80 Prozent der Unternehmen erhöhen laut einer Studie von Capgemini Research in diesem Jahr ihre Investitionen in generative KI. Drei Viertel der Befragten berichten von Umsatzsteigerungen und mehr Innovation. 97 Prozent erlauben den Einsatz dieser Systeme zumindest in Teilen.
Chat GPT & Co wird zum Trend: Angesichts des vielerorts sichtbaren Nutzens setzt sich generative KI über Branchen und Abteilungen hinweg durch und verändert Abläufe und Geschäftsmodelle. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Capgemini Research Institute. International führt demnach fast ein Viertel der Unternehmen diese Technologie derzeit an einigen oder an den meisten Standorten und Abteilungen ein. Im Jahr 2023 lag dieser Wert noch bei 6 Prozent. In Deutschland kletterte die Akzeptanz von drei Prozent im Jahr 2023 auf aktuell 16 Prozent.
Für die Studie „Harnessing the value of generative AI 2nd edition: Use cases across sectors“ hat das Capgemini Research Institute im Mai und Juni dieses Jahres 1.100 Führungskräfte in Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über einer Milliarde US-Dollar befragt. Die Unternehmen kommen aus 14 Ländern – darunter Australien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Italien, Japan, Kanada, die Niederlande, Norwegen, Schweden, Singapur, Spanien und die USA – und sind in elf Branchen tätig. Die befragten Führungskräfte sind mindestens auf Director-Ebene tätig und stammen aus verschiedenen Abteilungen. 96 Prozent davon erkunden, wie sie generative Künstliche Intelligenz künftig einsetzen.
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Webinarreihe „KI konkret“ – Praxisnahe Use Cases
In vielen Unternehmen herrscht immer noch große Unsicherheit bei der Frage, ob und wie KI nutzbringend für die eigenen Prozesse eingesetzt werden kann.
Die Webinarreihe „KI konkret“ stellt in mehreren Terminen Use Cases vor, bei denen reale Herausforderungen in unterschiedlichen Unternehmensbereichen durch den Einsatz von KI gelöst werden konnten.
Zu den Aufzeichnungen der Webinar-Reihe KI konkret
Zuwachs bei Produktivität und Umsatz
Unternehmen, die schon früh auf die Technologie gesetzt haben, verzeichnen Erfolge, die von Produktivitätssteigerungen in den klassischen Geschäftsprozessen über ein intelligentes Kundenerlebnis bis hin zu Umsatzzuwächsen reichen. Internationale Pilotanwender konnten laut Studie die Kundenbindung und -zufriedenheit um durchschnittlich 6,7 Prozent steigern.
„Generative KI verändert die Unternehmen“, erklärt Daniela Rittmeier, Leiterin des Data & AI Center of Excellence bei Capgemini. „Aktuell liegt der Fokus auf der Wertschöpfung. Einige Unternehmen verzeichnen Profitabilitäts- und Umsatzsteigerungen, andere einen Digitalisierungs- und Innovationspush.“ Insbesondere in Deutschland erwartet Rittmeier in den kommenden Jahren ein umfangreiches Potenzial. Ein künftiger Investitionsschwerpunkt seien industrie- und kontextspezifische multimodale KI-Systeme. „Derartige Systeme verarbeiten und integrieren verschiedene Arten von Daten, zum Beispiel Text, Bilder, Audio und Video“, erläutert Rittmeier. Ein Beispiel für ein multimodales KI-System sei GPT-4, das sowohl Text als auch Bilder verstehen und erzeugen kann.“
Intelligente Chatbots und Multiagentensysteme
Multimodale KI-Systeme spiegeln laut Rittmeier die Art und Weise wider, wie Menschen mit der Welt interagieren, indem sie mehrere Sinneseindrücke nutzen. Damit beginne ein neues Zeitalter der Mensch-Maschine-Interaktion, welche die Arbeitsweisen als auch die Kommunikation grundlegend verändern. Der Haken dabei: Alleine anhand der Inhalte könnten bereits heute selbst Experten nicht mehr entscheiden, ob ein Mensch oder eine Maschine diese generiert hat. Der vertrauenswürdige, menschenzentrierte KI-Einsatz muss deshalb laut Rittmeier im Fokus stehen.
Die Technologie entwickelt sich: Intelligente Chatbots mausern sich zu sogenannten Multiagentensystemen und beschleunigen die Wertschöpfung. Multiagentensysteme helfen Unternehmen dabei, übergeordnete Ziele zu verfolgen, diese zu planen und zu reflektieren. Diese Systeme funktionieren eigenständig und führen komplexe Arbeitsabläufe mit minimaler oder begrenzter menschlicher Kontrolle aus. „Multiagentensysteme weisen Eigenschaften auf, über die normalerweise nur Menschen verfügen“, berichtet Rittmeier. „Dazu zählen die Entscheidungsfindung sowie die Planung von Arbeitsabläufen und das Anpassen dieser Abläufe anhand von Input, vordefinierten Zielen und Umgebungsdaten.“
Künftige Systeme erledigen komplexe Aufgaben autonom
Ein Großteil der Unternehmen hat nach eigener Aussage mithilfe generativer Künstlicher Intelligenz Umsatz und Innovationskraft gesteigert (international: 74 Prozent der befragten Unternehmen, in Deutschland: 66 Prozent). Wenn Künstliche Intelligenz künftig auch komplexe Aufgaben autonom erledigt, sollen Unternehmen Geschäftsabläufe effizienter gestalten und einen Datenmehrwert aus den Systemen schöpfen können.
Angesichts dieser Wertschöpfung haben Multiagentensysteme laut der Studie ein hohes Innovationspotenzial. So genießen KI-Agenten großes Vertrauen, wenn es um bestimmte Aufgaben geht – beispielsweise das Verfassen geschäftlicher E-Mails, die Datenanalyse oder das Erstellen von Programmcode. Laut der Studie sind sich Führungskräfte bewusst, dass sie bei der Entwicklung und beim Einsatz intelligenter Systeme Vertrauen erhalten und ethische Transparenz wahren müssen.
Leitlinien zum Einsatz mindern Technologie-Risiken
Der stark gestiegene Einsatz generativer Künstlicher Intelligenz beschränkt sich nicht auf bestimmte Geschäftsbereiche. Capgemini Research führt die gestiegene Akzeptanz auf zwei Faktoren zurück: Einerseits fordern die Konsumenten intelligente Produkte und Dienstleistungen ein, andererseits können mittlerweile nicht nur Experten auf öffentlich verfügbare Applikationen zurückgreifen.
International untersagen lediglich drei Prozent der Unternehmen die Verwendung von öffentlich verfügbarer generativer Künstlicher Intelligenz am Arbeitsplatz. 97 Prozent der Betriebe erlauben den Einsatz dieser Technologie zumindest teilweise. In Deutschland verbieten zehn Prozent der Unternehmen die Verwendung öffentlich verfügbarer Gen AI, 90 Prozent erlauben den Einsatz zumindest teilweise.
Richtlinien für den Einsatz generativer KI haben international mehr als die Hälfte der Unternehmen erlassen. In Deutschland trifft das lediglich auf 40 Prozent der Unternehmen zu. Dabei können Leitlinien die Risiken einhegen: „Entscheidungen von Multiagentensystemen müssen anhand klarer Leitlinien validiert werden, um Transparenz und nachvollziehbare Verantwortlichkeiten sicherzustellen“, fordert Rittmeier. „Nur so mindern Unternehmen die Risiken, die Künstliche Intelligenz mit sich bringt.“ Jürgen Frisch
Die Expertin
Daniela Rittmeier ist Leiterin des Data & AI Center of Excellence bei Capgemini.