Start Ratgeber Wenn Datenberge bremsen: So gelingt die Datenarchivierung

Wenn Datenberge bremsen: So gelingt die Datenarchivierung

SAP-Systeme treiben in vielen Unternehmen Automatisierung und Transparenz voran. Damit rasant wachsende Datenmengen nicht bremsen, braucht es eine strukturierte, lifecycle-orientierte Archivierung, die Ordnung schafft und die Plattform agil hält.

SAP-Datenarchivierung
©Petrovich9 | istockphoto.com

In SAP-Systemen entstehen Tag für Tag tausende neuer Transaktionen, Belege, Stammdaten und Dokumente. Wenn diese Datenflut im Unternehmen ohne klare Struktur immer weiter anschwillt, dann kann es zu Performance-Einbußen, steigenden Infrastrukturkosten und Risiken bei der Einhaltung von Compliance-Regeln und rechtlicher Vorgaben wie der DSGVO kommen. SAP Datenarchivierung kann hier gezielt entlasten, wenn sie mit der richtigen Strategie und einem systematischen Vorgehen angegangen wird. Dabei geht es um mehr als um das Verschieben von alten Daten in externe Speicher. Technische, fachliche und systemseitige Aspekte spielen eine entscheidende Rolle. In fünf Schritten kann man die Datenarchivierung richtig aufsetzen und lenkt die Datenflut in die richtige Bahn:

1. Mit einem klaren Konzept starten

Einer der größten Fehler ist, SAP-Archivierungsprojekte ohne klares Konzept zu starten und die Archivierung als reines IT-Thema zu sehen, bei dem es hauptsächlich darum geht, Speicherplatz zu sparen. Denn das greift zu kurz. Erfolgreiche Archivierung braucht eine unternehmensweite Strategie, die Geschäftsprozesse, Compliance-Vorgaben und Systemarchitektur einbezieht. Bevor also der erste Archivierungsjob gestartet wird, sollten klare Richtlinien definiert werden: Welche Daten können wann archiviert werden? Welche gesetzlichen Vorgaben sind einzuhalten – Stichpunkt Aufbewahrungsfristen? Wer übernimmt die Verantwortung bei der Umsetzung und Pflege der Archivierungsobjekte? Deshalb ist es wichtig mit einem Konzept zu starten, das die technischen und fachlichen Aspekte gleichermaßen berücksichtigt: Ein Archivierungsleitfaden etwa, der mit den Stakeholdern aus IT, Datenschutz, Finanzen und Fachabteilungen abgestimmt ist, hat sich hier bewährt.

2. Daten nach Relevanz klassifizieren

Wer alle Daten gleich behandelt, wird ihrer Relevanz nicht gerecht und legt sich bei der Archivierung selbst Steine in den Weg. Denn nicht jedes Datenobjekt ist gleich kritisch. Um das Risiko zu minimieren, dass existenzielle Informationen versehentlich archiviert oder rechtlich relevante Daten dauerhaft im Live-System verbleiben, empfiehlt sich ein datenbasiertes Kategorisierungsmodell. Wichtig ist, die Daten hinsichtlich ihrer geschäftlichen Relevanz, Zugriffshäufigkeit und Compliance-Pflichten zu bewerten. Hier ist es sinnvoll die Fachbereiche aktiv einzubinden, denn sie haben die nötige Expertise, um zu wissen, welche Daten für Berichte, Audits oder zukünftige Prozesse weiterhin gebraucht werden. In der Praxis hat sich ein Klassifizierungsmodell bewährt, das Daten nach Relevanz, Zugriffshäufigkeit und rechtlichen Vorgaben einordnet. Denn geschäftsrelevante Daten mit hoher Audit-Relevanz benötigen einen anderen Archivierungsansatz als veraltete Transaktionen oder Stammdatensätze ohne historische Bedeutung. So lassen sich sinnvolle Aufbewahrungsfristen und Zugriffsbedarfe definieren, die auch in Zukunft tragfähig bleiben.


Anzeige | kostenloses Webinar der Trovarit-Academy

Datenmanagement
Quelle: Phongphan Supphakank | Adobe Stock

A

Erfolgreiche Datenmigration: Tipps und Tricks für ein reibungsloses Verfahren
Altdaten ohne Hürden ins neue System überführen

14.11.2025
11:30 - 12:15 Uhr

Thema: Datenmigration, Datenmanagement
Referent: Alex Ron, Trovarit AG
Bei der Einführung einer neuen Business-Software beispielsweise für ERP, MES, CRM, PDM, HR oder Rechnungswesen ist die Migration der Altdaten eine der größten Herausforderungen. Die Daten des Altsystems müssen dabei in einer Form bereitgestellt werden, die das Einspielen der Daten ins neue System ermöglicht. Spezielle Tools, die eine strukturierte Datenanalyse oder über ein grafisches Mapping eine Job-gesteuerte Transformation unterschiedlicher Datenquellen erlauben, sind daher von essenzieller Bedeutung für eine reibungslose Datenmigration. Das Webinar erläutert zunächst die Fallstricke, denen man bei der Übernahme der Altdaten meist begegnet, und stellt anschließend entsprechende Werkzeuge vor, mit denen sich der Aufwand und das Fehlerrisiko bei der Migration minimieren lassen.
Anmeldung

3. Archivierungsprozesse automatisieren

Auch wenn „Archivierung per Hand“ im ersten Moment nach Kontrolle und Übersicht klingt – das ist in Wahrheit sehr fehleranfällig und ineffizient. Wenn Archivierungsjobs nur sporadisch gestartet, Parameter nicht sauber gepflegt oder wichtige Datenobjekte vergessen werden, kommt es zu Inkonsistenzen, Datenlücken und unnötiger Systemlast. Deshalb können moderne SAP-Systeme Daten automatisiert und regelbasiert archivieren. Dabei ist wichtig, dass die Archivierungsstrategie mit den individuellen Geschäftsprozessen abgestimmt wird und dass die Prozesszyklen regelmäßig durchlaufen werden. Auch hier sind ein zentrales Job-Management und eine klare Dokumentation des Archivierungsplans hilfreich, um den Überblick zu erhalten, auch wenn die verantwortlichen Personen wechseln.

4. Die passende Technologie wählen: SAP Datenarchivierung mit ILM vs. SARA

Welches ist die passende Archivierungstechnologie für die SAP Datenarchivierung? In vielen Unternehmen, die mit SAP-Systemen arbeiten, wird zur Archivierung noch mit dem klassischen SAP-Transformationstool SARA gearbeitet. Das ist ein robustes Werkzeug, das sich für die unkomplizierte Archivierung klassischer Objektklassen eignet. Es archiviert zuverlässig Daten, die zwar nicht mehr aktiv verwendet werden, aus rechtlichen oder betriebswirtschaftlichen Gründen jedoch aufbewahrt werden müssen. SARA hat allerdings Grenzen: Denn aktuelle rechtliche Anforderungen wie DSGVO-konforme Löschung, das Lifecycle-Management oder eine systemübergreifende Archivierung lassen sich damit nur schwer abbilden. Hier kommt SAP ILM (Information Lifecycle Management) zum Zug: Mit ILM lassen sich Regeln für die Lebensdauer von Daten definieren und automatisiert umsetzen – von der Archivierung bis zur Löschung. Besonders bei Migrationen nach SAP S/4HANA ist ILM deshalb häufig die nachhaltigere Wahl, weil es nicht nur archiviert, sondern alte Systeme auch ablösen kann. Deshalb gilt es, für die richtige Wahl des Tools die jeweiligen Unternehmensanforderungen genau zu analysieren: Wenn es um Compliance, Migration oder Langfristaufbewahrung geht, ist ILM meist die bessere Wahl. Für schnelle Entlastung ohne große Investitionen kann SARA aber nach wie vor sinnvoll sein.

5. Verfügbarkeit und Wissen aktuell halten

Technisch gesehen ist die Archivierung oft zügig erledigt. Doch die Herausforderungen zeigen sich meist erst im Alltag. Denn archivierte Daten müssen weiterhin zugänglich bleiben und gefunden werden, ob nun für Prüfungen, Recherchen oder Reports. Wer hier nicht sauber arbeitet, läuft Gefahr, dass archivierte Informationen verloren gehen oder unbrauchbar werden. Deshalb ist es von grundlegender Bedeutung, regelmäßig Stichproben und Integritätsprüfungen durchzuführen. Zudem sollten alle betroffenen Mitarbeitenden in Buchhaltung, Einkauf oder Controlling geschult werden, wie sie auf archivierte Daten zugreifen können. Dieses Wissen sollte ebenso wie die Dokumentation regelmäßig aktualisiert werden. Empfehlenswert ist es, mindestens einmal pro Jahr ein Archivierungsreview durchzuführen und immer wieder aufs Neue zu klären: Funktionieren die Zugriffspfade noch? Stimmen die Aufbewahrungsfristen? Gibt es neue rechtliche Vorgaben?

SAP Datenarchivierung – bessere Performance, sichere Compliance

Eine gut durchdachte SAP Datenarchivierung ist der Schlüssel für nachhaltige SAP-Systeme und bietet maßgebliche Vorteile: Sie verbessert die Performance durch leicht durchsuchbare Systeme, reduziert die Kosten bei Speicher und Betrieb, sorgt für Rechtssicherheit durch strukturierte Aufbewahrung und Löschlogik und erleichtert die Migration bei S/4HANA-Umstellungen. Mit klarer Strategie, gezielter Datenklassifikation, passender Toolauswahl, Automatisierung und integritätsgesichertem Zugang lässt sich der Spagat zwischen Systementlastung, Effizienz und Compliance meistern.


Ingmar Schiller ist Leitender IT-Architekt bei Convista.