Start Ratgeber Nachhaltigkeit ist auch ohne Zwang Erfolgsfaktor

Nachhaltigkeit ist auch ohne Zwang Erfolgsfaktor

Die strengen Nachhaltigkeitsberichtspflichten hat die Politik gelockert. Unternehmen sollten das Thema Umwelt dennoch nicht aus dem Blick verlieren und sich stattdessen daraus einen Wettbewerbsvorteil erarbeiten.

Lieferkettengesetz
Quelle: ©Mika Baumeister | unsplash.com

Lockerung des Lieferkettengesetzes: Mit dem Omnibus-Paket hat die Europäische Kommission die Berichtspflichten für Unternehmen reduziert. Gelockert wurden mit der Stop-the-Clock“-Richtlinie das Lieferkettengesetz und die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Diese Entscheidung soll die europäische Wirtschaft stärken, den Verwaltungsaufwand senken und Unternehmen um bis zu 40 Milliarden entlasten.

Laut Koalitionsvertrag planen die Regierungspartner im Rahmen des angestrebten Bürokratieabbaus weitere Erleichterungen beim Thema nachhaltiges Wirtschaften. So soll das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz durch die Europäische Lieferkettenrichtlinie ersetzt werden. Die Umsetzung soll „bürokratiearm und vollzugsfreundlich“ von statten gehen.

Lockerung des Lieferkettengesetzes: Weniger Pflichten, aber kein Freibrief

Weniger Bürokratie ist sicherlich gut und die EU musste im Zuge dessen ihren Regulations-Tsunami korrigieren. Aber das Thema Nachhaltigkeit komplett aus dem Blick zu verlieren, wäre ein Fehler, warnt Robert Szilinski, CEO des Consultinghauses esentri AG: „Weniger Berichtspflicht heißt nicht weniger Relevanz. Unternehmen sollten weiterhin in die Analyse wesentlicher Nachhaltigkeitsthemen investieren. Die Wesentlichkeitsanalyse bleibt der Goldstandard, um Chancen, Risiken und Handlungsfelder zu identifizieren. Nur so wird Nachhaltigkeit zum Innovationstreiber.“

Investoren, Banken und Versicherungen dürften weiterhin ESG-Daten (Environmental, Social, Governance) einfordern. Die Anpassung der Standards bedeute nicht, dass Kapitalgeber plötzlich weniger Transparenz erwarten. „Gute ESG-Scores senken Finanzierungskosten und stärken die Position von Unternehmen am Markt“, erläutert Szilinski. „Ich bin mir sicher, dass dieser Punkt weiterhin Bestand hat, denn hohe Risiken, wie zum Beispiel im Rahmen von Klimaszenario- und Klimarisikoanalysen, haben enorme wirtschaftliche Folgen.“

Unternehmen, die Nachhaltigkeit strategisch verankern, sind laut Szilinski krisenfest und innovativ. Die Lockerung der Nachhaltigkeitsberichterstattung reduziere zwar den regulatorischen Druck für den Mittelstand. Smarte Unternehmen nutzten trotzdem die Chance, sich proaktiv aufzustellen.


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Artikel
Sustainable ERP
CO2-Management als neues Modul im ERP-System?
Autor: Katharina Berwing,Center Integrated Business Applications, Martin Perau, FIR e.V. an der RWTH Aachen
Erschienen: 2023-10-18
Schlagworte: Digitale Transformation, ERP, Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit in allen Geschäftsaktivitäten ist für Unternehmen aktuell eine der wichtigsten und gleichzeitig herausforderndsten Aufgaben. Eine Neupositionierung der produzierenden Industrie als zweitgrößter Verursacher von Treibhausgasemissionen ist in diesem Zuge zwingend erforderlich. Gemessen am BIP, führte das stetige Wirtschaftswachstum zu einer Zunahme des Ressourcenverbrauchs und der CO2-Emissionen. Aufgrund der bereits sichtbaren und zu erwartenden Auswirkungen einer bisher unzureichenden Anpassung, wächst der Handlungsdruck. Dieser wird die Regulatorien der Politik verändern und die Spielregeln der Industrie bestimmen.
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„Die Entbürokratisierung ist ein guter Schritt, aber Unternehmen sollten die neu gewonnenen Spielräume nicht als Freibrief sehen, um Nachhaltigkeit zu vernachlässigen. Wer jetzt strategisch investiert und weiter konsequent an den Zukunftsthemen arbeitet, sichert sich einen Wettbewerbsvorteil.“ Den EU Green Deal hält Szilinski für mehr als Bürokratie: „Wir sollten das als Chance nutzen, unsere Wirtschaft fit für die Zukunft zu machen.“ Jürgen Frisch