Veränderungen und Disruption haben die vergangenen beiden Jahre bestimmt. In dieser Normalität müssen sich viele Unternehmen noch zurechtfinden. Auf den DSAG-Technologietagen diskutieren sie, wie sie zurückgestellte IT-Projekte wieder aufnehmen und mit Cloud-Lösungen in die Transformation starten.
Strategiediskurs: „New normal“ ist als Schlagwort gerade in aller Munde. Jenseits von Homeoffice und virtuellen Meetings diskutieren auf den Technologietagen der deutschsprachigen SAP-Anwendervereinigung DSAG rund 2000 Mitglieder darüber, was die veränderte Realität im SAP-Kontext heute und morgen bedeutet: „New normal – IT is. Chancen erkennen, Potenziale entfesseln“ lautet das Motto der Präsenzveranstaltung.
„Die Cloud ist und bleibt das New Normal, aber nicht als ausschließliche Option“, erläutert Sebastian Westphal, DSAG-Fachvorstand Technologie. Ohne die Cloud liefen vor allem mittelständische Unternehmen Gefahr, den Anschluss zu verlieren. Keineswegs sei diese IT-Betriebsvariante jedoch eine Option, die für alle Unternehmen gleich gut passt: „Es steht außer Frage, dass einige Unternehmen einen Rückstand aufholen müssen, um ihre Anforderungen auch künftig über SAP-Anwendungen abdecken zu können.“
Mit der Cloud-first-Strategie hat sich die SAP selbst einer Transformation verschrieben, die gerade in vollem Gange ist. Für manche Unternehmen sei es schwierig, diesen Weg mitzugehen. Gewachsene IT-Landschaften ließen sich schließlich nicht schnell und einfach in die Cloud überführen. SAP müsse daher die Anwender stärker als bisher bei ihrer Transformation unterstützen.
Performance statt Features bei Analytics
Im Produktangebot der Walldorfer macht Westphal mehrere Schwachstellen aus, die von Features über die Integration bis hin zum Lizenzmodell reichen. So haben die Walldorfer in Sachen Analytics im vergangenen Jahr nicht alle von der DSAG gebündelten Feature-Anfragen der Kunden umgesetzt. Eine weitere Baustelle sei das Thema Integration: Die Verknüpfung der unterschiedlichen Cloud-Lösungen bleibe uneinheitlich, und es fehle eine nachvollziehbare Plattformstrategie, die sämtliche Elemente zusammenbringt. Auch bei der Integration der Cloud-Module untereinander, mit Cloud Modulen von Drittanbietern und mit On-Premise-Lösungen stünden noch Wünsche offen. Überarbeitungsbedarf sieht die DSAG beim Thema Lizenzen: Das Named-User-Lizenzmodell macht laut Westphal „schnelle Tests von Cloud-Szenarien schwierig bis unmöglich.“ Anwender wünschen sich hier deutlich mehr Flexibilität. Zudem wollen Sie erreichen, dass beim Kauf neuer SAP-Lösungen die Investitionen in bisherige Anwendungen in Form von Rabatten angerechnet werden.
Geht es um SAP BW/4HANA, hat die DSAG Erfolge erzielt: So wird das zentrale Datenbankmanagement-System den Kunden bis 2040 als On-Premise-Lösung zur Verfügung stehen. Zudem plant SAP, weitere Funktionen für SAP BW/4HANA bereitzustellen, die über den reinen hybriden Betrieb der Data-Warehouse-Cloud hinausgehen. „Mit den zusätzlichen Funktionen werden die bereits getätigten Investitionen der Unternehmen, sowie der zukunftssichere Umstieg auf SAP BW/4HANA unterstützt“, zeigt sich Westphal zufrieden.
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SAP Data Warehouse Cloud konkurriert mit Hyperscalern
Die SAP Data Warehouse Cloud erwarten viele Anwender als End-to-End-Lösung für das Data-Management in der Cloud. Strategie und Vision dahinter finden die Unterstützung der DSAG, allerdings sollte die Roadmap schneller als bislang geplant umgesetzt werden. „Will SAP mit dieser Lösung den Plattform-Ansätzen der Hyperscaler eine echte Alternative gegenüberstellen, muss die Enterprise-Readiness zügig erreicht werden“, fordert Westphal.
Mit dem Free-Tier-Angebot für die Business Technology Platform, bei dem Unternehmen 30 Cloud-Services für eine bestimmte Zeit unentgeltlich nutzen können, unterstützt SAP Unternehmen bei der Cloud-Migration. Bis zur ‚neuen Normalität‘ in diesem Bereich gibt es laut DSAG noch einiges zu tun. So würde ein Free-Tier für sämtliche Cloud-Services die Adaption der Cloud ebenso beschleunigen, wie ein On- und Off-Boarding sämtlicher Services innerhalb weniger Minuten.
Lifecycle-Management für hybride Architekturen steht aus
Beim operativen Betrieb der SAP-Cloud-Services könnte laut DSAG ein globales und universelles Application-Lifecycle-Management für die Orchestrierung der hybriden Systemarchitekturen die Akzeptanz erhöhen. Ein Vorbild dafür ist der SAP Solution Manager, der eine derartige Transparenz für On-Premise-Systeme herstellt. Für Cloud-Systeme wünschen sich die Anwendervertreter eine zentrale Lösung, um Altsysteme bei der sukzessiven Migration anbinden zu können, beispielsweise durch die Erweiterung des API-Business-Hub. „Die Adaption der Cloud-Services wird nur dann zu steigern sein, wenn Unternehmen dort mittels hybrider Architekturen einsteigen können“, erläutert Westphal.
Potenzial gibt es nach Meinung der Anwendervertreter in Sachen SAP-Security zu heben. In der jüngsten Investitionsumfrage haben 80 Prozent der DSAG-Mitglieder bei Cybersecurity mittlere und hohe Investitionen angekündigt. Um hier einen Orientierungsrahmen zu geben, ist laut Westphal seitens der SAP eine bessere Kommunikation nötig. Dazu gehöre auch eine verlässliche Roadmap der zentralen Security-Produkte sowie eine inhaltliche Verständigung mit den großen Hyperscalern über einheitliche Sicherheits-Standards, Services und Komponenten. „Das Security-Dashboard ist seit zwei Jahren eine Kernforderung der DSAG“, erinnert Westphal.
Die SAP Academy plant kostenlose Cloud-Schulungen
Als wichtig empfindet die DSAG auch die Schulung der raren Sicherheits-Experten. Jürgen Müller, Chief Technology Officer und Vorstandsmitglied der SAP, verspricht in diesem Punkt eine baldige Entspannung: Ab Herbst dieses Jahres soll die SAP Academy einen kostenlosen oder zumindest stark vergünstigen Zugang zu Cloud-Schulungen von Amazon, Google und Microsoft bieten. In Sachen Security hätten die Walldorfer viel in die Infrastruktur und den Betrieb der Lösungen investiert. Allerdings seien die Informationen noch immer an vielen Stellen verteilt. Ein konsolidierter Leitfaden für die sichere Konfiguration von SAP-Lösungen in der Cloud soll bald kommen. Für das Security-Dashboard nennt Müller hingegen keinen Termin.
Integration war in den vergangenen drei Jahren laut Müller eines der größten Themen der SAP. Alleine im vergangenen Jahr habe das Unternehmen 450 neue Integrationen geliefert, darunter Workflow, Security und Identity Management. Nun zeigten sich die Erfolge. Allerdings seien diese Möglichkeiten noch nicht bei allen Anwendern angekommen.
Bei der SAP Analytics Cloud hat SAP laut Müller im vergangenen Jahr das komplette Frontend neu entwickelt, um mittels reduzierter Anfragen die Performance zu steigern. Das habe Entwicklerressourcen gebunden. Diese seien künftig wieder verfügbar, um zusätzliche Features zu entwickeln. So sollen beispielsweise Anwendungen nach und nach Machine-Learning-Fähigkeiten bekommen. Jürgen Frisch
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