Start Software und Technologie Migration von Integrationsplattformen: Fallstricke vermeiden, Mehrwerte maximieren

Migration von Integrationsplattformen: Fallstricke vermeiden, Mehrwerte maximieren

Schlanke Geschäftsabläufe und niedrige Gesamtkosten – aber eventuell auch kurzfristig hakende IT-Systeme: Der Wechsel einer Integrationsplattform birgt Chancen und Risiken. Die ideale Perspektive richtet sich auf die Mehrwerte der Modernisierung.

Datenmanagement
Quelle: Phongphan Supphakank | Adobe Stock

Die Migration von Integrationsplattformen stellt Unternehmen vor große Herausforderungen. Dennoch ist sie oft notwendig – etwa wenn die bestehende Plattform auf einer mittlerweile veralteten Technologie basiert, Lizenzänderungen des bisherigen Anbieters wirtschaftlich nicht mehr tragbar sind oder wenn eine neue Version auf einer anderen Architektur aufsetzt, die ein einfaches Upgrade unmöglich macht. Unabhängig davon bietet die Ablösung aber auch die Chance, Mehrwerte freizusetzen.

Verborgene Risiken bei der Migration von Integrationsplattformen

Besonders herausfordernd an Migrationsprojekten ist, dass sie zentrale Systeme betreffen, deren Ausfall sich direkt auf das operative Geschäft auswirken kann. So haben Unternehmen ihre Integrationsplattform meist tief in die IT-Infrastruktur eingebettet und über Jahre hinweg mit immer mehr Business-Anwendungen verbunden. Den Aufwand, die Plattform abzulösen, unterschätzen viele Unternehmen. Die Integrationsplattform arbeitet stets im Zusammenspiel mit den umliegenden Systemen, die für einen reibungslosen Datenaustausch verknüpft werden müssen. Hier lauern Risiken, wenn die Verantwortlichen nicht über ausreichende Erfahrungen mit der alten und der neuen Plattform verfügen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die Architekturen stark voneinander abweichen.

Eine umfassende Analyse der Leistungen der alten und neuen Plattform sowie der bestehenden Integrationspunkte, Schnittstellen und Prozesse ist unerlässlich. Zudem muss ein vollständiger Überblick über die gesamte IT-Landschaft mit allen Komponenten, Systemen und Daten erarbeitet werden. Das Ergebnis dieser Analyse mündet in einer Aufwandsabschätzung, in die noch ein Puffer von 15 bis 20 Prozent für unvorhersehbare Schwierigkeiten einkalkuliert wird. Auch der Blick in die Zukunft ist entscheidend: Daher sollten die für die nächsten drei bis fünf Jahre geplanten Business-Initiativen und deren Auswirkungen auf die Software-Landschaft in die Aufwandsabschätzung einbezogen werden.


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Quelle: Imillian | Adobe Stock

Agile Prozesse und niedrige Kosten als Ziel

Die Ablösung einer Integrationsplattform sollte nicht nur darauf abzielen, die Risiken der bestehenden Lösung zu eliminieren. Meist wird ein solches Projekt nämlich nur dann bewilligt, wenn sich die Investition mittel- bis langfristig amortisiert. Deshalb sollten Unternehmen diese tiefgreifenden Änderungen ihrer IT-Infrastruktur als Chance nutzen, die bisherige Integration ihrer Anwendungen und Geschäftsprozesse zu optimieren und somit ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Der Return on Investment stellt sich dann ein, wenn die neue Plattform Mehrwerte generiert, etwa durch

  • schnelle, agile Prozesse und damit eine kurze Time-to-Market,
  • die Wiederverwendbarkeit von Schnittstellen und damit eine hohe Skalierbarkeit sowie
  • eine hohe Produktivität bei niedrigen Gesamtkosten (Total Cost of Ownership, TCO).

Open Source versus proprietär

Bei der Rentabilitätsberechnung spielt das Thema Kosten eine große Rolle. Oft entbrennt die Diskussion, ob eine kommerzielle Integrationsplattform oder eine Open-Source-Lösung zum Einsatz kommen soll. Neben dem Argument der Kostenersparnis sprechen weitere Vorteile für eine auf Open Source basierende Integrationsplattform. Hierzu gehören insbesondere:

  • Zusätzliche Anforderungen abdecken

Für Unternehmen, die nicht nur Applikationen miteinander integrieren, sondern auch manuelle Prozesse im Rahmen eines Workflow-Managements automatisieren wollen oder eine Messaging-Plattform benötigen, ist eine lizenzpflichtige Lösung für Programmschnittstellen alleine oft unzureichend. Der Open-Source-Ansatz bietet hingegen hohe Flexibilität bei der Auswahl erforderlicher Komponenten.

  • Einbinden von ETL-Prozessen

Müssen große Datenmengen aus verschiedenen Quellen extrahiert (Extract), aufbereitet (Transform) und in einem zentralen System bereitgestellt werden (Load), empfiehlt sich eine darauf spezialisierte Software. Hier bietet das Open-Source-Integrations-Framework Apache Camel leistungsfähige Technologien.

Kommerzielle Lösungen hingegen punkten mit anderen Argumenten:

  • Starke Marke und Support

Unternehmen fühlen sich bei einer Lösung eines etablierten Anbieters oft besser aufgehoben. Ein Beispiel ist die Plattform MuleSoft von Salesforce. Unternehmen, die bereits die CRM-Software (Customer Relationship Management / Kundenpflege) dieses Anbieters im Einsatz haben, können diese Integrationslösung mit geringem Aufwand in ihre Strategie einbinden und den Support aus einer Hand beziehen. Zusätzlich lassen sich bei bestehenden Geschäftsbeziehungen die Lizenzpreise möglicherweise budgetschonend verhandeln. Außerdem profitieren Unternehmen von einer gewachsenen Community sowie umfassenden Trainingsmaterialien und Dokumentationen.

  • Managed Hosting

Viele Unternehmen wollen eine Integrationslösung nicht eigenständig in Microsoft Azure oder bei Amazon Web Services betreiben. Stattdessen soll dies der Hersteller in einem gesicherten Rechenzentrum innerhalb Deutschlands übernehmen. Für diese Unternehmen sind Fully Managed Angebote optimal.

Monitoring als Brücke zwischen Alt und Neu

Ein oft unterschätzter Erfolgsfaktor bei der Migration von Integrationsplattformen ist die Überwachung. Ideal ist es, wenn sowohl die bestehende als auch die neue Integrationsplattform über eine vertraute Monitoring-Lösung angebunden ist. So behalten Projektteams durchgängig den Überblick über Schnittstellen, Performance und Auffälligkeiten – ohne sich zunächst mit neuen Tools und Dashboards vertraut machen zu müssen. Dieses Maß an Transparenz und Kontinuität stärkt das Vertrauen in die Stabilität und Zuverlässigkeit der neuen Lösung und reduziert Risiken in der Migrationsphase spürbar.

In Summe birgt die Migration von Integrationsplattformen zwar Risiken, eröffnet jedoch auch große Optimierungschancen. Ob die neue Lösung auf Open Source basiert oder proprietär ist, sollte anhand der Abwägung von Flexibilität, Support und Hosting-Anforderungen entschieden werden – stets mit Blick auf den langfristigen Return on Investment. Wichtig ist es, dass Unternehmen die Migration nicht nur als Technologieersatz betrachten, sondern als bedeutende Modernisierungsmöglichkeit, mit der sie zusätzliche Werte schaffen können. jf


Der Autor

Migration von Integrationsplattformen
Quelle: Integration Matters

Abdelghani Faiz ist Geschäftsführer der Integration Matters GmbH, eines Unternehmens der Salesfive Group.