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Digitale Produktpässe: Nachhaltigkeit operativ umsetzen

Mit digitalen Produktpässen wird Nachhaltigkeit zum Wettbewerbsvorteil: Echtzeitdaten steuern Recycling, Reparaturen und Materialkreisläufe, während ERP und PLM für Transparenz sorgen. So werden ökologische Effekte nicht nur dokumentiert, sondern aktiv gestaltet – im Tagesgeschäft.

digitale Produktpässe
©Galeanu Mihai | istockphoto.com

In der Industrie entstehen die wesentlichen Umwelteffekte nicht erst beim Reporting, sondern bei der täglichen Produktentwicklung, Beschaffung, Fertigung und Auslieferung. Genau hier setzen digitale Produktpässe (DPP) als zentrales Element einer nachhaltigen Unternehmenspraxis an. Sie machen zentrale Informationen wie Materialherkunft, Reparierbarkeit oder Servicehistorie transparent und operativ verfügbar – und schaffen damit eine neue Basis für ökologische Steuerung entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Was bringen digitale Produktpässe operativ?

Im Unterschied zu klassischen Umweltreportings, die primär nachträglich Kennzahlen erfassen, binden digitale Produktpässe die relevanten ESG-Daten direkt in Geschäftsprozesse ein. Materialdaten, Lieferanteninformationen und Umweltlabels werden nicht als statisches Dokument abgelegt, sondern bilden in Echtzeit die Grundlage für Rücknahme-, Reparatur- und Remanufacturing-Prozesse. Das heißt: Unternehmen können gezielt steuern, wie und wo verbesserte Materialauswahl, Kreislaufwirtschaft oder Services wie Reparaturen und Upgrades direkt im Tagesgeschäft umgesetzt werden.

Zugleich bieten digitale Produktpässe Potenzial für neue Geschäftsmodelle: Sie erleichtern die Rückverfolgbarkeit von Materialien für Recycling, ermöglichen effizientere Ersatzteilversorgung und machen Nachhaltigkeit zum messbaren Wettbewerbsfaktor.

Verknüpfung mit Unternehmenssoftware: ERP, PLM und Field Service

Die maximale Wirkung entfaltet sich, wenn die digitalen Produktpässe in bestehende Unternehmenssysteme eingebettet werden – etwa in ERP– und PLM-Lösungen. So entstehen durchgängige Informationsketten: Eine Materialnummer aus dem ERP verweist auf im DPP hinterlegte Herkunftsnachweise; ein Serviceauftrag kann die Reparaturhistorie direkt nutzen, um die optimale Maßnahme zu steuern. Die Integration sorgt für mehr Transparenz – und stellt sicher, dass Nachhaltigkeitsdaten nicht isoliert, sondern im operativen Ablauf wirkungsvoll bleiben.

Besonders spannend wird es, wenn verschiedene Systeme (Field Service, Disposition, Produktionsplanung) auf die digitalen Produktpässe zugreifen. Beispielsweise kann bei der Rücknahme eines Produkts ein automatisierter Abgleich auslösen, ob Recycling möglich ist, welche Bestandteile wiederverwendet werden dürfen oder welche Maße Vorgaben für die richtige Entsorgung machen.

Umweltwirkung durch digitale Zwillinge und Simulationen

Ein weiterer Digitalisierungsschritt: In vielen Unternehmen werden heute schon digitale Zwillinge genutzt, um Produktionsabläufe und Produktlebenszyklen virtuell abzubilden und zu simulieren. Die Verbindung von Produktpass, digitalem Zwilling und Echtzeitdaten schafft neue Möglichkeiten, Umwelteinflüsse frühzeitig zu steuern. „Was-wäre-wenn?“-Szenarien zeigen, wie Rezepturvarianten Ausschuss reduzieren, welche Lieferroute Emissionen minimiert oder wie Fertigungsreihenfolgen Ressourcen sparen – messbar und direkt an Aufträge und Kapazitätsplanung gekoppelt.

Diese Simulationen machen aus einer reinen Beobachtung eine aktive Steuerungsgröße, mit der die Produktion gezielt nachhaltiger gestaltet werden kann. Die Ergebnisse fließen direkt in die operative Planung ein und sorgen für pragmatische Umwelteffekte, statt erst im Nachgang zu berichten.

Digitalisierung des IT-Betriebs: GreenOps

Auch der IT-Betrieb selbst wird durch „GreenOps“-Prinzipien nachhaltiger. Hier werden Cloud- und Ressourcenverbräuche pro Anwendung und Geschäftsprozess transparent gemacht. Automatisierte Optimierungen bei Speicher- und Serverauslastung, zeitlich intelligente Batchverfahren sowie FinOps-Konzepte schaffen operative Anreize, ineffiziente Services zu konsolidieren und Energie pro Transaktion gezielt zu senken. Auch hier liefern digitale Produktpässe und operative Systemintegration einen messbaren Beitrag zur Umwelteffizienz – und die Möglichkeit, Fortschritte jederzeit nachvollziehbar darzustellen.

Fazit: Nachhaltigkeit als Teil der Routine

Digitale Produktpässe verändern den Blick auf Nachhaltigkeit von Grund auf: Weg vom Nachweis, hin zur Wirkung. Unternehmen gehen damit den Schritt von punktuellen Initiativen oder kompliziertem Reporting hin zu einer nachhaltigen Fähigkeit, die tatsächlich operativ und skalierbar ist. Rücknahme, Reparatur, Materialauswahl und Umwelt-Compliance werden so zur festen Routine – unterstützt von Business-Software, die ESG-Ziele nicht nur dokumentiert, sondern direkt umsetzt.

Wer heute die Grundlage für nachhaltige Wertschöpfung schaffen möchte, kommt an digitalen Produktpässen nicht vorbei. Sie helfen, alltägliche Entscheidungen nachvollziehbar zu gestalten, Verbesserungspotenziale zu heben und Öko-Standards als Geschäftslogik fest zu etablieren.

→ wie Sie ESG nachhaltig in Ihrem Unternehmen verankern und direkt messbare Fortschritte erzielen können – das zeigen wir Ihnen in unserem vollständigen Fachbeitrag „Nachhaltigkeit meets Digitalisierung: So unterstützen Business Software Systeme die ESG-Ziele“. Er steht ab sofort zum kostenlosen Download bereit.

Artikel
Nachhaltigkeit meets Digitalisierung: So unterstützen Business-Software-Systeme die ESG-Ziele
Autor: Dr. Karsten Sontow
Erschienen: 2025-09-09
Schlagworte: Business Software, CSRD, ERP, ESG-Daten, ESG-Reporting, Industrie, Nachhaltigkeit, Nachhaltigkeit in der Industrie, Nachhaltigkeitsbericht, PLM/PDM, digitale Transformation
ESG ist längst mehr als Berichtspflicht: Wer Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung konsequent steuern will, braucht digitale Hebel – tief in den Prozessen, nicht nur im Reporting. Business-Software macht Nachhaltigkeit operativ: von digitalen Produktpässen und GreenOps-Prinzipien über EHS- und Lieferketten-Compliance bis hin zu GRC-Workflows und Vertragsmanagement. Im Fokus stehen Datenqualität, Automatisierung und klare Verantwortlichkeiten – damit Kennzahlen automatisch Maßnahmen auslösen, Nachweise revisionssicher entstehen und Fortschritt messbar wird. Kurz: weg vom Nachweis, hin zur Wirkung.
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Der Autor

Dr. Karsten Sontow ist Mitgründer und Vorstandsvorsitzender des auf Digitalisierungsprojekten spezialisierten Consultinghauses Trovarit AG.