Start Ratgeber Data Clean Rooms – Die saubere Alternative für die Datenfreigabe

Data Clean Rooms – Die saubere Alternative für die Datenfreigabe

Mit dem Wegfall der Third-Party-Cookies stehen Unternehmen vor der Herausforderung, weiterhin datenbasierte Entscheidungen zu treffen, ohne gegen Datenschutzrichtlinien zu verstoßen. Data Clean Rooms (DCRs) bieten hierfür eine Lösung, indem sie eine kontrollierte Umgebung für den sicheren Austausch und die Analyse von Daten schaffen – ohne persönliche Informationen preiszugeben. Sie entwickeln sich zu einem wichtigen digitalen Trend.

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©ipopba, istockphoto.com

Von Cookies zur neuen Datenstrategie

Cookies waren lange ein zentrales Werkzeug der digitalen Wirtschaft. Sie ermöglichten es Unternehmen, Nutzerverhalten genau zu analysieren und gezielt personalisierte Werbung auszuspielen. Doch mit wachsendem Bewusstsein für Datenschutz und immer strengeren gesetzlichen Vorgaben – wie der DSGVO –wird das Tracking zunehmend eingeschränkt. Die Entscheidung von Google, Third-Party-Cookies schrittweise abzuschaffen, zwingt Unternehmen dazu, neue Wege zu finden, um datenbasierte Entscheidungen zu treffen, ohne dabei das Vertrauen der Verbraucher zu gefährden.

In diesem Kontext gewinnen Data Clean Rooms an Bedeutung. Sie bieten Unternehmen die Möglichkeit, Daten gemeinsam zu analysieren, ohne dabei direkt auf personenbezogene Informationen zuzugreifen. Stattdessen werden Daten in einer geschützten Umgebung aggregiert und anonymisiert, sodass keine einzelne Person identifizierbar ist.

Was sind Data Clean Rooms?

Data Clean Rooms ermöglichen den sicheren Zugriff auf Daten in einer geschützten Umgebung, so Alex Klose, Director Central & CEE bei Twilio. Diese Cloud-basierten Plattformen erleichtern die Zusammenarbeit zwischen Organisationen, indem sie den sicheren Austausch von Informationen ermöglichen und gleichzeitig eine Analyse auf aggregierter Basis bereitstellen. Dabei bleibt die Privatsphäre der Verbraucher gewahrt, da keine individuellen Nutzerdaten offen gelegt werden.

Data Clean Rooms sind keine völlig neue Technologie. Forscher nutzen seit Jahren „Secure Data Environments“, um in kontrollierten Umgebungen auf sensible Daten zuzugreifen. Neu ist jedoch, dass Unternehmen DCRs nun gezielt einsetzen, um gemeinsam Daten auszuwerten und strategische Entscheidungen zu treffen. Jordi Soria, Professor für Informatik, Multimedia und Telekommunikation an der Universitat Oberta de Catalunya, erklärt dazu: „Data Clean Rooms ermöglichen es Organisationen, ihre Daten zusammenzuführen und als Ganzes zu analysieren. So lassen sich Erkenntnisse gewinnen, die mit einer separaten Auswertung der Daten nicht möglich wären.“

Warum der Trend zu DCRs wächst

Die zunehmende Verbreitung von Data Clean Rooms hängt eng mit dem regulatorischen Umfeld zusammen. Besonders in Europa sorgt die DSGVO für klare Vorgaben beim Datenschutz. Dadurch sind Unternehmen gezwungen, neue Lösungen für die datengestützte Analyse zu finden. Die Abkehr von Cookies und anderen klassischen Identifikationsmethoden führt dazu, dass Unternehmen nach Alternativen suchen, die sowohl den gesetzlichen Anforderungen entsprechen als auch wirtschaftlich sinnvoll sind.

Dabei zeigt sich, dass DCRs nicht nur ein Mittel zur Einhaltung gesetzlicher Vorgaben sind, sondern Unternehmen auch dabei helfen, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Der sichere Austausch von Daten zwischen Organisationen eröffnet neue Möglichkeiten für tiefgehende Analysen, ohne dass sensible Informationen preisgegeben werden. Unternehmen können so datenbasierte Entscheidungen treffen, Werbekampagnen optimieren und Marktentwicklungen besser verstehen, ohne gegen Datenschutzrichtlinien zu verstoßen.

Anwendungsbereiche von Data Clean Rooms

Besonders im Einzelhandel, in der digitalen Werbung und im Finanzwesen spielen Data Clean Rooms eine zunehmend wichtige Rolle. Einzelhändler und Markenhersteller profitieren davon, indem sie die durch ihre Treueprogramme oder digitalen Plattformen gesammelten Daten auf sichere Weise nutzen können. Laut Peter Bell von Twilio bieten Data Clean Rooms Einzelhändlern die Möglichkeit, ihre Datenbestände mit Herstellern zu teilen, um tiefere Einblicke in das Verbraucherverhalten zu gewinnen. Dies ermöglicht eine gezieltere Produktentwicklung und ein effizienteres Marketing.

Auch Unternehmen, die sich auf digitale Werbung und E-Commerce spezialisiert haben, setzen auf DCRs, um Zielgruppenanalysen durchzuführen und die Effektivität ihrer Kampagnen zu messen. Da traditionelle Tracking-Methoden durch die Cookie-Abschaffung an Bedeutung verlieren, eröffnen Data Clean Rooms neue Wege für präzise, datenschutzfreundliche Analysen.

Im Gesundheitswesen zeigen sich ebenfalls vielversprechende Anwendungen. Krankenhäuser, Labore und Pharmaunternehmen können gemeinsam klinische Daten analysieren, um medizinische Studien durchzuführen oder Behandlungsmethoden zu verbessern, ohne dass sensible Patientendaten direkt ausgetauscht werden. Auch im Finanzsektor gewinnen DCRs an Bedeutung. Banken und Versicherungen nutzen die Technologie, um Betrugsmuster zu identifizieren oder Risikobewertungen durchzuführen, indem sie Transaktionsdaten in sicherer Umgebung zusammenführen.


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Quelle: Deutsche Messe

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Herausforderungen und technische Hürden

Trotz der Vorteile bringen Data Clean Rooms auch Herausforderungen mit sich. Eine der größten Schwierigkeiten besteht in der Sicherheit dieser Plattformen. Da sie hochsensible Informationen verarbeiten, müssen sie sowohl gegen externe Angriffe als auch gegen potenziellen Missbrauch durch interne Akteure geschützt werden. Eine weitere Herausforderung liegt in der Identitäts-Interoperabilität zwischen verschiedenen Systemen. Daten aus unterschiedlichen Quellen müssen so aufbereitet werden, dass sie sich in einem gemeinsamen DCR sinnvoll zusammenführen und analysieren lassen.

Ein weiteres Problem ist das Risiko der erneuten Identifizierung von Nutzern. Zwar sorgen Data Clean Rooms durch Pseudonymisierung dafür, dass keine direkten persönlichen Daten sichtbar sind, doch besteht die Gefahr, dass durch den Abgleich mit anderen Datensätzen Rückschlüsse auf einzelne Personen gezogen werden können. Jordi Soria warnt daher davor, sich auf die Pseudonymisierung als alleinige Schutzmaßnahme zu verlassen. Um das Risiko der Re-Identifizierung zu minimieren, setzen viele Anbieter auf zusätzliche Sicherheitsmechanismen wie Zugriffsbeschränkungen und aggregierte Datenanalysen.

Kosten als Hürde für KMU

Während große Unternehmen wie Google, AWS oder Microsoft Data Clean Rooms als Teil ihrer Cloud-Dienste anbieten, sind die Kosten für kleine und mittelständische Unternehmen eine erhebliche Hürde. Viele der etablierten Plattformen richten sich primär an Großkunden, die über die notwendige Infrastruktur und das technische Know-how verfügen, um DCRs effizient zu nutzen. KMU hingegen haben oft nicht die finanziellen und personellen Ressourcen, um solche Technologien in vollem Umfang zu implementieren.

Dies könnte sich jedoch in Zukunft ändern, so Peter Bell. Mit der Standardisierung von DCRs und zunehmendem Wettbewerb unter Anbietern sei zu erwarten, dass sich die Kosten nach und nach reduzieren. Dennoch bleibt für viele kleinere Unternehmen die Herausforderung bestehen, mit begrenzten Budgets datenschutzkonforme Lösungen für datenbasierte Analysen zu finden.

Fazit: Data Clean Rooms – Die Zukunft der datenschutzkonformen Analyse

Data Clean Rooms bieten Unternehmen eine vielversprechende Möglichkeit, datengestützte Entscheidungen zu treffen, ohne gegen Datenschutzvorgaben zu verstoßen. Sie ermöglichen eine sichere und kontrollierte Zusammenarbeit, indem sie sensible Informationen schützen und dennoch wertvolle Erkenntnisse liefern.

Allerdings gibt es weiterhin Herausforderungen in Bezug auf Sicherheit, technische Komplexität und Kosten. Besonders für kleinere Unternehmen bleibt abzuwarten, wie sich die Technologie weiterentwickelt und ob sich der Zugang zu DCRs in Zukunft demokratisieren lässt. Dennoch zeichnet sich ab, dass Data Clean Rooms eine wichtige Rolle in der datengestützten Wirtschaft der Zukunft spielen werden.


Der Autor

Alex Klose ist Director Central & CEE bei Twilio.