Ein großer Teil der deutschen Angestellten arbeitet derzeit von zuhause aus – vom Sachbearbeiter bis zum Geschäftsführer. Das bringt in vielen Fällen neue IT-Sicherheitsrisiken mit sich. Auch Hacker nutzen die aktuelle Unsicherheit verstärkt aus. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat bereits Alarm geschlagen.
Die Anbindung des Heimarbeitsplatzes erfolgte in den meisten Unternehmen von jetzt auf gleich, also ohne die erforderlichen Vorbereitungen. Videokonferenzen, Cloud-Anwendungen und mobile Endgeräte bieten zwar eine enorme Erleichterung für die dezentrale Zusammenarbeit. Doch eröffnen sich für Cyberkriminelle durch diese Infrastrukturen auch neue Angriffspunkte. Hinzu kommen zigtausende veralteter Computer, ungesicherter Router und schlecht geschützter WLAN-Verbindungen, die mit einem Mal Zugang zu den sensiblen Daten von Unternehmen bieten. Wie aber können Unternehmen unter diesen Bedingungen die Heimarbeitsplätze ihrer Mitarbeiter trotzdem erfolgreich vor Hackerangriffen schützen? Dies zeigen die folgenden 10 goldenen Regeln:
1. Alle Mitarbeiter, die an das Unternehmensnetzwerk angebunden sind, sollten verbindliche und eindeutige Regelungen für den Schutz der IT und der Daten im Unternehmen erhalten – und zwar schriftlich.
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2. Endgeräte vor Angriffen aus dem Internet schützen. Der aktuelle Informationsbedarf in der Corona-Krise wird verstärkt von Hackern ausgenutzt. Über gefälschte Webseiten, Emails oder Grafiken, die aus scheinbar vertrauensvollen Quellen stammen, wird Malware auf Rechner geschleust. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) warnt Bürger und Unternehmen vor der Zunahme solcher Angriffe. Der beste Schutz vor Angriffen aus dem Internet ist ein virtueller Browser, den das BSI entwickeln ließ. Kommt dieser zum Einsatz haben Cyber-Kriminelle keine Chance.
Die meisten Hackerangriffe gelangen über das Internet auf Rechner und in Unternehmensnetzwerke. Damit es für Mitarbeiter möglich ist, sicher zu surfen, hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gemeinsam mit dem IT-Sicherheitsunternehmen Rohde & Schwarz Cybersecurity den R&S®Browser in the Box entwickelt. Der Nutzer arbeitet darin mit einer vom Betriebssystem separierten Maschine. Er bewegt sich sozusagen in einer virtuellen „Surfumgebung“. Der Vorteil: Anstatt – wie bei Antivirenprogrammen – Schadcodes zu erkennen, werden alle potenziell gefährlichen Aktivitäten in diesem virtuellen Browser isoliert. Jeder Browserstart beseitigt die Schädlinge und versetzt den Browser in seinen Ausgangszustand. Die konsequenteste Netzwerktrennung erreicht man mit einer vollvirtualisierten Surfumgebung.
3. Daten auf den Endgeräten schützen. Vor allem Organisationen mit hohen Sicherheitsanforderungen sollten die Endgeräte ihrer Mitarbeiter mit einer Festplattenverschlüsselung ausstatten. Nur berechtigte Nutzer können dann per Multi-Faktor-Authentifizierung ihre Daten und das Betriebssystem nutzen. Geht das Gerät verloren oder wird es gestohlen, ist es für Dritte nicht möglich, auf die Daten zuzugreifen.
4. Grundlegende Sicherheitsmaßnahmen. Der Arbeitsplatz in den eigenen vier Wänden sollte physisch gesichert werden, indem Türen verschlossen und Bildschirme gesperrt werden. Empfehlenswert ist zudem, die Webcam am Rechner oder Laptop abzudecken, wenn diese nicht benötigt wird, sowie bei Nichtgebrauch das Mikrofon auszuschalten, um mögliche Spionageattacken ins Leere laufen zu lassen.
5. Heimische WLAN-Verbindung absichern. Das Standard-Administrator-Passwort sollte durch ein neues, starkes Passwort ersetzt und die WPA2-Verschlüsselung aktiviert wird.
6. Betriebssysteme, Webanwendungen und Apps aktualisieren. Alle IT-Technologien eines Unternehmens müssen auf dem aktuellsten Stand sein – das ist ein wesentlicher Schutz vor Hackern. Alle Mitarbeiter sollten daher regelmäßig Updates ausführen und mit der neuesten Systemversion arbeiten.
7. Vorsicht vor Betrügern. Angreifer täuschen und tricksen, um an Passwörter, Bankverbindungen oder Zugangsinformationen zu gelangen. Beispielsweise versenden sie täuschend echt wirkende E-Mails. Neben Phishing gilt aber auch Vorsicht bei Anrufen, SMS, Social-Media-Inhalten und gefälschten Nachrichten, die über Messenger verbreitet werden. Dieses sogenannte Social Engineering stellt in Zeiten dramatischer Veränderungen eines der größten Risiken im Home Office dar.
8. Unternehmen sollten sichere Kommunikationskanäle nutzen, um die Tablets, Smartphones oder PCs der Mitarbeiter im Home Office an das Unternehmensnetzwerk anzubinden. Empfehlenswert sind Virtual Private Networks (VPN). Sie bauen über einen „gesicherten Tunnel“ Verbindungen zwischen dem Endgerät und dem Unternehmensnetz auf.
9. Starke Passwörter nutzen. Passwörter schützen Anwendungen vor unberechtigtem Zugriff. Je komplexer und eindeutiger Passwörter sind, desto schwerer sind sie zu knacken. Eine Multi-Faktor-Authentifizierung beispielsweise unter Einsatz von PIN, Fingerabdruck oder Passwort bietet ergänzend Schutz vor dem Zugriff unbefugter Dritter.
Passwörter schützen die digitale Infrastruktur eines Unternehmens vor dem Zugriff unbefugter Personen. Je stärker ein Passwort ist, desto besser ist sein Schutz. Gute Passwörter sind beispielsweise so genannte Passphrasen, wie „Wir verschlüsseln Datenträger!“ oder „keine-Zellen-in-Excel-verbinden“. Solche Sätze sind leicht zu merken und zu tippen, aber schwierig zu knacken. Ergänzt werden sollten sie um Symbole, Zahlen oder Großbuchstaben. Jede Anwendung sollte mit einem eigenen Passwort geschützt werden. Andernfalls muss ein Angreifer lediglich eine Anwendung erfolgreich kompromittieren, um sich bei weiteren Konten erfolgreich anzumelden. Auf haveibeenpwned.com kann man übrigens überprüfen, ob dies bereits geschehen ist. Um nicht den Überblick zu verlieren, ist es hilfreich, einen Passwort-Manager zu nutzen. Das Programm speichert die Passwörter in einer Art Tresor – im Bedarfsfall kann man sie dort leicht wieder abrufen. Einen Passwortmanager schützt man am besten mit einer starken Passphrase sowie einer zweistufigen Verifizierung.
10. Daten in der Cloud schützen. Für das dezentrale Arbeiten sind Cloud-Anwendungen und Collaboration-Dienste ideal. Doch die Schutzmechanismen der Cloud-Anbieter entsprechen meist nicht den Sicherheitsanforderungen vieler Unternehmen. Es drohen Datenspionage und Compliance-Verletzungen. Die Lösung ist ein datenzentrischer Schutz: Dabei werden Platzhalter in die Cloud eingestellt, die nur Metadaten enthalten, die für Kollaboration und Workflows notwendig sind. Die schützenswerten Nutzdaten werden fragmentiert im Unternehmensnetzwerk oder an einem anderen Ort abgelegt.
Der Autor
Dr. Falk Herrmann, CEO von Rohde & Schwarz Cybersecurity