Start Ratgeber Die stille Revolution unter der Motorhaube

Die stille Revolution unter der Motorhaube

Ohne KI fährt in der Automobilindustrie bald nichts mehr. Ob Entwicklung, Fertigung oder Fahrkomfort – Künstliche Intelligenz verändert, wie Fahrzeuge entstehen und genutzt werden. Und das ist erst der Anfang.

KI in der Automobilindustrie
©gorodenkoff | istockphoto.com

KI in der Automobilindustrie verändert derzeit die Spielregeln: Sie ist nicht nur die Grundlage für autonomes Fahren, sondern beeinflusst auch grundlegend, wie Fahrzeuge entwickelt, gefertigt, vermarktet und genutzt werden. HTEC zeigt an fünf Anwendungsbeispielen wie KI den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs durchdringt – vom ersten Designentwurf bis zur personalisierten Kundenkommunikation.

KI in der Automobilindustrie: Schneller zum Fahrzeugdesign

Statt Fahrzeugkomponenten mühsam zu modellieren, beschreiben Ingenieure heute einfach die gewünschten Bauteile – die KI generiert daraus sofort grafische Renderings. Diese lassen sich direkt in CAD-Programmen weiterverarbeiten. In Simulationen unterstützt die KI außerdem bei der Optimierung von Form und Struktur, etwa zur Reduzierung des Luftwiderstands – das spart Reichweite und beschleunigt die Entwicklung. Teure Windkanaltests und Prototypen in der frühen Phase werden zunehmend überflüssig.

Effiziente, nachhaltige Produktion durch KI

KI vernetzt Maschinen, steuert Warenflüsse und reduziert Lagerkosten, indem sie ungenutzte Bestände minimiert und die Produktionsauslastung erhöht. Sie spart Energie und Wasser ein – ein echter Hebel für Nachhaltigkeit. In der Qualitätskontrolle erkennt KI mithilfe von Bild- und Sensordaten selbst kleinste Fehler schneller als jedes menschliche Auge. Auch in der vorausschauenden Wartung ist sie unverzichtbar: Drohende Maschinenausfälle werden frühzeitig erkannt und verhindert. In der Robotik übernimmt KI zudem zunehmend die Steuerung komplexer Bewegungsabläufe.

Softwareentwicklung im Turbomodus

Moderne Fahrzeuge sind fahrende Computer. In Sensoren, Steuergeräten und Bedienelementen steckt überall Software. So steckt selbst in kleinsten Bauteilen häufig Programmlogik und passt beispielsweise die Wischfrequenz der Scheibenwischer automatisch der Niederschlagsmenge an. Statt jeden Code manuell zu schreiben, unterstützt KI heute bei Konzeption, Generierung, Test und Dokumentation. Fehler werden automatisch erkannt, Performanz- und Sicherheitstests laufen KI-gestützt im Hintergrund. Das spart Zeit, steigert die Qualität und verbessert das Fahrerlebnis.


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Artikel
Potenziale KI-gestützter Human Empowerment-Systeme
Industrie 4.0 erlebbar machen: Ein Human-Empowerment-System als Schlüssel zur Umsetzung in der Automobilproduktion
Autor: Prof. Günther Schuh, Dr. Alexander Keuper, Lennard Knobel, Felix Stein, WZL der RWTH Aachen University
Erschienen: 2025-03-18
Schlagworte: Automotive, Fertigungsindustrie, Human Empowerment-Systeme, Industrie 4.0, KI-Lösungen, Künstliche Intelligenz
Die Potenziale von Industrie 4.0 stellen für die deutsche Automobilindustrie eine Chance dar, den aktuellen globalen Herausforderungen gestärkt zu begegnen. KI-basierte Ansätze in Kombination mit lösungsneutralen Dateninfrastrukturen können hierzu signifikant beitragen. Im Forschungsprojekt NuMA 4.X wird ein KI-basiertes Human-Empowerment-System zur Qualitätsprädiktion von automatisierten Bahnfügeprozessen erarbeitet, um die Resilienz des Prozesses zu steigern und die Aufwände zur Qualitätskontrolle zu reduzieren.
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Autonomes Fahren und Sicherheit im Fokus

Ob Spurhalteassistent, Notbremsfunktion oder Müdigkeitserkennung – Fahrerassistenzsysteme basieren zunehmend auf KI. Sie analysiert die Daten aus Kamera, Radar, Lidar und Ultraschallsensoren und verschmilzt sie zu einem präzisen Bild der Verkehrssituation. Da diese sogenannte Sensorfusion und die darauf basierenden Entscheidungen sicherheitskritisch sind, sind umfangreiche Tests erforderlich. Vor diesem Hintergrund generiert KI  in Simulationen realitätsnahe und herausfordernde Szenarien, um Assistenzsysteme gezielt zu testen und kontinuierlich zu verbessern.

Auch im Innenraum wird KI aktiv:Kameras erkennen Anzeichen von Ermüdung, etwa durch Analyse des Augenaufschlags und der Pupillengröße.Theoretisch könnten auch Herzfrequenz oder Hautfeuchte mit Hilfe von Sensoren erfasst werden, um medizinische Notfälle frühzeitig zu erkennen. Doch solche Funktionen wären tiefe Eingriffe in die Privatsphäre. Wie viel Überwachung im Auto zulässig ist, bleibt eine offene Frage – und damit auch, ob solche Systeme jemals flächendeckend Realität werden.

Personalisierung und Komfort: KI macht’s möglich

Infotainmentsysteme lassen sich mit natürlicher Sprache steuern – ohne starre Befehle oder komplizierte Menüs. KI erkennt den Fahrer an seiner Stimme, passt Musik, Temperatur oder Navigation individuell an. Intelligente Assistenten organisieren Tanken, Maut oder Parkplatzsuche automatisch – ganz ohne App-Chaos.

Zielgerichtetes Marketing und smarter Kundenservice

KI revolutioniert auch Vertrieb und Kommunikation. Hersteller analysieren Kundenverhalten, segmentieren Zielgruppen fein und erstellen hochpersonalisierte Kampagnen. Das steigert Conversion-Raten und Markenbindung.

Inhalte für Kampagnen entstehen KI-gestützt, Chatbots beantworten Anfragen rund um die Uhr – flüssig, mehrsprachig und dialogorientiert. Gleichzeitig wertet KI Kundenfeedback aus, um Fahrzeuge und Services besser auf reale Bedürfnisse zuzuschneiden.

„KI ist aus der Automobilbranche bereits jetzt nicht mehr wegzudenken und wird die Art und Weise, wie Fahrzeuge entwickelt, produziert, vermarktet und genutzt werden, in den kommenden Monaten und Jahren weiter verändern“, betont Jörg Grotendorst, Advisor Automotive Industry bei HTEC. „Schon bald wird es keine Fahrzeuge mehr geben, die ohne KI auskommen, ohne KI entstanden sind oder ohne KI vertrieben werden.“


Der Autor

Jörg Grotendorst ist Advisor Automotive Industry bei HTEC.