ERP-Systeme bilden die Grundlage für fast jede firmenweite Digitalisierungsstrategie im Mittelstand. Laut einer aktuellen Umfrage ist der Mittelstand dabei innovativer als vielfach behauptet.
Das ERP-System bildet im Mittelstand die Basis für Digitalisierungsinitiativen. Dies ist eine Schlüsselerkenntnis aus dem neuen Report ‚ERP-Herausforderungen 2024‘ des Stuttgarter Standardsoftwerkers Planat. Für die Studie hatte der ERP-Softwarehersteller 196 mittelständische Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe unterschiedlicher Firmengrößen zu ihrer ERP-Strategie befragt.
Mehr als drei Viertel (76 Prozent) der kontaktierten Fertigungsunternehmen stufen das ERP-System als „sehr wichtig“ und weitere 18 Prozent als „wichtig“ für eine generelle Digitalisierung im Mittelstand ein. Als weitere Schlüsselsysteme insbesondere, für das produzierende Gewerbe, wurden in der Umfrage Dokumentenmanagementsysteme ( 73 Prozent) und CRM-Systeme (Customer Relationship Management/Kundenverwaltung (71 Prozent) sowie Business Intelligence (41 Prozent) genannt. Mehrfachnennungen waren erwünscht.
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Machine-to-Machine schlägt Künstliche Intelligenz
Die vielbeschworene Künstliche Intelligenz spielt mit lediglich zwölf Prozent Zustimmung nur eine untergeordnete Rolle für die Digitalisierung im industriellen Mittelstand. Von höherer Bedeutung ist dort die Machine-to-Machine-Kommunikation (38 Prozent), gefolgt von der Digitalisierung des Datenaustauschs mit Kunden und Zulieferern (35 Prozent). Das häufig thematisierte Auslagern digitaler Geschäftsprozesse in die Cloud stufen lediglich drei Prozent der Befragten als relevant ein.
„Während ständig neue Themen wie Cloud oder KI gehypt werden, sind weite Teile des Mittelstands nach wie vor mit der Lösung von Problemen befasst, die in der öffentlichen Wahrnehmung schon als längst erledigt gelten“, berichtet Planat-Geschäftsführer Christian Biebl.
Zu den Praxisthemen gehört für mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der kontaktierten Mittelständler die Umstellung auf papierlose Geschäftsprozesse. Beinahe die Hälfte (48 Prozent) der Befragten beklagt „sehr viele“ Medienbrüche zwischen dem ERP-System und dem tatsächlichen Betriebsgeschehen. Bei weiteren 45 Prozent sind zumindest einige „wenige“ (27 Prozent) oder „kaum“ (18 Prozent) Medienbrüche zu verzeichnen. Die häufigsten „Umbruchstellen“ sind Papier und Microsoft-Excel-Tabellen.
Mittelstand ist meist äußerst innovativ
Wenn das ERP-System den Schlüssel zum Erfolg bei der Digitalisierung darstellt, dann soll es auch modern sein, gibt sich das Gros der befragten Anwender in der Umfrage überzeugt. Bei der Auswahl eines geeigneten Systems legen 78 Prozent Wert auf die ERP-Erfahrung des Herstellers, 67 Prozent auf die Berichte von Referenzkunden, 66 Prozent auf die Spezialisierung der ERP-Software auf eine Branche und 48 Prozent auf die Branchenerfahrung des Anbieters. Für mehr als die Hälfte (52 Prozent) spielen zudem der Service und Support durch den Hersteller eine wesentliche Rolle.
Wie stark der Mittelstand Wert legt auf moderne Systeme, drückt sich auch darin aus, dass gut ein Drittel der kontaktierten Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren eine neue ERP-Software eingeführt hat. „Entgegen mancherlei Unkenrufen ist der überwiegende Teil des Mittelstands äußerst innovativ“, bricht Biebl eine Lanze für diese Unternehmensgröße. Die am häufigsten genannten Gründe für einen Wechsel zu einem neueren System liegen darin, dass die vorherige Software auf einer alten Plattform basierte (60 Prozent), nicht mehr alle modernen Anforderungen erfüllt hat (58 Prozent) oder die Beschäftigten mit der Bedienungsoberfläche nicht mehr zufrieden waren (52 Prozent).
Wie rasch ein entsprechendes Projekt umgesetzt werden kann, ist indes nur für ein Drittel der Befragten von Relevanz. „Die richtige Strategie ist den Unternehmen offenbar wichtiger als eine übereilte Umsetzung“, resümiert Biebl. Jürgen Frisch