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Hyperscaler profitieren von Künstlicher Intelligenz

Der Boom bei Künstlicher Intelligenz lässt den Bedarf an datenschutzkonformen Hyperscaler-Leistungen stark steigen. Zu diesem Ergebnis kommen zwei ISG-Studien. Sie zeigen, welche Cloud-Provider künftig in Deutschland und Europa profitieren.

Hyperscaler
Quelle: ©Growtika | Unsplash.com

Nach dem Auslaufen der Sonderkonjunktur durch Corona ist Künstliche Intelligenz der Toptreiber für weiteres Wachstum im Hyperscaler-Markt. In Europa und insbesondere auch in Deutschland geht diese Rechnung aber nur auf, wenn Unternehmen ihre analytischen Modelle in Sovereign-Cloud-Umgebungen entwickeln und implementieren können. Erst dann können die Unternehmen die Vorgaben des AI Act der EU erfüllen und über das damit erreichte Datenschutzniveau Wettbewerbsvorteile gegenüber außereuropäischen Angeboten rund um Künstliche Intelligenz erzielen. Wer als Cloud-Provider hierzu die passenden Services bietet, hat gute Chancen, überdurchschnittlich stark zu wachsen.

Das zeigen zwei Studien, in denen das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Information Services Group (ISG) die Portfoliostärke und Umsetzungskompetenz von Cloud-Anbietern auf dem Hyperscaler-Markt analysiert. Die erste der beiden Studien, der ISG Provider Lens Multi Public Cloud Services Report – Germany, konzentriert sich auf den deutschen Markt. Im Blickpunkt der Analyse stehen IT-Dienstleister, die unterschiedliche Public-Cloud-Angebote und die darin enthaltenen Sovereign-Cloud-Services kundengerecht orchestrieren, sodass ein ausreichendes Maß an Interoperabilität und Skalierbarkeit entsteht. ISG fasst diesen Hyperscaler-übergreifenden Ansatz unter dem Begriff ‚Multi Public Cloud Services‘ zusammen.

Sovereign-Clouds und Multiclouds im Fokus

Die zweite Studie weitet den Blick auf den gesamteuropäischen Markt und untersucht IT-Dienstleister, die über ein dediziertes Angebot für Entwicklung und Betrieb von Sovereign-Cloud-Architekturen verfügen. In der ISG Provider Lens Multi Public Cloud Services – EU vergleicht ISG die Stärken und Schwächen von insgesamt 16 Multi-Public-Cloud-Providern, die EU-weit tätig sind.

Die Studienreihe ISG Provider Lens Quadrant kombiniert als Anbietervergleich empirische, datengetriebene Forschungs- und Marktanalysen mit praxisbasierten Erfahrungen und Beobachtungen des global agierenden Beratungsteams von ISG. Die Studien untersuchen weltweit operierende Anbieter, vor allem in Europa sowie in den USA, Kanada, Brasilien, dem Vereinigten Königreich, Frankreich, Deutschland, der Schweiz, Skandinavien, den Niederlanden, Australien und Singapur/Malaysia.

Cloud und Künstliche Intelligenz wachsen zusammen

„Cloud Computing und Künstliche Intelligenz lassen sich nicht mehr getrennt behandeln“, berichtet Heiko Henkes, der als Director & Principal Analyst die Marktforschung von ISG in der DACH-Region leitet. Diesseits des Atlantiks legen Kunden mehr Wert auf digitale Daten-Souveränität und profitieren von speziell für diesen Zweck entwickelten Sovereign-Cloud-Architekturen.“

Spätestens beim Thema Künstliche Intelligenz wird vielen Public-Cloud-Kunden laut Henkes klar, dass sie bei der Nutzung der diversen Hyperscaler-Angeboten strukturierter und business-orientierter vorgehen müssen als in den zurückliegenden Jahren. Zumal die Zahl der Anwendungsfälle zunähme, bei denen es sich lohnt, mehrere Public-Cloud-Provider zu nutzen, um die jeweiligen Storage-, Computing- und Netzwerk-Bedarfe sowie Software-Anforderungen bestmöglich zu befriedigen.


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Entscheidungsunterstützung als Business Case

Neben dem Dauerbrenner Kostenoptimierung liegen die derzeit lohnendsten Einsatzfelder von Künstlicher Intelligenz in den Bereichen Früherkennung und Entscheidungsunterstützung. Das zeigt eine Befragung von 200 Geschäftskunden, die ISG gegen Ende des vergangenen Jahres durchgeführt hat. Als weitere wichtige Anwendungsbereiche nennen die Befragten Performance Management und Qualitätssicherung sowie die Entwicklung von virtuellen Assistenten und personalisierten Produkten.

„Um die Rechenleistung der Sovereign Cloud und der Künstlichen Intelligenz dann tatsächlich auf die Straße zu bringen, müssen die Unternehmen weitere Planungs-, Design- und Steuerungsmechanismen einziehen, die die Vorteile der Public Cloud anbieterübergreifend nutzbar machen“, unterstreicht Marktforscher Henkes. Gerade beim Aufsetzen intelligenter analytischer Lösungen sei Interoperabilität das Gebot der Stunde. Dies gelte für die Ebene Infrastructure-as-a-Service ebenso wie für Software-as-a-Service. Insbesondere dann, wenn es um die Analyse von Datenquellen geht, die in unterschiedlichen Cloud-Umgebungen liegen und den Anforderungen des aktuell präferierten analytischen Modells entsprechend zusammengeführt werden müssen.

Die Integration mehrerer Clouds ist schwierig

Auf Kundenseite sei die Integration mehrerer Clouds noch immer ein Riesenschmerz, gibt Henkes zu bedenken. Vielerorts gäbe es keine einheitliche Sicht auf die Daten, da viele davon nicht ausreichend strukturiert sind. In der Folge könnten Fragen aus dem Business nur eingeschränkt beantwortet werden. Belastbare Aussagen und Entscheidungen ließen sich allenfalls näherungsweise treffen.

Diese Einschränkungen gelten beispielsweise für das automatisierte Steuern von Kubernetes-Clustern, dem De-facto-Standard für die Cloud-native Container-Welt. Dieser Standard setzt zunehmend auch auf analytische Modelle aus der generativen Künstlichen Intelligenz, um Systemausfällen vorzubeugen, die auf den End-User und die Geschäftsbereiche durchschlagen würden. Laut der ISG-Studie haben derzeit allerdings nur wenige Lösungsanbieter geeignete Predictive-Analytics-Modelle zur Hand, um der Cloud-gestützten generativen Künstlichen Intelligenz die für die Entscheidungsunterstützung nötigen Daten zu liefern.

Lift&Shift alleine zementiert den Status Quo

Besonders virulent sind diese Defizite laut ISG dort, wo die bisherige Migration stark auf einem Lift & Shift der On-Premises-Lösungen basierte. Dies habe eher zu einer Fortschreibung des Status quo geführt, sodass die operativen Vorteile der Cloud nur teilweise genutzt werden können. Vor diesem Hintergrund rücken das Redesign der Workload-Governance und der Einsatz Cloud-nativer Technologien auf der Prioritätenliste der IT-Verantwortlichen immer weiter nach oben, so die Analysten.

In dieser Gemengelage sieht die Studie gute Marktchancen für all jene Provider, die über ausgewiesene Fähigkeiten im Managen von Multi-Public-Cloud-Umgebungen verfügen. Dies gelte sowohl auf strategischer Ebene bei der Transformationsberatung als auch auf operativer Ebene bei den Managed Services.

94 Anbieter in acht Marktsegmenten im Ranking

Insgesamt bewertet die Studie die Fähigkeiten von 94 Anbietern in acht Marktsegmenten. Dies sind ‚Consulting and Transformation Services for Large Accounts‘, ‚Consulting and Transformation Services for Midmarket‘, ‚Managed Services for Large Accounts‘, ‚Managed Services for Midmarket‘, ‚FinOps Services and Cloud Optimization‘, ‚Hyperscale Infrastructure and Platform Services‘, ‚SAP HANA Infrastructure Services‘ sowie ‚Secure Enterprise Filesharing Services.‘

Managed Services
Als ‚Leader‘ im Marktsegment Managed Services for Midmarket bewerten die ISG-Analysten die Provider Cancom, Claranet, PlusServer, NTT DATA und Deutsche Telekom TK. Insgesamt vergleicht die Studie 18 Cloud-Dienstleister in Deutschland. Quelle: ISG

Im Marktsegment der Managed Services für den Mittelstand beobachtet ISG eine besonders hohe Wettbewerbsintensität. Die erste große Konsolidierungsrunde sei mittlerweile abgeschlossen. Ungeachtet dessen würde sich das Übernahmegeschehen auch in diesem Jahr fortsetzen. Hauptmotive dafür seien der Zugang zu Neukunden und der weitere Aufbau von Spezialwissen. Vielen Providern gehe es darum, ihre Fähigkeiten im Edge Computing zu erweitern, um Workloads über mehrere Rechenzentren zu spannen, ohne die Latenzanforderungen der Anwender zu gefährden. Zu den typischen Managed Services dieser Anbieter gehören das Lifecycle-Management der Cloud-Infrastruktur und die Multicloud-Überwachung in Echtzeit mit prädiktiven Analysen.

Fünf Provider erreichen den „Leader-Status“

Die Studie stuft Accenture/Accenture (Wabion), Arvato Systems, CANCOM, Capgemini, HCLTech und Microsoft in drei Marktsegmenten als ‚Leader‘ ein. AWS, Claranet, Deutsche Telekom GK, Google, Infosys, Kyndryl, NTT DATA, Rackspace Technology, TCS, T-Systems und Wipro erhalten diese Einstufung in jeweils zwei Quadranten. All for One Group, Atos, Axians, Box, Brainloop, DRACOON, Dropbox, Eviden, FTAPI, IBM/IBM (Nordcloud), IONOS, PlusServer, Reply und Syntax sind in je einem Segment ‚Leader‘.

Syntax wird in zwei Marktsegmenten als ‚Rising Star‘ bewertet. Nach Definition von ISG handelt es sich dabei um Unternehmen mit vielversprechendem Portfolio und hohem Zukunftspotenzial. DATAGROUP, idgard, OVHcloud, Randstad Digital, Skaylink und STACKIT erhalten diese Einstufung in je einem Marktsegment.

Die Studie ISG Provider Lens Multi Public Cloud Services Report – Germany ist für Abonnenten und Einzelkäufer hier erhältlich. Bearbeitete Versionen der Studie stehen bei CANCOM, DRACOON, IONOS, Randstad Digital, Skaylink, STACKIT und T-Systems nach Angabe der Kontaktdaten zum Download bereit. Jürgen Frisch


Der Experte

Heiko Henkes
Quelle: ISG

„Cloud Computing und Künstliche Intelligenz lassen sich nicht mehr getrennt behandeln“, berichtet Heiko Henkes, Director & Principal Analyst bei der Information Services Group. „Längst sprechen wir von einem Cloud-AI-Markt, wo beide Themen unmittelbar aufeinander einzahlen.“