Start Industrie Manufacturing-X wird zum Dach für die Business-Netzwerke der SAP

Manufacturing-X wird zum Dach für die Business-Netzwerke der SAP

Unter dem Banner Manufacturing-X digitalisiert SAP die Lieferketten der Industrie. Business-Netzwerke sollen Fertiger, Lieferanten, Produzenten, Logistiker und Dienstleister gegen Störungen absichern, berichtet Michael Moser, Fachvorstand Produktion & Supply-Chain-Management der SAP-Anwendervereinigung DSAG.

Manufacturing-X
Quelle: ©Simone Hutsch | unsplash.com

Vor welchen Herausforderungen stehen die Anwenderunternehmen beim Thema Daten in der Fertigung?

Daten intelligent zu nutzen, ist für Anwenderunternehmen der Industrie genauso die Königsdisziplin wie für viele andere Branchen auch. Das Potenzial ist groß, die Fragezeichen dahinter im Moment ebenfalls. Einige Maschinenbauer und die Elektronikindustrie nehmen als Fabrikausrüster innerhalb der digitalen Transformation in der Industrie 4.0 bereits Spitzenpositionen ein, andere sind noch am Anfang ihrer Transformation. Die Steuerungen in den Werken benötigen immer mehr Daten. Die knappen Fachkräfte sowie die Rohstoffe und die Energiediskussion nähren den Traum von einer maximal automatisierten und intelligent vernetzten Fertigung.

Wie steht die DSAG zu Manufacturing-X?

Manufacturing-X ist der Versuch, einen Datenraum für die Digitalisierung der Industrie zu schaffen. Aus Sicht der DSAG ist das ein logischer, aber auch ein riesengroßer Schritt. Sind einmal Idee und Konzept zu einer praxistauglichen Infrastruktur geworden, wäre damit endlich ein standardisierter Datenaustausch zwischen allen Beteiligten der Wertschöpfungskette auf Basis gemeinsamer Standards und Regeln möglich. Zudem stünde ein stabiles Gerüst zur Verfügung, auf dem Unternehmen eigene Anwendungen entwickeln können. Dabei ist es egal, ob es sich um Start-ups, Mittelständler oder DAX-Konzerne handelt. Gemeinsam ließe sich von der Innovationskraft aller Beteiligten profitieren.

In welcher Beziehung stehen Manufacturing-X und Gaia-X?

Ebenso wie bei Catena-X und Gaia-X ist es das Ziel von Manufacturing-X, einen nachhaltigen, resilienten und wettbewerbsfähigen Datenraum für die Industrie zur Verfügung zu stellen, der die digitale Transformation und damit auch dringend notwendige Innovationen wie die systematische Reduzierung von CO2-Emissionen und eine geschlossene Kreislaufwirtschaft weiter voranbringt, digitale Souveränität ermöglicht und den Industriestandort Deutschland wieder stärkt.

Wie unterscheiden sich Manufacturing-X und Business Networks?

Business Networks sind ein konkretes Angebot von SAP. Manufacturing-X erscheint hingegen zum jetzigen Zeitpunkt als eine globale Initiative, auf die SAP-Lösungen wie die Business Networks einzahlen.

Für wen ist Manufacturing-X interessant?

Grundsätzlich ist Manufacturing-X für alle Unternehmen der Fertigungsindustrie interessant. Dank einer durchgängigen Datenvernetzung könnten produzierende Unternehmen damit beispielsweise Lieferengpässe vorhersehen und rechtzeitig für Ersatz sorgen, fehlerhafte Teile identifizieren, bevor sie verbaut werden oder lückenlos die CO2-Emissionen einzelner Produkte nachvollziehen– und zwar vom ersten Zulieferer bis zur Auslieferung an die Endkunden. Beantworten ließen sich damit auch drängende Fragen, die sich vor dem Hintergrund der neuen Gesetze in Sachen ,Environmental, Social and Governance‘ stellen: Woher stammen die Rohstoffe? Wie viel Energie hat die Fertigung benötigt? Wie viel CO2-Ausstoß kommt auf dem Weg zu den Endkunden hinzu?
Darüber hinaus ist Manufacturing-X für diejenigen interessant, die Herstellungsprozesse optimieren möchten. Dazu zählt das Bestreben, Lieferketten nicht nur just-in-time, sondern auch just-in-sequence zu vernetzen. Es wäre denkbar, Maschinen bei einem nur kurzen Stillstand flexibel an Dritte zu vermieten und auf diese Weise auch kleinere Losgrößen effizient zu bedienen. Eine Vision dahinter sind Produktionsbänder, die dank einer intelligent vernetzten Produktion nie stillstehen.

Mit Manufacturing-X soll ein offenes Datenökosystem in der Fertigungsindustrie entstehen. Welchen Bedarf verzeichnen Sie hier seitens der Anwenderunternehmen?

Ein Datenraum wie Manufacturing-X kann dabei helfen, Wertschöpfungsketten resilient zu gestalten, eine geschlossene Kreislaufwirtschaft sicherzustellen und digitale Innovationen zu fördern.
Als Industrieverband sehen wir eine Top-Priorität darin, technologische Grundlagen und ein Regelwerk für das multilaterale Teilen der Daten im Umfeld von Manufacturing-X zu entwickeln – insbesondere aufgrund des erwähnten Nachholbedarfs einiger Unternehmen in Sachen Digitalisierung. Diese dürfen nicht mit einem generischen Datenraum Manufacturing-X konfrontiert und überfordert werden. Vielmehr benötigen sie Applikationen, um diesen sinnvoll zu nutzen. Sie müssen sich mit den Grundlagen digitaler Fertigung befassen.

Was müsste Manufacturing-X inhaltlich und kommerziell bieten, damit Unternehmen das Angebot nutzen?

Um den Datenraum praktikabel im Alltag nutzen zu können, muss er drei Anforderungen erfüllen. Erstens: Er muss einen Business-Case aufweisen, also für die Unternehmen wirtschaftlich sein. Konkrete Anwendungsfälle sind hier entscheidend, denn jede Automatisierung muss sich rechnen. Zweitens sehen wir das Thema Vertrauenswürdigkeit: Als virtueller Datenraum in Form eines Cloud-Angebots verlangen deutsche Anwenderunternehmen eine sichere und stabile Infrastruktur, die sich an den geltenden Regeln und Gesetzen wie beispielsweise der Datenschutz-Grundverordnung orientiert. Drittens braucht es Stand heute noch mehr Wissen über sämtliche Prozesse und Materialien im Wertschöpfungsnetzwerk. Hier müssen die Unternehmen noch besser unterstützt werden. Manufacturing-X ist nicht das erste Projekt, das an seiner Umsetzung gemessen wird.

Wie sieht es bei Manufacturing-X mit der Sicherheit aus?

Wie andere Cloud-Angebote birgt Manufacturing-X Herausforderungen in punkto Data- und IT-Security. Hier bedarf es Aufklärung und Unterstützung seitens der Software-Hersteller. Produktivitätsgewinne durch die Digitalisierung müssen klar ersichtlich sein und der Weg dorthin darf nicht zu aufwändig und kompliziert sein. Je besser die Unternehmen auf den Einsatz von Manufacturing-X vorbereitet werden, umso mehr aktive Teilnehmer wird es geben. Wir als DSAG werden unsere Mitgliedsunternehmen auf dem Weg dorthin unterstützen.

Was erwartet die DSAG hinsichtlich der weiteren Zusammenarbeit zu Manufacturing-X von SAP?

Themen wie Sustainability mit CO2-Bilanzierung, transparenten Lieferketten und resilienten Geschäftsmodellen sind sowohl bei der DSAG als auch bei den SAP-Anwenderunternehmen auf der Agenda. Die Anforderungen und gesetzlichen Vorgaben nehmen zu:  Allein die Anforderungen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes zu erfüllen, kann ganze Abteilungen über mehrere Wochen binden. Dementsprechend begrüßen wir jeden Vorstoß für eine bessere Zukunft, die unter dem Siegel ‚Made in Germany‘ unsere globale Führungsposition wieder stärkt. Gerne steht die DSAG mit ihren Mitgliedsunternehmen daher als Ideengeberin, für Anregungen und Verbesserungsvorschläge sowie als Sparrings-Partner für die Ausgestaltung konkreter Anwendungsszenarien rund um Manufacturing-X zur Verfügung. jf


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Im Gespräch

Quelle: DSAG

Michael Moser ist Fachvorstand Einkauf, Produktion & Supply Chain Management bei der Deutschsprachigen SAP-Anwendervereinigung DSAG.