„The Art of Balance“ lautet das Motto des Jahreskongresses der deutschsprachigen SAP Anwendervereinigung DSAG, zu dem sich in Bremen 5300 SAP-Anwender einfinden. Die diskutierten Themen umfassen die Cloud-Migration, Künstliche Intelligenz und Cybersicherheit.

DSAG Jahreskongress: Vielfältige Veränderungen in einem von Unsicherheiten geprägten Umfeld mit den eigenen Bedürfnissen in Einklang bringen – so beschreibt der DSAG Vorstandsvorsitzende Jens Hungershausen die aktuellen Herausforderungen der SAP-Anwender. Eine wichtige Rolle spiele dabei der Umgang mit SAP. Der DSAG Jahreskongress 2025 rückte die Cloud-Strategie von SAP in den Fokus mit dem Ziel, Stabilität und Innovationsdruck sinnvoll in Einklang zu bringen. Der Software-Hersteller richtet sich gerade neu aus und hat mit der neuen Business Suite ein ganzheitliches Zielbild für zukünftige IT-Architekturen in der Cloud vorgegeben. Nun gelte es, die richtige Balance zwischen Stabilität und Schnelligkeit zu finden. „Unternehmen sollten prüfen, wo sie Ballast mit in die Cloud mitschleppen, und wie ein Clean-Core-Ansatz Ressourcen freisetzen kann“, erläutert Hungershausen.
Cloud-Strategie im Wandel: Herausforderungen und Anforderungen aus Sicht der DSAG
Der Weg in die Cloud ist aus Sicht der DSAG richtig, aber er ist auch anspruchsvoll. Laut dem Investitionsreport vom Frühjahr sehen viele DSAG-Mitglieder in der Cloud ein großes Potenzial, allerdings brauchen sie eine nachhaltige Strategie, wie sie dort Fortschritt und Stabilität verbinden. Vielerorts beginnt die Reise in SAP-Cloud mit SAP ECC, mit der althergebrachten SAP Business Suite oder auch mit S/4HANA On-Premises. Die DSAG will unter dem Begriff Cloud ERP sowohl die Private Cloud als auch die Public Cloud verstehen. Beides idealerweise gleichberechtigt. „Damit die Cloud-Transformation gelingt, braucht es eine konsistente und harmonisierte Architektur, einheitliche Betriebsmodelle, klare Migrationspfade, transparente Lizenzmodelle sowie Rabatte, die nach oben und nach unten skalieren“, fordert Hungershausen.
Im Rahmen des DSAG Jahreskongress 2025 wurde deutlich, dass eine klare SAP Cloud-Strategie essenziell ist, um Fortschritt, Investitionssicherheit und branchenspezifische Anforderungen in Einklang zu bringen. SAP verspricht den Unternehmen sinkende Kosten für die Transformation, einen schnell spürbaren Mehrwert, eine hohe Agilität sowie kontinuierliche Innovationen. „Damit die Unternehmen diesen Weg auch gehen, muss klar werden, warum sich der Umstieg in die neue SAP-Welt lohnt“, erläutert Hungershausen. „Planungssicherheit ist hier ein ganz zentrales Stichwort.“
Zwischen Stabilität und Innovationsdruck: Einblicke vom DSAG Jahreskongress 2025 zur Cloud-Strategie von SAP
In der Praxis kommt die Migration in die neue SAP-Welt nach wie vor verhalten voran. Laut dem Investitionsreport vom Frühjahr haben noch immer 51 Prozent der Befragten SAP ERP oder die alte SAP Business Suite im Einsatz. 42 Prozent nutzen S/4HANA-On-Premises. 33 Prozent nutzen SAP S/4HANA in der Private Cloud, und 13 Prozent in der Public Cloud. „Der Trend in die Cloud setzt sich fort, und auch der Zuspruch für die S/4HANA-Cloud-Strategie wächst“, berichtet Hungershausen.
Die DSAG erwartet von der SAP daher breitere Handlungsspielräume – zum Beispiel beim Gestalten individueller Roadmaps. „Unternehmen brauchen Planungs- und Investitionssicherheit, faire Konditionen sowie transparente Lizenzmodelle und Klarheit über geplante Funktionalitäten“, bringt Hungershausen die Forderungen auf den Punkt. Da die Verwendung unterschiedlicher Lizenzmodelle in der SAP Cloud ERP Public und Private Edition die Komplexität erhöht, erwartet die DSAG eine Annäherung der beiden Modelle. Ein offenes Betriebsmodell, das sowohl die Public als auch die Private Cloud umfasst, würde Unternehmen helfen, hybride Szenarien effizient zu betreiben.
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Im Rahmen des Webinars werden u.a. folgende Fragen aufgegriffen.
• Was ist anders/neu? SAP S/4 HANA® vs. SAP Suite®
• Wie arbeiten wir heute? Was können wir besser machen? Einsatzanalyse/Potenzialanalyse der implementierten „SAP Lösung“ als Startpunkt
• Muss ich eigentlich beim jetzigen SAP-Partner bleiben? Recherche bzw. Evaluation potenzieller SAP-Migrationspartner/Systemhäuser
• Wie stelle ich sicher, dass ich auch bekomme was mir versprochen wird? Potenzialorientierte Abstimmung des Leistungsumfangs mit favorisierten Systemhaus
• Wie bleibe ich Herr des Projektes? Projektinitialisierung für eine transparente und erfolgreiche Implementierung/Migration
• Wie kann ich die Risiken der Migration/Implementierung reduzieren? Sichere und verbindliche Projektvergabe
• Was sollte ich tun, wenn ich die Lösung in der Cloud nutzen möchte? Wettbewerbsorientierte Evaluation eines SAP-Providers
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Vordefinierte Lösungen sollen Projekte vereinfachen
Damit die Vision der neuen SAP Business Suite ihr volles Potenzial entfalten kann, müssen Cloud ERP, Business AI und die Business Data Cloud auf der Business Technology Platform zusammenspielen. Cloud ERP bedeutet im Zielbild der SAP vor allem S/4HANA in der Public Cloud. Zur Beschleunigung der Migration bietet SAP künftig vorkonfigurierte Paketlösungen auf Basis der SAP Business Suite an, die direkt in die Entwicklungsplattform SAP Build integriert sind.
SAP bietet Incentives und Migrationspfade für die Transformation an. Um den Adoptionsprozess zu unterstützen, verweisen die Walldorfer auf das Zusammenspiel von Tools wie Signavio, LeanIX sowie auf unterstützenden Methodologien. Aus Sicht der DSAG bedarf es darüber hinaus flexibler Lizenz- und Rabattmodelle. Um das von der SAP vorgegebene Zielbild umzusetzen, bräuchten Unternehmen zudem eine konsistente, harmonisierte Architektur sowie einheitliche Betriebsmodelle.
Transparente Lizenzmodelle und Cloud-Kosten im Fokus
Auch wenn inzwischen klar ist, dass sich der Weg in die neue SAP-Welt generell lohnt, sollte SAP aus Sicht der DSAG noch mehr über den Mehrwert der Transformation informieren. „Unternehmen brauchen Klarheit darüber, wie flexibel die neue Business Suite ihre branchenspezifischen und individuellen Anforderungen abbildet“, erläutert Hungershausen. „Diese gewohnte Flexibilität aus der bisherigen SAP-Welt muss sich auch hier widerspiegeln.“ Gleichzeitig sollte sichergestellt werden, dass sich die neue Business Suite eng in bestehende Gesamtarchitekturen integriert und an andere Architekturen anbinden lässt. Nur dann sei Investitionssicherheit gegeben.
Die Business Data Cloud bildet in SAPs Architektur-Vision das neue Datenfundament. „Unternehmen wollen nun wissen, wie tragfähig diese Architektur wirklich ist“, berichtet Hungershausen. „Sie erwarten verlässliche Data Products, modulare Insight-Apps, eine vollständig nutzbare Plattform auch über Partnerlösungen wie Databricks sowie ein klares und verständliches Lizenzmodell.“
Hybride IT-Szenarien erleichtern die Cloud-Migration
Der Weg in die Cloud ist für viele Unternehmen noch recht weit. Aus Sicht der DSAG wird die nahe Zukunft daher in hybriden Szenarien liegen, bei denen ein Teil der IT-Systeme inhouse, und der andere in der Cloud läuft. Künstliche Intelligenz werde dabei zunehmend größere Rolle spielen, dürfe allerdings nicht zwingend an Cloud-Lösungen gebunden sein. Die Akzeptanz und Adaption intelligenter IT-Systeme in den Unternehmen soll die SAP nach Meinung der DSAG stärker als bisher unterstützen. „Der Einsatz Künstlicher Intelligenz muss sich für die Unternehmen rechnen“, fordert Hungershausen. „Nur dann bringt diese Technologie einen echten Mehrwert.
Business AI versteht SAP als Überbegriff für die Integration von Künstlicher Intelligenz in SAP-Lösungen. Das funktioniert entweder direkt integriert oder über den Assistenten SAP Joule, der dank seiner Schnittstelle auf andere KI-Agenten zugreift und diese orchestriert. Die Business Data Cloud dient als zentrale Datenplattform für das Harmonisieren, Verwalten und Analysieren von SAP- und Non-SAP-Daten. Das Fundament für diese SAP-Welt bildet die Business Technology Platform.
400 intelligente Anwendungen noch in diesem Jahr geplant
Die SAP legt bei Künstlicher Intelligenz ein sehr hohes Tempo an den Tag. Bis Ende 2024 hatten die Walldorfer für die Kunden über 130 Anwendungsfälle zur Verfügung gestellt und damit mehr als ursprünglich geplant. Auf der diesjährigen Hausmesse Sapphire kündigten die Walldorfer über 400 intelligente Anwendungen an, die bis Ende 2025 geliefert werden sollen.
Der diesjährige DSAG-Investitionsreport 2025 hat gezeigt, dass 68 Prozent der Befragten dieser Technologie generell eine hohe und mittlere Relevanz beimessen. 48 Prozent sehen einen sehr hohen und hohen potenziellen Nutzen von Künstlicher Intelligenz im SAP-Lösungsportfolio. 45 Prozent wollen bei ihren künftigen Investitionen diese Technologie sehr stark und stark berücksichtigen.
Nach wie vor unzufrieden ist die DSAG mit der von SAP betriebenen Zwangskoppelung von Künstliche Intelligenz und der Cloud. Die Walldorfer stellen viele derartige Funktionen ausschließlich in der Cloud zur Verfügung. Aus Sicht der Anwendervertreter lassen sich intelligente Systeme weder von der neuen Business Suite, noch von der Cloud generell trennen. Allerdings müsse Künstliche Intelligenz auch für On-Premises-Kunden zugänglich sein, und zwar unabhängig von bestehenden Cloud-Verträgen. Ebenso wichtig sei die Transparenz darüber, wo diese Technologie in SAP-Lösungen eingesetzt wird und auf welchen Daten sie basiert. Auch müsse klar sein, welche Kosten dafür anfallen.
Security ist für SAP-Anwender ein Top-Thema
Da intelligente IT-Systeme große Datenmengen verarbeiten, sind scharfe Standards für Datenschutz und Datensicherheit unerlässlich. Das sehen die meisten Unternehmen so. Laut dem DSAG-Investitionsreport liegt Security klar auf Platz eins bei den übergreifenden Themen. 92 Prozent der befragten Unternehmen weisen diesem Thema eine hohe und mittlere Relevanz zu.
Da auch Kriminelle inzwischen Künstliche Intelligenz nutzen, müssten sich Unternehmen und Organisationen dringend mit den dabei möglichen Angriffspfaden auseinandersetzen. Es gelte, sowohl die Cloud-Infrastruktur als auch intelligente Anwendungen vor Angriffen zu schützen.
SAP umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen in der Cloud begrüßt die DSAG. Nach Meinung der Anwendervertreter sollten die Walldorfer künftig bereits beim Entwickeln neuer Lösungen Sicherheitsanforderungen in den Mittelpunkt stellen. SAP-Vorstandmitglied Thomas Saueressig verspricht den Teilnehmern des Jahreskongresses, dass genau dies künftig passieren wird.
Cloud und Clean-Core im Praxisbeispiel
Seine Keynote fokussiert Saueressig auf zwei Kundenbeispiele, die zeigen, wie der Schmuckhändler Pandora und der IT-Dienstleister Adesso SAPs Vision vom intelligenten Unternehmen in die Praxis umsetzen. Konkret geht es um die Migration in die Cloud und um das Konzept des Clean Core. Adesso ist sowohl SAP-Partner in der Business Technology Platform und auch SAP-Kunde. Das Unternehmen ist von Anfang an in der Public Cloud und berät auch Kunden, wie sie ihre Systeme dorthin migrieren. Pandora ist im Rahmen von Rise with SAP in Deutschland und Österreich in die Private Cloud migriert und plant internationale Rollouts.
Auf das Clean-Core-Konzept, das Individualisierungen im Software-Kern verbietet, halten beide Referenzkunden große Stücke. So lassen sich laut SAP künftige Updates sehr schnell einspielen. Pandora ist im Finance-Bereich zu 98 Prozent im Standard geblieben.
Auch Adesso bleibt eng am Standard. Individualisierungen kommen ausschließlich dort zum Einsatz, wo sie notwendig sind – etwa bei der Stundenabrechnung in Kundenprojekten. Wie aus mehreren Praxisbeispielen auf dem DSAG Jahreskongress 2025 hervorging, zahlt sich eine klare Cloud–Strategie mit SAP besonders dann aus, wenn Unternehmen auf Standards setzen und gleichzeitig flexibel bleiben. Jürgen Frisch