59 Prozent der Mittelständler in Deutschland rechnen laut einer aktuellen Umfrage mit negativen Auswirkungen des Lieferkettengesetzes auf ihr Unternehmen. Der hohe Reporting-Aufwand hemme Innovationen und schade der Wettbewerbsfähigkeit.
Nach wochenlangen Debatten hat sich die Mehrheit der EU-Staaten für ein europäisches Lieferkettengesetz ausgesprochen. Die Zustimmung des Europäischen Parlaments gilt als sicher. Laut einer Umfrage des Standardsoftwerkers proALPHA geht allerdings mehr als die Hälfte (59 Prozent) der mittelständischen Unternehmen in Deutschland davon aus, dass dieses Gesetz ihre Organisation sowie die gesamtwirtschaftliche Entwicklung negativ beeinflusst.
proALPHA hat in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Arlington Research im Februar und März 2024 eine Online-Umfrage unter mittelständischen Unternehmen (25 bis 500 Mitarbeiter) in Deutschland zu den Auswirkungen und Einschätzungen aktueller und künftiger gesetzlicher Regulatorik durchgeführt. Interviewt wurden dabei Entscheidungsträger auf mindestens Direktorlevel mit direkter Verantwortung für die Umsetzung, Einhaltung und Berichterstattung, beispielsweise für den Datenschutz, das ESG-Reporting (Environmental, Social, Governance) oder das kommende EU-Lieferkettengesetz.
Mehrbelastung, Innovationsbremse und Investitionsrückgang
Obwohl das EU-Lieferkettengesetz zunächst zwar lediglich für Unternehmen ab 1.000 Beschäftigte gelten soll, sind auch kleinere und mittelgroße Unternehmen zumindest indirekt betroffen, da auch sie Teil der im Gesetz regulierten Lieferkette sind. Somit müssen auch sie sich den neuen Anforderungen an die Lieferkettentransparenz stellen.
31 Prozent der Umfrageteilnehmer äußerten nun die Sorge, dass ihre Wachstums- und Expansionsbestrebungen gebremst werden, während ein Drittel (33 Prozent) befürchtet, dass Deutschland seine führende Position im internationalen Wettbewerb einbüßen könnte. Weitere 33 Prozent rechnen mit einem hohen Reporting-Aufwand für ihr Unternehmen. Für 32 Prozent der Befragten macht das neue Gesetz zudem die Einstellung weiterer Mitarbeiter erforderlich. 32 Prozent der Befragten gehen daher davon aus, dass sie geplante Investitionen zurückstellen.
Mehr als ein Viertel (28 Prozent) muss nach eigener Aussage angesichts des Lieferkettengesetzes erst einmal entsprechendes Know-how aufbauen oder einkaufen. Knapp ein Viertel (24 Prozent) der befragten Mittelständler sieht in diesem Gesetz eine Innovationsbremse für ihre Branche. Ebenso viele (24 Prozent) erwägen deshalb, ihre Produktion gegebenenfalls ins Ausland zu verlagern.
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„Sowohl das deutsche als auch das kommende EU-Lieferkettengesetz betrifft nicht nur die großen Unternehmen“, erläutert Asina Leist, CEO der DIG GmbH, einem Unternehmen der proALPHA Gruppe. Auch kleinere, mittelständische Unternehmen müssen sich darauf einstellen, den von den Gesetzen direkt betroffenen Partnerunternehmen lieferkettenbezogene Informationen zur Verfügung stellen zu müssen.“
IT-Systeme erleichtern dieses Reporting: Lösungen für E-Procurement und strategisches Lieferantenmanagement erhöhen die Transparenz der Lieferkette. Zusammen mit betriebswirtschaftlicher Standardsoftware (Enterprise Resource Planning/ERP) können Unternehmen damit die geforderten Informationen über ihre Waren- und Materialflüsse bereitstellen. Jürgen Frisch