Softwaredefinierte Fahrzeuge bilden den zentralen Baustein für die elektrifizierte, computerisierte und mit der Cloud vernetzte Zukunft des Individualverkehrs. Den meisten Experten aus der Automobilindustrie ist längst klar, dass für Innovationen und Markterfolg kein Weg an zukunftsweisenden Softwarelösungen vorbeiführt.
Softwaredefinierte Fahrzeuge beenden eine Ära der Automobilgeschichte: Bisher zeichneten sich Fahrzeuge durch Hardware-Attribute wie Motorleistung, Karosserieform und Leistungsdaten wie Drehzahl und Treibstoffverbrauch aus. Doch mit dem Übergang in ein neues Zeitalter der Mobilität rücken andere Aspekte in den Vordergrund. Selbst die Elektrifizierung, der Übergang zu einem anderen Antriebskonzept bildet nicht allein ab, wie tiefgreifend der Wandel in all seinen Konsequenzen ist. BlackBerry erklärt, was das neue Zeitalter des Automobils kennzeichnet und wie sich neben den marktgängigen Fahrzeugen auch die Entwicklungsprozesse in der Industrie grundlegend wandeln.
Entwicklung der Automobilindustrie hin zum softwaredefinierten Fahrzeug
Lange in der mehr als hundertjährigen Geschichte der Automobilindustrie, bauten Unternehmen ihre Fahrzeuge aus den – zum Zeitpunkt der Herstellung – am besten geeigneten Einzelkomponenten. Jede Komponente erfüllte ihre Aufgabe – Motor, Bremssystem, Federung – und es war die Aufgabe des Fahrzeugherstellers, dafür zu sorgen, dass das Zusammenspiel gut funktioniert. Das softwaredefinierte Fahrzeug hebt diese Orchestrierung der Komponenten auf eine neue Ebene, denn auch nachdem ein Fahrzeug die Fabrik verlassen hat, können Unternehmen weiterhin Verbesserungen und Anpassungen an ihm vornehmen.
Der softwaredefinierte Ansatz schafft die Grundlage für Verbesserungen an den besonders wichtigen Funktionen eines Autos. Daten aus zahlreichen Sensoren eines modernen Fahrzeugs dienen für die Optimierung von erweiterten Fahrerassistenzsystemen (Advanced Driver Assistance Systems, ADAS). Autos können heute über mehrere Kameras, Radar, Ultraschall und sogar LiDAR verfügen, die gemeinsam mit hunderten anderen Sensoren jeden Aspekt der Performance und Sicherheit im gesamten Fahrzeug überwachen. Eine zentralisierte und zuverlässige Softwareplattform ist die Voraussetzung, um die Möglichkeiten auszuschöpfen, die all diese Technik bietet.
Integration und Übertragung von Daten an externe Dienste
Automobilhersteller können in das softwaredefinierte Fahrzeug auch digitale Dienste von Drittanbietern integrieren und es in die Lage versetzen, Daten an externe Dienste zu übermitteln, zum Beispiel zur Zahlung von Mautgebühren oder Spritkosten.
Bosch setzt für seine Information-Domain-Compute-Plattform auf innovative, KI-basierte Predictive-Maintanance-Lösungen basierend auf der Technologie des Darmstädter Start-Ups Compredict. Zusätzlich ermöglicht die Plattform einfache und sichere Zahlungen direkt im Fahrzeug – Grundlage dafür ist eine Kooperation mit CarlQ. Fahrzeugdaten werden in Echtzeit abstrahiert, normalisiert und sicher verarbeitet, um Machine Learning (ML-) Insights zu gewinnen. Sie unterstützen bei der Analyse von Fahrzeugkomponenten und der Prognose, wann sie voraussichtlich ausfallen, sowie bei der sicheren Authentifizierung von Transaktionen im Fahrzeug.
Allerdings beweist sich besonders der Bereich Elektromobilität als Innovationstreiber. PATEO hat auf der CES 2023 ein digitales Cockpit vorgestellt, dass die Entwicklung von personalisierten Lösungen für die Batteriereichweite und die Erstellung von Fahrerprofilen ermöglicht. Der OEM Electra Vehicles vertreibt die Lösung bereits auf dem chinesischen Markt. Die Lösungen haben das Potenzial die weitverbreitete Reichweitenangst zu verringern.
Beide Automobilzulieferer nutzen BlackBerry IVY für ihre Anwendungen. Die in Zusammenarbeit mit Amazon Web Services (AWS) entwickelte KI-Plattform befähigt Automobilhersteller innovative Anwendungen von Drittanbietern schneller bereitzustellen, um so das Fahr- und Beifahrererlebnis der Endnutzer zu verbessern.
Over-the-Air-Bereitstellung von Anwendungen und Updates
Auch General Motors führt wegweisende softwarebasierte Funktionen in seinen neuesten Elektrofahrzeugen ein. Im Mittelpunkt der Strategie des Unternehmens steht die Ultifi-Plattform. Sie baut auf der Vehicle Intelligence Platform des Herstellers auf, die bereits Over-the-Air-Updates anbietet, durch die Softwarefunktionen dynamisch verbessert und erweitert werden können. Ultifi fügt eine zentralisierte Schicht aus Schlüsselsoftware hinzu, die eine schnelle Bereitstellung von Anwendungen und Software-Updates ermöglicht.
Software-Entwicklung mit BlackBerry als Basis
Selbst Branchenriesen wie Stellantis und General Motors setzen große Software-Entwicklungsprojekte noch schneller, reibungsloser und mit umfangreicheren Funktionen um, wenn sie mit erfahrenen Drittanbietern zusammenarbeiten. Die BlackBerry QNX-Plattform dient für die Bereitstellung einer grundlegenden, sicherheitszertifizierten Echtzeit-Betriebssoftware (RTOS), die zahlreiche Original Equipment Manufacturer (OEM) und ihre Zulieferer für den Einsatz im softwaredefinierten Fahrzeug nutzen. BlackBerry IVY, eine gemeinsame Entwicklung mit Amazon Web Services, liefert eine sinnvolle Ergänzung, um zusätzliche Funktionen für Cloud-Konnektivität, Skalierbarkeit und mehr Sicherheit zu integrieren. Hinzu kommt eine einfachere und normalisierte Erfassung und Onboard-Berechnung von Sensor- und Steuergerätedaten.
„Wir betrachten unser Unternehmen als Garant einer sicheren Basis für das Auto von morgen, die es den großen Herstellern in aller Welt ermöglicht, Trends auszuloten und auf sichere Art und Weise umzusetzen“, erklärt Dominik Biber, Field Application Engineer at BlackBerry QNX. „Es gibt einen großen Bedarf an unseren Lösungen und sie sind ein Motor für Wachstum in einem Segment, in dem die Nachfrage kontinuierlich steigt.“
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Das Automobil als Plattform für autonomes Fahren erschließen
Das elementare und wirklich komplizierte Element der Entwicklungsarbeit am softwaredefinierten Fahrzeug ist das autonome Fahren. Eine wachsende Zahl von Modellen bietet inzwischen Level-2-Fähigkeiten und das Angebot in Level 3 wächst. Allerdings gibt es noch viel zu tun, um die Entwicklung von selbstfahrenden Modellen der Stufen 4 und 5 voranzutreiben. Hier besteht das Ziel darin, Fahrzeuge unter den ständig wechselnden Bedingungen sicher zu nutzen, denen sie bei jeder Fahrt ausgesetzt sind. Wenngleich die meisten Autobesitzer auf absehbare Zeit weiterhin selbst fahren, erscheint die Möglichkeit sehr attraktiv, den Menschen insbesondere auf langen, alltäglichen Fahrten einen Teil oder die gesamte Arbeit abzunehmen. Sie wirft außerdem ein Licht auf einen Markt, der nur darauf wartet, erschlossen zu werden.
Das softwaredefinierte Fahrzeug ist ein zentraler Baustein für die Entfaltung der automobilen Zukunft. Zugleich wirkt es als eine Art Katalysator, der die Art und Weise der Automobilfertigung und die Rolle, die sie im täglichen Leben spielt, grundlegend verändert – mit einem Tempo, das die Branche bisher noch nicht kannte.
Der Autor
Jörg Zimmer, Vice President EMEA BlackBerry