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SAP-Anwender ringen mit Künstlicher Intelligenz

Künstliche Intelligenz gewinnt in Unternehmen an Bedeutung, wie eine gemeinsame Umfrage mehrerer SAP-Anwendergruppen zeigt. Allerdings stehen sie vor bedeutenden Herausforderungen bei der Implementierung von Künstlicher Intelligenz, insbesondere hinsichtlich Sicherheit, Datenqualität und Governance. Die Meinungen zum Potenzial dieser Technologie gehen dabei weit auseinander.

Datenqualität bei Künstlicher Intelligenz
Quelle: ©Igor Omilaev | unsplash.com

Fortschritt und Expertise: Künstliche Intelligenz wird künftig im Business wichtig. Das verdeutlicht eine Umfrage der SAP-Anwendergruppen DSAG (Deutschland), ASUG (USA) und UKISUG (Vereinigtes Königreich und Irland). Allerdings zeigt sich, dass viele Unternehmen auf erhebliche Herausforderungen bei der Implementierung von Künstlicher Intelligenz stoßen. Bei Generativer Künstlicher Intelligenz schätzen sich lediglich 7 Prozent der Befragten DSAG-Mitglieder (ASUG: 6 Prozent, UKISUG: 6 Prozent) als Experten ein, bei allgemeiner Künstlicher Intelligenz sind es in Deutschland 8 Prozent (ASUG: 2 Prozent, UKISUG: 5 Prozent). 52 Prozent der Befragten aus Deutschland (ASUG: 49 Prozent, UKISUG: 44 Prozent) befinden sich bei allgemeiner Künstlicher Intelligenz im Lernprozess während 46 Prozent (ASUG: 44 Prozent, UKISUG: 41 Prozent) ihr Wissen über Generative Künstliche Intelligenz erweitern.

Die DSAG-ASUG-Umfrage zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz wurde im August und September 2024 unter den Mitgliedern der drei Interessenvertretungen durchgeführt. Aus Deutschland, Österreich und der Schweiz kamen 246 Teilnehmer. Seitens ASUG nahmen 260 Personen an der Umfrage teil und seitens der UKISUG waren es 123. Bei den Unternehmensbereichen, die sich an der Umfrage beteiligten, liegt die IT mit 64 Prozent vorn, gefolgt von der Geschäftsführung mit 8 Prozent, Finanz- und Personalwesen mit je 4 Prozent und Forschung und Entwicklung mit 3 Prozent.

Beim Implementieren besteht viel Luft nach oben

Der Aufbau von Know-how rund um Künstliche Intelligenz ist in vollem Gange, wie die Umfrage zeigt. Es besteht ein großer Bedarf an Informationen, und es gibt noch viel zu tun – bei den Anwendern, Partnern und Software-Herstellern. Den derzeitigen technologischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel empfinden die Umfrageteilnehmer als herausfordernd. Lediglich 11 Prozent der DSAG-Teilnehmer (ASUG: 12 Prozent, UKISUG: 6 Prozent) können nach eigener Aussage mit dem Tempo des Wandels mühelos Schritt halten. Dies verdeutlicht die Herausforderungen bei der Implementierung von Künstlicher Intelligenz, die nicht nur technischer, sondern auch organisatorischer und strategischer Natur sind. Besonders mittelständische Unternehmen kämpfen mit begrenzten Ressourcen, was die Einführung und den Betrieb von KI-basierten Lösungen erschwert. 59 Prozent (ASUG: 59 Prozent, UKISUG: 70 Prozent) kommen einigermaßen mit, während 24 Prozent (ASUG: 23 Prozent, UKISUG: 19 Prozent) nicht Schritt halten können.

Aus Sicht der DSAG überrascht es daher nicht, dass im Hinblick auf das Implementieren Künstlicher Intelligenz noch viel Luft nach oben besteht. So gaben lediglich 6 Prozent der deutschen Befragten (ASUG: 7 Prozent, UKISUG: 5 Prozent) an, diese Technologie in vielen Bereichen zu nutzen. 24 Prozent der von der DSAG Befragten (ASUG: 25 Prozent, UKISUG: 29 Prozent) nutzen Künstliche Intelligenz in einigen Bereichen. 11 Prozent (ASUG: 10 Prozent, UKISUG: 13 Prozent) gar nicht. „Die Umfrageergebnisse zeigen ein Spannungsfeld zwischen Zurückhaltung und Fortschritt bei der Implementierung intelligenter Systeme in Unternehmen“, erläutert der DSAG-Vorstandsvorsitzende Jens Hungershausen. „Die rasante Entwicklung überwältigt viele Unternehmen. Zudem verfügen manche mittelständische Betriebe nicht über die finanziellen Mittel, die technische Infrastruktur oder die Fachkräfte, um derartige Technologien umfassend zu implementieren.“

Pilotprojekte erhalten die Wettbewerbsfähigkeit

32 Prozent der deutschen Befragten (ASUG: 25 Prozent, UKISUG: 30 Prozent) führen laut Umfrage derzeit Pilotprojekte durch, während 23 Prozent (ASUG: 20 Prozent, UKISUG: 15 Prozent) darüber nachdenken. „Mit Pilotprojekten können Unternehmen intelligente Technologien in einem kontrollierten Umfeld testen, ohne sich umfassend zu verpflichten“, erläutert Hungershausen. „Dies reduziert finanzielle und operative Risiken.“ Zudem seien Pilotprojekte ein Weg, um den Anschluss nicht zu verlieren. Gleichzeitig könnten Unternehmen dadurch Erfahrungen sammeln und interne Kompetenzen aufbauen. Das helfe bei der Entscheidung über zukünftige Projekte.

Die Unternehmen, die nach eigener Aussage Künstliche Intelligenz nutzen oder dies planen, wollen damit in erster Linie interne Abläufe optimieren und Einblicke aus Daten gewinnen. So gaben 61 Prozent der deutschen Befragten (ASUG: 61 Prozent, UKISUG: 53 Prozent) an, diese Technologie zum Optimieren von Geschäftsprozessen einzusetzen, während 60 Prozent (ASUG: 58 Prozent, UKISUG: 54 Prozent) damit Daten analysieren. „Künstliche Intelligenz kann Produktion, Logistik oder das Personalmanagement automatisieren, und das spart Kosten und verbessert die Wettbewerbsfähigkeit“, erläutert Hungershausen. „Datenanalysen bilden die Basis für faktenbasierte Entscheidungen.“

Herausforderungen bei der Implementierung von Künstlicher Intelligenz
Das Optimieren von Geschäftsabläufen und die Datenanalyse benennen die befragten SAP-Anwender am häufigsten als Einsatzbereiche für Künstliche Intelligenz. (Quelle: DSAG)

Bewährte Use-Cases mit schnellem Mehrwert

Als Hilfe bei strategischen Unternehmensentscheidungen kommt Künstliche Intelligenz lediglich bei 21 Prozent der deutschen Befragten zum Einsatz (ASUG: 20 Prozent, UKISUG: 21 Prozent). Zur Entwicklung neuer Produkte und -Dienstleistungen nutzen 31 Prozent (ASUG: 26 Prozent | UKISUG: 27 Prozent) diese Technologie, während ebenfalls 31 Prozent (ASUG: 19 Prozent, UKISUG: 31 Prozent) kostenpflichtige Abonnement-Dienste erwähnen. „Unternehmen setzen zunächst auf bewährte Anwendungsfälle, indem sie bestehende Prozesse optimieren, um einen schnellen und eindeutig messbaren Mehrwert zu generieren“, erläutert Hungershausen. „Das Entwickeln neuer Produkte oder Dienstleistungen mit Künstlicher Intelligenz erfordert eine Expertise, die aktuell nur wenige Unternehmen haben.“

65 Prozent der deutschen Befragten (ASUG: 61 Prozent, UKISUG: 59 Prozent) halten Künstliche Intelligenz für nützlich, wenn es darum geht, Anomalien in Integrationsabläufen zu erkennen. 62 Prozent (ASUG: 61 Prozent, UKISUG: 58 Prozent) sehen einen Nutzen in dieser Technologie beim Erstellen von Integrationsflüssen zwischen SAP- und Non-SAP-Anwendungen. 57 Prozent (ASUG: 55 Prozent, UKISUG: 66 Prozent) erwarten Vorteile beim Erstellen von Finanzanalysen.

Transparenz, Klarheit und Daten als entscheidende Erfolgsfaktoren

Neben den praktischen Hürden bleibt die Sorge um Datenschutz, Datenqualität und Governance ein zentrales Thema. Unternehmen benötigen eine klare Strategie, um Herausforderungen bei der Implementierung von Künstlicher Intelligenz zu meistern und Vertrauen aufzubauen. Für 95 Prozent der deutschen Befragten (ASUG: 92 Prozent, UKISUG: 97 Prozent) sind Transparenz und Klarheit über den Einsatzort sowie eine gute Datenbasis von großer Bedeutung. 89 Prozent (ASUG: 91 Prozent, UKISUG: 93 Prozent) legen großen Wert auf faire Preismodelle. 89 Prozent der deutschen Teilnehmer (ASUG: 84 Prozent, UKISUG: 78 Prozent) halten es für unerlässlich, intelligente Lösungen eng in bestehende Systeme zu integrieren. Auf SAP bezogen, erachten 71 Prozent (ASUG: 61 Prozent, UKISUG: 47 Prozent) die Möglichkeit als wichtig, Künstliche Intelligenz unabhängig vom Betriebsmodell zu betreiben. „SAP hat zugesichert für S/4HANA bis 2040 Innovationen bereitzustellen“, erläutert Hungershausen. „Was für die S/4HANA Private Cloud gilt, sollte auch für S/4HANA On-Premises mit identischem Leistungsumfang zur Verfügung stehen.“

Ein Drittel der befragten Unternehmen hat bislang noch keine Pläne hinsichtlich der Nutzung Künstlicher Intelligenz. Ein Grund dafür könnte sein, dass die Auswahl der am besten für einen Anwendungsfall passenden Werkzeuge als Herausforderung gilt. Das gab die Hälfte der deutschen Befragten an (ASUG: 41 Prozent, UKISUG: 44 Prozent). 27 Prozent (ASUG: 34 Prozent, UKISUG: 36 Prozent) glauben, dass ihnen die notwendigen Fähigkeiten fehlen, um die intelligenten Tools im Tagesgeschäft vollständig zu nutzen, während 24 Prozent (ASUG: 21 Prozent, UKISUG: 25 Prozent) monieren, dass es nicht genügend hochwertige Werkzeuge gäbe.

Herausforderungen bei der Implementierung von Künstlicher Intelligenz
Die Auswahl des am besten passenden Werkzeugs ist bei den befragten SAP-Anwendern aktuell die größte Hürde, wenn es um Künstliche Intelligenz geht. (Quelle: DSAG)

Insgesamt sorgt der zunehmende Einsatz Künstlicher Intelligenz bei den Befragten für gemischte Gefühle. So gaben 61 Prozent der deutschen Befragten an (ASUG: 52 Prozent, UKISUG: 54 Prozent), gleichermaßen begeistert wie besorgt zu sein. Begeisterung löst vor allem die Möglichkeit aus, Zeit zu sparen. Bedenken haben die Befragten im DACH-Raum vor allem hinsichtlich der Themen Sicherheit, Datenqualität und Governance. „Hierzulande gelten hohe Ansprüche an Datenschutz und Transparenz“, erläutert Hungershausen. „Unternehmen sollten daher diese Technologie mit klaren Richtlinien und einem starken Fokus auf die Qualität der Daten einführen, um langfristig Vertrauen aufzubauen.“

Beim Potenzial sind sich die Befragten nicht einig

Geht es um das Potenzial Künstlicher Intelligenz, sind die Meinungen gespalten: 57 Prozent der deutschen Befragten (ASUG: 48 Prozent, UKISUG: 52 Prozent) sehen zwar Vorteile, empfinden diese Technologie jedoch als überbewertet. Zwei Prozent (ASUG: 5 Prozent, UKISUG: 6 Prozent) sind der Meinung, dass das Potenzial stark überschätzt wird, während 37 Prozent (ASUG: 37 Prozent, UKISUG: 32 Prozent) glauben, dass Künstliche Intelligenz ganze Branchen revolutionieren wird. 4 Prozent der deutschen Befragten (ASUG: 10 Prozent, UKISUG: 11 Prozent) sind sich unsicher, wie sie das Potenzial einschätzen sollen.

Insgesamt verdeutlicht die Umfrage, dass Künstliche Intelligenz an Bedeutung gewinnt, und dass es in Bezug auf Expertise und Implementierung noch großen Nachholbedarf gibt. Während viele Unternehmen in der Lernphase sind und erste Pilotprojekte durchführen, gelten fehlende Fachkräfte, mangelnde finanzielle Mittel und eine unzureichende technische Infrastruktur insbesondere im Mittelstand als große Hindernisse. Die Befragten nutzen Künstliche Intelligenz vor allem als Werkzeug, um Prozesse zu optimieren und Daten zu analysieren. Sicherheitsbedenken sowie Anforderungen an Datenqualität und Governance dämpfen die Euphorie. Jürgen Frisch


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