Die Bedeutung der IT-Abteilung ist in den letzten Monaten dramatisch gestiegen. Covid-19 hat als deutlicher Beschleuniger der Digitalisierung gewirkt und die Rolle der IT stärker in den Vordergrund gerückt. Neben kurzfristigen Maßnahmen wie der Einrichtung von Heimarbeitsplätzen rückt die Digitalisierung von Geschäftsmodellen in den Fokus der Entscheider, Schwachstellen und Investitionsstau sind in den letzten Monaten deutlich aufgezeigt worden.
Steigende IT-Budgets
Mehr als zwei Drittel der 1877 von Gartner weltweit befragten IT-Leiter geht davon aus, dass ihre Unternehmen als Folge von Covid-19 ihre Digitalisierungsinitiativen beschleunigen, entsprechend rechnen sie mit steigenden Budgets, um beispielsweise ihre Lieferketten widerstandsfähiger zu machen, denn 18% der Befragten gaben an, dass die Lieferantenzuverlässigkeit durch Covid-19 zurückgegangen ist. Als Folge davon rechnen 31% der befragten IT-Leiter damit, vormals ausgelagerte Aufgaben wieder selbst zu betreiben – hier zeichnet sich ein Rückschritt im sogenannten Business-Process-Outsourcing ab.
Krise als Chance
Die Covid-19-Antwort mag wie ein klassisches IT-Projekt an der Oberfläche aussehen, ein tiefgreifender Wandel in der Qualität ist jedoch zu beobachten. Viele CIOs nutzten diese Krise als Chance, um IT-Tools und -Anwendungen zu erweitern und die Legacy-Anwendung und ihr Infrastrukturportfolio zu modernisieren. Einige waren in der Lage, Veränderungen anzustoßen, die normalerweise blockiert worden wären, wie die Durchführung von Schulungen, die Erhöhung der IT-Belegschaft und die Änderung der IT-Berichtslinien in Richtung Geschäftsführung / Vorstand.
IT-Leiter sollten die Gunst der Stunde nutzen, um ihre Stellung im Unternehmen auszubauen – weg vom reinen Rechner-Bereitsteller hin zu einem Digitalisierungstreiber, der verkrustete Strukturen aufbricht, um das Unternehmen zukunftsfähig zu machen.
Wertschätzung der IT steigt
Die Auswirkungen dieser Entwicklung sind durchaus vielversprechend, denn es zeichnet sich ab, dass die Fachabteilungen umso mehr den Wert der IT verstehen und zukünftig nachfragen, je konstanter und werttreibender die Anfangserfolge der letzten Monate sind. 80% der Befragten aus der Gartner-Umfrage haben durch Covid-19 festgestellt, dass die Anfragen der Abteilungen anspruchsvoller und strategischer geworden sind und sich von eher taktischen zu strategischen Fragestellungen entwickeln.
Den Wandel gestalten
Entsprechend sollten IT-Leiter die Gunst der Stunde nutzen, um ihre Stellung im Unternehmen auszubauen – weg vom reinen Rechner-Bereitsteller hin zu einem Digitalisierungstreiber, der verkrustete Strukturen aufbricht, um das Unternehmen zukunftsfähig zu machen. Schaut man auf das Durchschnittsalter von beispielsweise ERP-Installationen – 11 Jahre – deuten sich IT-Großprojekte an, die einen massiven Einfluss auf die Unternehmensorganisation haben. Doch ohne das IT-Rückgrat geht es nicht, und diese Chance sollten sich IT-Leiter nicht entgehen lassen, im Rahmen der Einführung eines neuen ERP-Systems sich die Bereiche Prozesse und Organisation genau anzuschauen. Erfahrungsgemäß gehen ERP-Implementierungen immer einher mit ablauf- und/oder aufbauorganisatorischen Veränderungen. Menschen reagieren unterschiedlich auf solche Veränderungen, weshalb Projektverantwortliche häufig mit Ablehnung, Verwirrung und Widerständen konfrontiert werden. Ad-hoc eingeleitete Maßnahmen schaffen zwar zum Teil Abhilfe, sind jedoch meist auch „Wasser auf die Mühlen“ der eh schon negativ eingestellten Mitarbeiter und Stakeholder.
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Über den Autor
Frank Naujoks ist seit August 2021 bei der Avanade als Group Manager Digital Advisory tätig. Davor war er bei der Trovarit als Managing Consultant im Bereich Business Applications beschäftigt. Von 2013 bis 2019 verantwortete er bei Microsoft die Vermarktung von Microsoft Dynamics 365 for Finance and Operations in Deutschland.