ERP-Systeme sind das Herzstück moderner Unternehmen. Doch wie lässt sich der ERP-Betrieb optimieren, um das volle Potenzial dieser Systeme auszuschöpfen, und welche Hürden gilt es zu überwinden? Die Ergebnisse der ERP-Praxis-Studie 2024 bieten spannende Einblicke in Nutzen und Herausforderungen sowie Lösungsansätze für eine erfolgreiche Zukunft.
ERP-Systeme koordinieren zentrale Prozesse, schaffen Transparenz und treiben die Digitalisierung voran. Doch neben den zahlreichen Vorteilen gibt es auch Herausforderungen, die den ERP-Betrieb begleiten. Die aktuelle ERP-Praxis-Studie zeigt deutlich: Nutzen und Problemfelder liegen oft nah beieinander.
Der Nutzen von ERP-Systemen: Mehr als Prozessautomatisierung
ERP-Systeme werden von den meisten Unternehmen als unerlässliche Werkzeuge zur Prozesssteuerung angesehen. Laut der Studie bestätigen 93 % der befragten Unternehmen, dass ihre ERP-Lösung zur Vereinfachung und Beschleunigung von Prozessen beiträgt. Zusätzlich sehen viele Unternehmen ihr ERP-System als zentralen Informations-Hub und „Rückgrat der Software-Landschaft“. Insbesondere bei der schnellen Bereitstellung korrekter Informationen zeigt sich der konkrete Nutzen der Systeme.
Besonders kleinere Unternehmen profitieren von der Transparenz und Effizienz, die ein optimierter ERP-Betrieb bietet. Größere Unternehmen hingegen heben die Vorteile der Prozessautomatisierung und der internationalen Zusammenarbeit hervor. Dieser Unterschied verdeutlicht, wie eng der Nutzen mit der Unternehmensgröße und der Komplexität der ERP-Installation verbunden ist.
Ein weiterer Zukunftsaspekt ist die Rolle von ERP-Systemen als Automatisierungswerkzeug. Immer mehr Unternehmen planen, ihre ERP-Lösungen verstärkt als Qualitätsgarant und Unternehmens-Cockpit einzusetzen. Dies deutet darauf hin, dass ERP-Systeme zunehmend strategische Aufgaben übernehmen.
Die Herausforderungen: Altbekannte Probleme und neue Anforderungen
Trotz der hohen Zufriedenheit mit ERP-Systemen bringt der ERP-Betrieb oft Herausforderungen mit sich. Die Studie nennt die häufigsten Problemfelder:
- Performance: Fast 20 % der Unternehmen bemängeln die Geschwindigkeit ihrer ERP-Systeme.
- Mobilität: Zwar steigt die mobile Nutzung, doch viele ERP-Lösungen hinken in Sachen mobile Einsetzbarkeit den Erwartungen hinterher.
- Schnittstellen: Mit der zunehmenden Digitalisierung der Peripherie steigt der Bedarf an nahtloser Integration. Probleme bei der Schnittstellenanbindung sorgen für Frust.
- Ergonomie: Eine benutzerfreundliche Oberfläche bleibt weiterhin ein Schwachpunkt vieler Systeme.
- Laufende Kosten: Insbesondere bei Subscription-Modellen wird die Kostenstruktur kritisiert.
Hinzu kommen spezifische Herausforderungen, die mit der Komplexität größerer ERP-Installationen einhergehen. Beispielsweise empfinden viele Unternehmen die Implementierung neuer Releases als aufwändig. Auch veraltete ERP-Technologien belasten vor allem große Organisationen, die den Aufwand für eine Modernisierung oft scheuen.
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Von der Herausforderung zur Lösung: Erfolgsfaktoren im ERP-Betrieb
Um die Herausforderungen zu meistern und den ERP-Betrieb zu optimieren, können Unternehmen verschiedene Ansätze verfolgen. Ein zentraler Erfolgsfaktor ist die enge Zusammenarbeit mit dem ERP-Anbieter. Studienergebnisse zeigen, dass ein kompetenter Support und eine engagierte Kundenbetreuung die Zufriedenheit deutlich steigern. Anbieter, die sowohl Software als auch Service aus einer Hand liefern, schneiden besonders gut ab.
Auch interne Maßnahmen tragen zur Optimierung des ERP-Betriebs bei:
- Schulungen und Weiterbildung: Mitarbeitende, die ihre ERP-Lösung effektiv nutzen können, tragen entscheidend zur Prozessoptimierung bei. Ein gutes Schulungsangebot ist daher unverzichtbar.
- Prozessanalyse: Regelmäßige Überprüfung der ERP-gestützten Prozesse hilft, Schwachstellen zu identifizieren und gezielt zu beheben.
- Technologische Updates: Die rechtzeitige Einführung neuer Releases und Technologien vermeidet Probleme durch veraltete Systeme.
Zukunftsperspektiven: Trends und Innovationen
Neben den bekannten Herausforderungen rücken zunehmend neue Themen in den Fokus. Besonders die Künstliche Intelligenz (KI) wird als Zukunftstechnologie im ERP-Bereich gesehen. Anwendungen wie KI-gestütztes Stammdatenmanagement, automatische Dispositionsanpassung und intelligente Variantenkonfiguration könnten den ERP-Betrieb weiter optimieren.
Auch Nachhaltigkeit spielt eine wachsende Rolle. Viele Unternehmen sehen ERP-Systeme als Werkzeug zur Verbesserung der Ökobilanz. Von der effizienten CO2-Bilanzierung bis zur Berücksichtigung von Nachhaltigkeitszielen bei Dispositionsentscheidungen gibt es zahlreiche Möglichkeiten, ERP-Lösungen für eine nachhaltige Wirtschaft einzusetzen.
Fazit
ERP-Systeme sind unverzichtbare Werkzeuge für Unternehmen jeder Größe. Sie bieten zahlreiche Vorteile, stehen jedoch auch vor Herausforderungen, die gezielte Lösungsstrategien erfordern. Durch eine enge Zusammenarbeit mit ERP-Anbietern, kontinuierliche Prozessoptimierung und den Einsatz neuer Technologien wie KI können Unternehmen den ERP-Betrieb optimieren und den Nutzen ihrer ERP-Systeme maximieren. Mit Blick auf die Zukunft bleibt es spannend, wie sich Trends wie Nachhaltigkeit und KI im ERP-Bereich weiterentwickeln und welche Möglichkeiten sie Unternehmen bieten werden.
Der Autor
Dr. Karsten Sontow ist Mitgründer und Vorstandsvorsitzender des auf Digitalisierungsprojekten spezialisierten Consultinghauses Trovarit AG.
Im Rahmen seiner Aufgaben in den Bereichen Research und Anbieter-Management setzt er sich insbesondere auch mit der Rolle von ERP-Software und ERP-Anbietern auseinander: sowohl bezüglich des ERP-Einsatzes im Unternehmenskontext als auch im Hinblick auf ihre Bedeutung als Treiber von Innovationen.
Dr. Sontow ist einer der Initiatoren der Anwender-Studie „ERP in der Praxis“, die alle zwei Jahre Erkenntnisse zu Zufriedenheit, Nutzen und Perspektiven des ERP-Einsatzes liefert. Er ist außerdem Vorsitzender des Arbeitskreises ERP des BITKOM.
Über die Studie „ERP in der Praxis“
Mit bisher insgesamt mehr als 21.000 Teilnehmern ist die Studie „ERP in der Praxis – Anwenderzufriedenheit, Nutzen & Perspektiven“ der größte anbieterunabhängige Erfahrungsaustausch unter ERP-Anwendern. Die Studie wurde seit 2004 im Zweijahres-Rhythmus in Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführt. Das Trovarit-Research-Team wird dabei von einer internationalen Expertengruppe unterstützt. In dieser sind u. a. das Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) an der RWTH Aachen, das Center Integrated Business Applications (CIBA), die 2BCS AG (Schweiz) und Der ERP-Tuner (Österreich) vertreten.