Bei Manufacturing Execution Systemen (MES) wandeln sich die Anforderungen. Statt ein allumfassendes System auf einmal auszurollen, wollen Unternehmen dort starten, wo der größte Nutzen liegt. Der modulare Aufbau eines Systems ist dabei der entscheidende Schlüssel.

Modulare MES-Lösungen: „Viele Betriebe wollen heute kein komplettes Manufacturing Execution System auf einen Schlag einführen, sondern Stück für Stück in diese Welt einsteigen“, berichtet Tilmann Sack, Geschäftsführer der Sack EDV-Systeme GmbH. „Modulare Lösungen, die mitwachsen, passen daher aktuell sehr gut. Sie setzen idealerweise dort an, wo der größte Handlungsbedarf besteht.“ Generell sollte sich ein MES flexibel in bestehende Prozesse einfügen – und nicht umgekehrt Anpassungen der bestehenden Abläufe verlangen.
Jedes Projekt braucht einen Business Case
Die zentrale Frage lautet nicht „Was kann ein MES?“, sondern: „Was bringt es konkret?“. Gerade im Mittelstand zählt der wirtschaftliche Nutzen: „Stillstände reduzieren, Durchlaufzeiten verkürzen, Ausschuss senken – das sind die Effekte, auf die es ankommt“, erläutert Sack. „Unsere Kunden berichten von Effizienzsteigerungen zwischen 10 und 20 Prozent – bei gezielter Einführung und aktiver Nutzung.“
Anzeige | Kostenloses Webinar der Trovarit-Academy
![]() |
A
|
Herausforderung MES-Projekt
|
12.09.2025 |
Thema: | MES-Software, Anbietermarkt, Einsatzmöglichkeiten, Potenziale |
Referent: | Christian Müller, Trovarit AG |
Die Wirtschaftlichkeit eines MES-Projekts zeigt sich insbesondere dort, wo zuvor manuelle oder nicht integrierte Abläufe vorherrschten. Voraussetzung für einen schnellen Return on Investment ist der tatsächliche Einsatz des Systems im operativen Alltag. Ein häufiger Knackpunkt bestehe darin, dass Unternehmen das Projekt einseitig als IT-Thema begreifen. Das sei nachvollziehbar, denn Manufacturing Execution Systeme entstanden ursprünglich als IT-Lösungen zur Datenerfassung und -verarbeitung zwischen ERP-System und der Maschinenebene. Weil sie softwaregetrieben waren, landeten sie organisatorisch automatisch in der IT-Abteilung. Das hat sich allerdings verändert: „Heute betrifft ein MES-System die ganze Produktion“, erläutert Sack. „Wenn das operative Team nicht in die Implementierung mit einbezogen wird, laufen Unternehmen schnell in Akzeptanzprobleme.“
Eine erfolgreiche Umsetzung braucht also die breite Einbindung – von der Fertigungsleitung bis zum Bediener. Nur wer Prozesse, Datenqualität und operative Verantwortung von Anfang an mitdenkt, kann das volle Potenzial ausschöpfen. Es empfiehlt sich deshalb eine strukturierte, praxisnahe Einführung in klar definierten Schritten – mit gezielter Schulung und einem realistischen Erwartungsmanagement. Der Fokus liegt auf Machbarkeit.
Technologie soll nützen – nicht blenden
Eine Fertigungssteuerung muss heute deutlich mehr leisten als früher, weil sich die Anforderungen verschoben haben. Es geht weniger um das Sammeln von Daten als um nutzbare Informationen in Echtzeit. So entsteht die Basis für einen späteren Einsatz von Systemen auf Basis Künstlicher Intelligenz.
Für den Alltag mittelständischer Fertigungsunternehmen zählen belastbare Rückmeldungen, verlässliche Planung und saubere Stammdaten. Erst wenn diese Basis steht, lassen sich weiterführende Technologien sinnvoll einbinden. Künstliche Intelligenz (KI) ist daher vielerorts noch Zukunftsmusik. „Es geht nicht um Buzzwords, sondern um praktische Umsetzbarkeit“, berichtet Tilmann Sack. „Das Interesse an KI ist vorhanden, aber der operative Nutzen oftmals noch nicht greifbar.“
Modulare MES-Lösungen für effiziente Fertigung
Automatisierte Prozesse, komplexe Maschinenkonfigurationen, eng getaktete Abläufe: Ohne ein flexibles, vorausschauendes Manufacturing Execution System lassen sich heutige Produktionsumgebungen kaum noch wirtschaftlich steuern. Unternehmen brauchen Werkzeuge, die entlang ihrer Anforderungen mitwachsen. IT-Systeme müssen schließlich dort wirken, wo sie gerade gebraucht werden. Jürgen Frisch