Den finanziellen Wert ihrer Daten haben viele Unternehmen erkannt, doch nur wenige schöpfen ihn aus. Das zeigt eine Studie des Business Application Research Center (BARC). Das größte Hindernis für Projekte ist die Datenqualität.
Die Monetarisierung von Daten (Data Monetization) bezieht sich auf den Prozess, Daten direkt oder durch Services, Produkte und Geschäftsmodelle zu Geld zu machen. Das ist bei 17 Prozent der befragten Unternehmen aktuell fester Bestandteil der Prozesse. Rund 40 Prozent plant, Daten zu monetarisieren oder befindet sich bereits in einer Pilotphase. Weitere 20 Prozent halten die Datenmonetarisierung in ihrem Unternehmen zumindest für denkbar. Ein Viertel hält es hingegen für gar nicht denkbar, Daten künftig in finanzielle Vorteile zu verwandeln.
Für die Studie„Data Monetization – Use Cases, Implementation and Added Value“ hat BARC im Oktober und November des vergangenen Jahres im Auftrag von Tableau 200 Teilnehmer aus europäischen Unternehmen unterschiedlicher Größen und Branchen online befragt.
Datenmonetarisierung eröffnet neue Umsatzquellen
Von Daten profitieren Unternehmen auf ganz unterschiedliche Weise. Sie generieren neue Umsatzquellen (69 Prozent), entwickeln neue Dienstleistungen (66 Prozent) und verbessern ihre Kundenbindung (63 Prozent). Durch die interne Bereitstellung der Analyseergebnisse hat mehr als die Hälfte der Befragten (59 Prozent) einen Nutzen erzielt, ebenso wie durch die interne Bereitstellung von Daten und Benchmarks (53 Prozent). Ein besseres Kundenverständnis und ein positiveres Kundenerlebnis erreichten rund 50 Prozent. Neue Daten zu generieren, betrachten 38 Prozent als Vorteil, 31 Prozent schätzen die Bindung von Partnern und Lieferanten als Erfolg.
Das Bereitstellen von Analyseergebnissen ist die mit 40 Prozent am häufigsten realisierte Form der Monetarisierung von Daten. Ähnlich weit verbreitet sind Reporting und Benchmarking (37 Prozent). Seltener nennen die Befragten den Aufbau digitaler Plattformen (22 Prozent), den Ausbau bestehender Produkte (17 Prozent) und die Bereitstellung neuer Dienstleistungen (16 Prozent). Der Aufbau neuer Geschäftsmodelle auf Datenbasis steckt noch in den Kinderschuhen: Nur 6 Prozent der Unternehmen haben hier bereits Projekte umgesetzt, doch fast die Hälfte (48 Prozent) plant dafür.
Großunternehmen geben das Tempo vor
Die Studie offenbart bei der Datenmonetarisierung große Unterschiede. Derzeit haben 17 Prozent der Unternehmen entsptechende Initiativen etabliert, während 12 Prozent Prototypen bauen und weitere 10 Prozent noch Konzepte entwickeln. Führend sind große Unternehmen aus den Branchen Einzelhandel, Dienstleistungen, Finanzen und Banken. Insgesamt monetarisieren hauptsächlich größere Unternehmen ihre Daten. Je etwa ein Viertel der Großunternehmen (25 Prozent) und der größeren mittelständischen Unternehmen (23 Prozent) haben bereits Produkte zur Datenmonetarisierung eingeführt. Im Unterschied dazu haben lediglich 9 Prozent der kleinen und 13 Prozent der mittleren Unternehmen diesen Schritt unternommen.
Schlechte Datenqualität ist das größte Hindernis
Die Grundlage für eine erfolgreiche Wertschöpfung sind saubere Daten im Unternehmen. Stolpersteine sind unterschiedliche Formate, Daten aus verschiedenen Quellen und täglich wachsende Bestände. Die Datenqualität ist mit 56 Prozent die mit Abstand höchste Hürde, gefolgt von Datensicherheit und der Integration von Datenprodukten in bestehende Systeme (37 Prozent) sowie mangelnder Managementunterstützung (34 Prozent). Für rund die Hälfte der Befragten hat die Wertschöpfung aus ihren Daten keine Relevanz, für 30 Prozent fehlt es an überzeugenden Geschäftsmodellen dafür.
„Unternehmen sichern sich einen Wettbewerbsvorteil, wenn sie ihre Daten monetarisieren“, erläutert Sebastian Derwisch, BARC-Analyst und Autor des Berichts. „Die dazugehörigen Projekte sollten mit den Unternehmenszielen und der Strategie verknüpft sein, und daher muss das Management diesen Initiativen Priorität einräumen.“
Fachabteilungen als Schlüssel für den Erfolg
Auch Henrik Jorgensen, Country Manager von Tableau für Deutschland, Österreich und die Schweiz, berichtet von den Wettbewerbsvorteilen, die ein Datenbewusstsein schafft. Um schnell und umfassend von ihren Daten zu profitieren, müssten Unternehmen die Mitarbeitern in den Fachabteilungen in die Initiativen einbinden. „Management und Fachbereiche sollten gemeinsam überlegen, welchen Mehrwert ihre Daten den Kunden bieten können. Die Möglichkeiten für einen finanziellen Mehrwert sind nicht auf die Optimierung interner Prozesse beschränkt.“ Jürgen Frisch