Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil: Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) bringt neue Pflichten – doch wer ESG-Management strategisch angeht, kann Prozesse optimieren, Risiken minimieren und sich zukunftssicher aufstellen. Mit klarer Strategie wird aus Pflicht gelebte Verantwortung – und ein Plus für die Zukunft.

Für den Weg in eine klimaneutrale Zukunft ist Nachhaltigkeitsmanagement ein unverzichtbares Instrument. Im Rahmen des European Green Deal müssen Unternehmen daher stufenweise und verbindlich eine transparente Nachhaltigkeits-Berichterstattung nach den Vorgaben der CSRD einführen. Diese umfasst Umweltaspekte (Environment), soziale Verantwortung (Social) und Unternehmensführung (Governance). Aufgrund der hochkomplexen Vorgaben entpuppt sich ESG-Management für viele Unternehmen jedoch schnell als überbordendes Bürokratiemonster. Abhilfe schaffen spezialisierte Softwarelösungen, die das ESG-Management und die Berichterstattung erheblich erleichtern.
Mit dem European Green Deal hat sich die Europäische Union zum Ziel gesetzt, durch nachhaltige Wirtschaftspraktiken bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Seit 2021 sind auch Unternehmen in der Pflicht und müssen Hunderte von Regeln und Verordnungen auf dem Schirm haben. Die EU will mit der ESG-Berichtspflicht Kapital in nachhaltige Investitionen lenken, finanzielle Risiken durch Klimawandel, Ressourcenknappheit, Umweltverschmutzung und soziale Probleme besser managen, die Zuverlässigkeit von Daten verbessern und Greenwashing durch effektive Prüfmethoden verhindern. Angesichts der aktuellen Dynamik auf den internationalen Märkten ist das eine zusätzliche Herausforderung für europäische Unternehmen. Deshalb hat die Europäische Kommission erst am 26. Februar 2025 als jüngste Aktualisierung die „Simplification Omnibus-Verordnung“ vorgestellt, die die Berichtspflicht vereinfacht, den Verwaltungsaufwand reduziert und damit die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen stärken soll. Komplex und herausfordernd bleibt die Aufgabenstellung dennoch, und die stufenweise Einführung der Berichtspflicht schreitet zügig voran: Nach den börsennotierten Unternehmen und großen Konzernen betrifft sie ab 2026 auch kleine und mittlere Unternehmen (KMUs).
Der Fokus liegt auf drei Schwerpunkten
Im Bericht legen die Unternehmen ihre Nachhaltigkeits-Maßnahmen möglichst detailliert in den drei Themenfeldern Environmental, Social und Governance dar:
- Environmental (Umwelt): Dabei wird untersucht, wie sich die Aktivitäten eines Unternehmens auf die Umwelt auswirken. Konkret geht es zum Beispiel um den CO2-Ausstoß, die Ressourcennutzung und die Abfallproduktion, aber auch um die Recyclingfähigkeit der Produkte und die Emissionen innerhalb der Lieferkette.
- Social (Soziales): Hier werden die Beziehungen des Unternehmens zu seinen Mitarbeitenden, seinen Lieferanten und seinen Kundinnen und Kunden beleuchtet, aber auch zur Gesellschaft insgesamt.
- Governance (Unternehmensführung): Dabei richtet sich der Fokus auf die Führungs- und Managementpraktiken hinsichtlich Kriterien wie moralische Integrität, Transparenz, Gesetzestreue und Managementstrukturen.
Welche Punkte eine CSRD-konforme Berichterstattung konkret beinhaltet, findet sich in den umfangreichen Europäischen Standards zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (ESRS), denn ESRS und CSRD sind eng miteinander verbunden: Die CSRD legt die Anforderungen und Verpflichtungen für die Berichterstattung zu ESG-Themen fest, während die ESRS den Rahmen und die Methodik vorgeben, um diese Anforderungen zu erfüllen. Um einer drohenden Überforderung vorzubeugen, sollten Unternehmen ESG-Management am besten so früh wie möglich in ihre Geschäftsstrategie integrieren. Damit sind sie in puncto Compliance auf der sicheren Seite und in der Lage, nachhaltige Betriebsabläufe zu generieren, die Umwelt, soziale Verantwortung und gute Unternehmensführung berücksichtigen.
Anzeige | Fachartikel im IT-Matchmaker.guide ERP-Lösungen
|
Fünf Schritte zur CSRD-konformen Berichterstattung
Für ein effektives ESG-Management und einen richtlinienkonformen Bericht geht man am besten Schritt für Schritt vor:
1. Zielsetzung und Umfang festlegen
Zunächst einmal gilt es, sich einen Überblick über Ziele und Umfang des Nachhaltigkeitsberichts zu verschaffen. Dabei werden relevante Daten und Kennzahlen zu wesentlichen Fragen gesammelt, wie: Welche Regionen und Märkte sollen im Bericht erfasst werden? Welche Organisationseinheiten sind relevant? Welche Vermögenswerte müssen besonders beachtet werden? Anhand dieser Basisinformationen lassen sich dann die Geschäftstätigkeiten analysieren und das rechtliche und regulatorische Umfeld des Unternehmens beleuchten, um einen Überblick über die nötigen Ressourcen für das ESG-Management zu erhalten und eine solide Grundlage für die-Berichterstattung zu schaffen.
2. ESG-Themen identifizieren
Im nächsten Schritt geht es darum, zu erkennen, welche Nachhaltigkeitsthemen für das jeweilige Unternehmen die größte Rolle spielen. Dabei sollten Mitarbeitende aus verschiedenen Abteilungen, aber auch Lieferanten, Kundinnen und Kunden sowie andere Stakeholder:innen aktiv in den Prozess eingebunden werden, denn sie können Prioritäten erkennen, die der Geschäftsleitung womöglich nicht bewusst sind. So lässt sich eine erste Liste mit relevanten ESG-Themen erarbeiten, die bereits mit Blick auf die ESRS-Richtlinien sinnvoll sortiert werden können.
3. Themen priorisieren
Zunächst kommen alle potenziell relevanten Themen auf eine Longlist. Die brennendsten Themen, die sofort angegangen werden sollten, werden dann auf eine Shortlist reduziert. Weil nicht alle Nachhaltigkeitsthemen für jedes Unternehmen relevant sind, ist auch hier der Blick von mehreren Seiten aus dem Unternehmen und von externen Experten hilfreich, um die Prioritäten richtig zu setzen.
4. Doppelte Wesentlichkeits-Analyse durchführen
Welche Auswirkungen haben die identifizierten Themen? Antwort darauf gibt die doppelte Wesentlichkeitsanalyse, bei der Risiken und Chancen sowohl mit Blick auf die Nachhaltigkeit als auch auf die finanziellen Auswirkungen für das Unternehmen betrachtet werden. Der erste Wesentlichkeitsaspekt betrifft zum Beispiel die Frage, ob die Aktivitäten eines Unternehmens die natürlichen und menschlichen Ressourcen beeinflussen. Der zweite Wesentlichkeitsaspekt bezieht sich auf den Einfluss von ESG-Risiken und -Chancen auf die finanzielle Lage und Leistung eines Unternehmens. Sobald auch nur eines der beiden Wesentlichkeitskriterien bei einem Thema zutrifft, muss dieses in den Nachhaltigkeitsbericht aufgenommen werden.
5. Bericht erstellen und Ergebnisse in die Strategie einfließen lassen
Damit geht es jetzt daran, einen möglichst klaren und überzeugenden Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen, der gemäß den ESRS-Vorgaben aus vier Teilen besteht: 1. Allgemeine Informationen, 2. Umweltinformationen, 3. Sozialinformationen, 4. Governance-Informationen. Jeder Teil wird seinerseits wiederum in spezifische Unterkategorien gegliedert. Die Erkenntnisse daraus dienen nicht nur der Berichterstattung, sondern helfen auch, die eigene Unternehmensstrategie zu optimieren.
Mit spezialisierten Software-Tools den Überblick behalten
Nachhaltigkeitsmanagement und eine richtlinienkonforme Berichterstattung sind mit einem erheblichen Aufwand verbunden. Doch mit der richtigen Technologie lassen sich diese deutlich reduzieren: Spezielle Software-Tools verbessern die Datenqualität, erleichtern die Einhaltung der CSRD und haben ein vorintegriertes Modul zur doppelten Wesentlichkeitsanalyse. Dank intuitiver Workflows lassen sich wichtige Nachhaltigkeitsthemen direkt im Tool dokumentieren und nach ihren finanziellen und ESG-Auswirkungen bewerten. Simulations- und Benchmarking-Features helfen dabei, Risiken und Chancen zu priorisieren und die Auswirkungen geplanter Maßnahmen zu modellieren und laufend zu aktualisieren.
Integrierte Workflows sorgen dafür, dass Nachhaltigkeitsrichtlinien und strategische Ziele zuverlässig dokumentiert werden. Sie unterstützen zudem die Erstellung einer Long- und Shortlist relevanter ESG-Themen und stellen sicher, dass die doppelte Wesentlichkeitsanalyse effizient durchgeführt wird. Darüber hinaus sorgen sie für eine strukturierte Bewertung von Risiken und Chancen sowie eine effektive Überwachung von Maßnahmen und deren Wirksamkeit.
Übersichtliche ESG-Dashboards, gegliedert nach Themen und Geschäftsbereichen, helfen dabei, stets den Überblick zu behalten, während alle Aktivitäten in einem benutzerfreundlichen Managementsystem gebündelt werden. Zudem profitieren Nutzer:innen smarter Sustainability-Software von einer sicheren Datenspeicherung und einem klaren Audit-Trail, die gewährleisten, dass alle Informationen aktuell und nachvollziehbar sind.
Ein neues und zukunftsfähiges Geschäftskonzept für Unternehmen
Unternehmen sind gut damit beraten, ESG nicht nur als Pflicht zu verstehen, sondern vor allem als Chance: Ein ganzheitliches ESG-Management verlagert den Fokus von reinem Wirtschaftswachstum hin zu nachhaltigen Geschäftspraktiken, die nicht nur die Umwelt schützen, sondern auch das Unternehmen selbst und seine Beschäftigten stärken.
Ein durchdachtes ESG-Management ermöglicht nachhaltige Betriebsabläufe mit Blick auf Umwelt, soziale Verantwortung und gute Unternehmensführung, schafft Transparenz über Nachhaltigkeitsrisiken und -chancen und unterstützt Unternehmen dabei, Ressourcen zu sparen und strategisch bessere Entscheidungen zu treffen. Gleichzeitig verbessert ein starkes ESG-Konzept das Unternehmensimage, macht es für Investorinnen und Investoren attraktiver und ebnet den Weg für verantwortungsbewusstes und nachhaltiges Wachstum.
Der Autor

Gregor Greinke ist CEO der GBTEC Software AG.