sie ermöglichen eine tiefgehende Anpassung an spezifische Anforderungen. Generalisten-Systeme hingegen sind oft ausreichend für standardisierte Prozesse und bieten Vorteile bei der Integration mit anderen Abteilungen. Wenn es für das Unternehmen wichtig ist, dass HR-Daten mit der Finanzbuchhaltung, dem Controlling oder anderen Abteilungen verknüpft werden, bietet ein Generalisten-System klare Vorteile: hier werden Datenbrüche vermieden und eine unternehmensweite Sicht auf die Personalprozesse ermöglicht.
Neben der Komplexität der HR-Prozesse spielt auch die Unternehmensgröße und das verfügbare Budget eine wichtige Rolle bei der HR-Software Auswahl. Große Unternehmen mit spezialisierten HR-Prozessen und umfangreichen Budgets neigen eher dazu, Best-of-Breed-Lösungen zu wählen. Diese haben die notwendigen Ressourcen für die Implementierung und Pflege mehrerer spezialisierter Systeme. Kleinere Unternehmen hingegen, die weniger komplexe Anforderungen haben, profitieren häufig von der Kosteneffizienz und Einfachheit eines Generalisten-Systems. Die Implementierung eines ERP-Systems ist in der Regel kostengünstiger, da keine zusätzlichen Schnittstellen entwickelt oder gepflegt werden müssen.
Zusammengefasst bieten spezialisierte Best-of-Breed-Systeme eine maximale Flexibilität, da sie sich optimal an individuelle Anforderungen im HR-Bereich anpassen lassen. Diese Systeme zeichnen sich zudem durch ihre Innovationskraft aus, da spezialisierte Anbieter häufig schnellere Innovationszyklen haben und modernste Funktionen, wie Künstliche Intelligenz oder automatisierte Personalauswahl, anbieten. Da sich Best-of-Breed-Lösungen auf klar definierte HR-Bereiche konzentrieren, bieten sie zudem eine höhere Benutzerfreundlichkeit. Das kann sich positiv auf die Effizienz der HR-Prozesse auswirken. Dennoch punkten Generalisten-Systeme durch ihre nahtlose Integration, was besonders für Unternehmen wichtig ist, die eine umfassende und abteilungsübergreifende Lösung suchen.
HR-Software-Auswahl: Wer die Wahl hat, hat die Qual
Die einzig wahre, alles umfassende Allgemeinlösung gibt es aber leider nicht. Zu verschieden sind die einzelnen Unternehmen, deren Strukturen und nicht zuletzt deren Anforderungen. Und der überaus vielfältige und damit auch nicht gerade transparente Markt tut sein Übriges. Die Entscheidung für ein HR-System oder doch eher ein integriertes Modul ist darum immer eine sehr individuelle. Und spätestens ab hier ist der Blick auf die eine passende Lösung nachhaltig verstellt.
Darum ist es hilfreich, im Vorfeld nicht nur die notwendigen Anforderungen zu definieren, sondern auch die eigene Infrastruktur und die eigenen Arbeitsprozesse kritisch unter die Lupe zu nehmen. Denn funktionaler Anspruch ist das eine, aber ineffiziente oder veraltete Prozesse, gespickt mit sogenannten Behelfsabläufen, sollten vor Einführung einer entsprechenden Lösung eliminiert oder überarbeitet werden. Erst wenn klar ist, wo sich solche ineffizienten Arbeitsabläufe, Sicherheitslücken und andere unnötige Kostentreiber verbergen, wird der Blick auf die passende Lösung wieder klarer. Schließlich soll die neue Lösung die Unternehmenssituation nachhaltig und auch langfristig verbessern.
Fazit: Struktur im Auswahlprozess als Zauberformel
Ein strukturiertes Vorgehen ist bei der HR-Software-Auswahl hilfreich: So sollte die Entscheidung zwischen einer Best-of-Breed-Lösung und einem Generalisten-System auf einer gründlichen Analyse der spezifischen Anforderungen eines Unternehmens basieren. Jedes Unternehmen sollte seine Prozesse detailliert betrachten und die Bedürfnisse der HR-Abteilung klar definieren. Denn eine detaillierte Analyse der HR-Prozesse und die Abwägung zwischen Spezialisierung und Integration sind entscheidend, um langfristig von der Investition in eine HR-Lösung zu profitieren. Neben den Anforderungen müssen auch die strategischen Ziele des Unternehmens sowie zukünftige Entwicklungen berücksichtigt werden, um jene Software zu finden, die sowohl heute als auch in Zukunft die gewünschten Ergebnisse liefert.
Die Autorin
Nathalie Weng ist Managing Consultant bei der Trovarit AG.