Daten- und Informationssicherheit, Usability und Compliance beschäftigen ERP-Anwender im Zusammenhang mit ihren eingesetzten ERP-Lösungen. Dies ist eines der Ergebnisse der Trovarit-Studie „ERP in der Praxis“, die 2.200 ERP-Anwender unter anderem nach der Relevanz aktueller Themen und Trends im ERP-Umfeld befragte.
Seit nunmehr 14 Jahren nimmt die Trovarit AG regelmäßig den ERP-Einsatz in der betrieblichen Praxis unter die Lupe. Anlässlich der diesjährigen 9. Auflage der Studie „ERP in der Praxis“ nahmen insgesamt gut 2.200 ERP-Anwender teil und bewerteten ihre eingesetzen Lösungen hinsichtlich Anwenderzufriedenheit, sowie Nutzen und Perspektiven des ERP-Einsatzes.
Die Studienteilnehmer bescheinigen ihren ERP-Systemen nicht nur durchweg den Charakter eines Werkzeugs zur kaufmännischen und logistischen Auftragsabwicklung. Der deutliche überwiegende Teil der Anwender billigt der ERP-Software auch die Rolle als Rückgrat der Software-Landschaft im Unternehmen zu, das als Integrationsplattform für Geschäftsprozesse und – anwendungen fungiert. Vor diesem Hintergrund sind Aussagen zur Relevanz von Themen und Trends im ERP-Umfeld einzuordnen.
Wie im Jahr 2016 rangieren Themen wie „Daten-/Informationssicherheit“ („sehr relevant“ für ca. 55% der Teilnehmer), „Usability / Software-Ergonomie“ (37%), die Einhaltung und Unterstützung rechtlicher Vorgaben („Compliance“, 41%) und der „Mobile ERP-Einsatz“ (35%) ganz vorne. Mit 42% neu in der Spitzengruppe positioniert sich das „Datenmanagement“, das in 2018 erstmals abgefragt wurde. Im Vergleich zu den Vorjahren deutlich zugelegt hat schließlich der Stellenwert des „Cloud Computing“ (34,4%).
Neueinsteiger „Datenmanagement“ mit Spitzenposition
Die Bedeutung der „Datensicherheit“ sowie des „Datenmanagements“ lässt sich aus der Rolle der ERP-Software im Unternehmen ableiten: Sie führt die wichtigsten Stamm- und Bewegungsdaten und dient als Datendrehscheibe für die Mehrzahl der in einem Unternehmen eingesetzten Software-Anwendungen. Vor dem Hintergrund zunehmender (überbetrieblicher) Vernetzung und Mobilität des ERP-Einsatzes steigen die Anforderungen an Mechanismen für den Datenschutz auch im Kontext der ERP-Systeme deutlich an. Damit einher gehen vielfach auch deutlich steigende Anforderungen an die Unterstützung des Datenmanagements, das sich zunehmend als zentrale Querschnittsaufgabe, ähnlich dem Qualitätsmanagement in den Unternehmen etabliert.
Stete Herausforderung „Compliance“
Das Thema „Compliance“ betrifft im ERP-Kontext fast alle ERP-Anwender, da Änderungen, z.B. in der Sozial- und Steuergesetzgebung (E-Bilanz, neue GoBD etc.), auch Änderungen in zentralen ERP-Modulen nach sich ziehen. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) kommt der „Compliance“ des ERP-Einsatzes große Aktualität zu. Hier spielen neben vielen juristischen Formalia und Verfahrensanweisungen für die Mitarbeiter auch technische Aspekte der ERP-Software eine Rolle. So fordert der Gesetzgeber gemäß Art. 25 der DSGVO den „Datenschutz durch Technikgestaltung“ sowie durch „datenschutzfreundliche Voreinstellungen“ der ERP-Systeme mit zu gewährleisten.
Der hohe Stellenwert der Software-Ergonomie ist einerseits vor dem Hintergrund eines immer umfassenderen Einsatzes der meist recht komplexen ERP-Lösungen zu sehen. Gleichzeitig stellt die Erfahrung mit der einfachen (mobilen) Nutzung von Software per Tablet-Computer oder Smartphone offenbar einen neuen Benchmark für die Anwenderfreundlichkeit anspruchsvoller Business Software dar, der auch im ERP-Kontext zu völlig neuen Nutzungsszenarien führt.
ERP aus der Cloud wird wichtiger
Die Relevanz des Cloud-Computing erfährt aus zwei Richtungen Antrieb: Zum einen drücken gerade große ERP-Hersteller ihr ERP-Angebot mit Vehemenz in Richtung Cloud. Motivation sind hier u.a. eine Verstetigung und Steigerung von Erlösen, eine deutlich höhere Kundenbindung und eine deutlich höhere Skalierbarkeit des Geschäftes. Aber auch auf der Anwenderseite steigt die Akzeptanz und der Bedarf für „ERP aus der Cloud“. So bieten Cloud-Lösungen gerade kleineren Unternehmen, die oft über wenig eigene Ressourcen für den IT-Betrieb verfügen, einen relativ schlanken Einstieg in die Nutzung leistungsfähiger ERP-Lösungen. Und Unternehmen mit komplexeren Strukturen (Größe, Standorte/Niederlassungen und/oder Internationalität) schätzen die geringere Komplexität der zu betreibenden ERP-Infrastruktur in Verbindung mit einem deutlich höheren Maß an Standardisierung und technischer, wirtschaftlicher sowie oft auch regionaler Skalierbarkeit des Cloud-Betriebs.
Nicht in die Top10 haben es Themen & Trends wie das „Internet der Dinge (IoT)“ (sehr relevant für 28% der Teilnehmer), „Industrie 4.0 / Cyberphysical Systems“ (25%) oder „Machine Learning / Künstliche Intelligenz“ (23%) geschafft.
Dr. Karsten Sontow
Über die Studie: Mit bisher insgesamt mehr als 15.000 Teilnehmern, ist die Studie „ERP in der Praxis – Anwenderzufriedenheit, Nutzen & Perspektiven“ (www.trovarit.com/erp-praxis) der größte anbieter-unabhängige Erfahrungsaustausch unter ERP-Anwendern. Die Studie wurde seit 2004 im Zweijahres-Rhythmus in Deutschland Österreich und der Schweiz durchgeführt. Das Trovarit Research-Team wird dabei von einer internationalen Expertengruppe unterstützt. In dieser sind u.a. das Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) e.V. an der RWTH Aachen, das Center for Enterprise Resource Planning (CERP), die 2BCS AG (Schweiz), und Der ERP-Tuner (Österreich) vertreten.
Das Management Summary mit den wichtigsten Ergebnissen steht auf der Studienseite zum kostenlosen Download zur Verfügung: www.trovarit.com/erp-praxis/.