Die Verwaltung und Aktualisierung von Produktinformationen über verschiedene Vertriebskanäle hinweg stellt für viele Unternehmen eine große Herausforderung dar. Diese Aufgabe wird zunehmend komplexer, da sich das Kundenverhalten ständig ändert und neue Technologien kontinuierlich Einzug halten. Product Information Management (PIM)-Systeme bieten hier eine effiziente und flexible Lösung. Sie ermöglichen es Unternehmen, den Überblick über ihre Produktdaten zu behalten und diese auf verschiedenen Plattformen synchron zu verwalten.
Wandel der Vertriebskanäle
Traditionell wurden Werbebotschaften über wenige, oft statische Kanäle, wie Plakate oder TV-Werbung verbreitet. Diese Ansätze reichen im dynamischen Internetzeitalter und angesichts der Interaktivität der sozialen Medien nicht mehr aus PIM-Systeme ermöglichen es, mehrere Vertriebskanäle simultan mit validen und konsistenten Inhalten zu versorgen, indem sie Integrationen mit Designtools und Web-Content-Management-Systemen bieten. Außerdem stellen sie Werkzeuge zum automatisierten Datenaustausch und zur Qualitätssicherung bereit.
Vorteile von PIM-Systemen
PIM-Systeme eliminieren Datensilos, steigern die Effizienz in der Produktdatenpflege und bieten qualitätsgesicherte, konsistente Produktinformationen, die für verschiedene Vertriebskanäle optimiert sind. Sie ermöglichen:
- die Filterung nach regionaler und zeitlicher Zulässigkeit
- die automatische Bereitstellung zu vordefinierten Zeitpunkten
- Mehrsprachigkeit und kundenspezifische Anpassungen
- die Integration von Bildern und Videos
Damit sind PIM-Systeme der Backbone für die interne Bereitstellung von Produktinformationen, für den Datenaustausch im B2B-Umfeld und insbesondere für die B2C-Vertriebskanäle.
Mit positiver Customer Experience Kunden gewinnen und binden
Was erwarten wir als Kunden von einer produktbezogenen Informationsplattform? Die Kundenerwartungen im B2C-Bereich konzentrieren sich auf eine positive Customer Experience (CX), die sowohl Neukundengewinnung als auch Kundenbindung umfasst. Wichtige Aspekte sind:
- einfacher Zugriff auf relevante Informationen durch benutzerfreundliche Plattformen
- Nutzung mobiler Möglichkeiten wie QR-Codes und Sprachsteuerung
- personalisierte Informationen basierend auf Nutzerprofilen und -verhalten
PIM-Systeme unterstützen dies durch die Abbildung von Relationen zwischen Produkten, dynamische Produktdokumentationen und flexible Informationshierarchien. Produktdokumente müssen nicht länger statische Objekte sein, sondern können als eine Struktur von attribuierten Informationselementen aufgebaut und entsprechend durch Attribut-Filter zusammengestellt werden. Produkte können zudem auf mehr als eine Weise sinnvoll, logisch und konsistent hierarchisch angeordnet werden. PIM-Systeme verwalten Produktinformationen über den ganzen Produkt Lebenszyklus hinweg und können so auch „Alt-“Informationen bereitstellen. Sie ermöglichen eine Mehrfachklassifizierung der Produkte, den Aufbau von FAQs und die Verwaltung von Medien (z. B. Videos) zu Fragestellungen. Diese Informationen können der Plattform für den Self-Service aber auch dem internen Customer Service zur Unterstützung bereitgestellt werden.
Sortimentsbreite und Long-Tail-Produkte
Beispielhaft zeigt Amazon, wie eine Plattform neben Eigenprodukten auch Fremdprodukte integriert, um ein umfassendes Angebot bereitzustellen. Zu gewählten Produkten gibt es Informationen zu Kombinationen, Alternativen, Verhalten anderer Käufer. Dem Nutzer wird ein scheinbar vollumfängliches Produktangebot in einheitlicher Weise, ähnlichem Detaillierungsgrad, mit Schnäppchen Suggestion und scheinbar ohne Präferenz der Eigenprodukte präsentiert. Dieses Erfolgsmodell hat mit dazu geführt, dass Anbieter im B2C-Markt ihr Sortiment an Eigenprodukten stark um Long-Tail-Produkte erweitert haben und Möglichkeiten zur Verwaltung und Analyse von Wettbewerbsprodukten wünschen. In diesem Zusammenhang bezeichnen Long-Tail-Produkte Nischenprodukte, die in der Regel nicht in größeren Stückzahlen abgesetzt werden, über die Menge der Produkte aber einen signifikanten Anteil zum Umsatz beitragen können. PIM-Systeme ermöglichen es, die Datenflut durch Automatismen und Templates, Verarbeitungsroutinen zum Datenaustausch, Qualitätssicherung und Inhaltserstellung zu bewältigen. Über Analyseroutinen können Produktvergleiche zur Herausstellung von Merkmalen der Eigenprodukte, zur Preisgestaltung oder zur Produktplatzierung auf der Plattform genutzt werden.
Individualisierung von Produkten steht auf der Tagesordnung
Im B2B-Umfeld sind Hersteller oft gehalten, Produktinformationen kundenindividuell zu verwalten oder gar Produkte kundenindividuell zu führen. Beispiele sind das Produktlabeling gemäß Kundenvorgaben und die Produktherstellung nach kundenindividuellen Rezepturen/Vorgaben für Eigenmarken in der Heimwerker- oder Nahrungsmittel-Branche. PIM-Systeme unterstützen über Templates (z. B. für Produktlabel oder Produktdatenblätter) und die Möglichkeit der Variantenbildung dabei, diese Individualisierung effizient abzubilden.
Kundeninteraktion erreicht neues Level
Die Kundeninteraktion im Web sollte wenig aufdringlich sein: Angestoßen durch den Anbieter können Chat-Angebote, Anfragen zu Zufriedenheitsbewertungen per One-Click oder auch der Hinweis auf Feedback-Möglichkeiten ein Mittel sein. Jedwede Kommentierung und Analyse von Produktbewertungen, auch in den sozialen Netzwerken, werden durch PIM-Systeme verwaltet und ausgewertet. So werden fehlerhafte Kommentare korrigiert und Influencer mit relevanten Informationen versorgt.
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PIM-Systeme: Status Quo und Trends |
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Thema: | Produktinformationsmanagement (PIM), eCommerce, Webshops |
Referent: | Berthold Lütticke, Trovarit AG |
Konfiguratoren machen Produkte individuell
Konfiguratoren ermöglichen es Kunden, Produkte an ihre Bedürfnisse orientiert zu gestalten. So ist es beispielsweise in der Automobilbranche möglich, ein Fahrzeug durch An-,Ab- oder Auswahl von Konfigurationselementen (z. B. Interieur, technische Features, Exterieur) nach eigenen Vorstellungen zusammen zu stellen. Um das Erleben für den Kunden noch realitätsnäher zu gestalten, wird künftig Augmented Reality (die Simulation von Objekten in der Betrachterwelt) und Virtual Reality (die Simulation der Welt des Betrachters) vermehrt eine Rolle spielen. Besonders für den Bereich Wartung und Support kann diese Unterstützung hilfreich sein. War es vor wenigen Jahren noch eine Besonderheit, wenn ein Mechaniker durch Videosequenzen bei seiner Tätigkeit unterstützt wurde, so ist Augmented Reality für Wartungsarbeiten an komplexen Systemen der folgerichtige nächste Schritt. PIM-Systeme werden diesen Schritt unterstützen müssen.
Der Blick in die Zukunft
Durch die intelligente Verbindung von PIM mit ERP-, CRM– und CMS-Systemen kann umfangreiches Wissen über Kunden gesammelt werden, das zur Steigerung der Customer Experience genutzt werden kann. PIM-Systeme werden künftig dynamischer und enger mit anderen Systemen verzahnt sein. Einige PIM-Hersteller betrachten ihre Lösungen bereits als zentrale Master Data Management (MDM)-Systeme für Produktinformationen.
Fazit
PIM-Systeme sind essenziell für die effiziente Verwaltung und Bereitstellung von Produktinformationen über verschiedene Vertriebskanäle hinweg. Sie unterstützen Unternehmen dabei, den Anforderungen einer digitalen und kundenorientierten Marktlandschaft gerecht zu werden. Durch die kontinuierliche Weiterentwicklung und Integration neuer Technologien, wie Augmented und Virtual Reality, bleiben PIM-Systeme ein zentraler Bestandteil moderner Unternehmensstrategien.
Der Autor
Berthold Lütticke ist Managing Consultant bei der Trovarit AG.