Mal eben so digitalisieren und das Geschäftsmodell modernisieren – so einfach ist es wohl doch nicht in der Realität, wie es sich auf den Powerpoint-Folien der Strategieberater anhört. Gartner schätzt beispielsweise, dass insbesondere große Unternehmen auf dem Weg ihrer Transformation mindestens doppelt so lange benötigen und zweimal so viel ausgeben müssen.
Das niederschmetternde Umfrageergebnis lautet, dass mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen eigentlich noch nicht bereit für eine Digitale Wandlung sind.
Bevor Unternehmen überhaupt ihre Mitarbeiter in den Veränderungsprozess schicken, sollten sie ein paar grundsätzliche Fragen geklärt haben:
- Geht es um Optimierung des Bestehenden oder eine echte Transformation?
- Welche Schritte und Meilensteine sind notwendig?
- Welche Personen und Teams sind involviert?
Eins vorneweg – ohne IT wird so eine Transformationsinitiative nicht funktionieren; aber als IT-Projekt auch nicht. Die erste große Veränderung ist die Aufwertung der EDV – weg von der elektronischen Datenverarbeitung und einem eher notwendigen Übel hin zu einem Ermöglicher und ehrlicherweise Sicherer des Unternehmens. Der Nutzen von moderner Informationstechnologie muss jedem im Unternehmen einleuchten. Das setzt voraus, dass über Jahre und Jahrzehnte „liebgewonnene“ Systeme modernisiert oder abgelöst, Silos aufgebrochen und unternehmensweite Zusammenarbeit nahtlos ermöglicht werden.
Ja – das bedeutet, dass sich Dinge ändern.
Ja – das bedeutet, dass neu gelernt werden muss.
Ja – das bedeutet, dass Informationen geteilt werden und nicht mehr Herrschaftswissen sind.
Und es ergibt überhaupt keinen Sinn, der Software beibringen zu wollen, wie das eigene Unternehmen arbeitet. Es ist leichter und billiger, die Mitarbeitenden zu schulen als die Software zu zwingen, dem Unternehmen zu folgen. So viel Standard wie möglich, nur da anpassen und ergänzen, wo es wirklich einen Unterschied macht. Das bedeutet, vorher nachdenken, was das eigene Unternehmen besonders macht, warum es am Markt existiert. Das kann der besonders schnelle Logistikprozess genauso sein wie die Einbindung des Call Centers, die Preiskalkulation oder die Möglichkeit, auch kurz vor Produktionsbeginn noch Änderungen vorzunehmen. Dieses Alleinstellungsmerkmal gilt es herauszuarbeiten, der Rest bleibt nach durchaus kritischer Prüfung, ob man damit leben kann, im Standard.
Und es bleibt genug zu tun – denn trotz aller Digitalisierung müssen die Mitarbeitenden mitziehen in der neuen Umgebung. Rein technisch ausgelegte Projekte rufen nie das volle Potenzial ab, das aus dem Zusammenspiel aus Technik, Prozessen und Menschen entstehen kann. Die Technik ist schnell eingeführt, das Zusammenspiel sicherzustellen, kostet Zeit und permanente Arbeit – kein Projekt, eine Initiative sollte die Digitalisierung sein, denn ein Ende ist nicht abzusehen.
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Autor: | Treutlein, Peter; Marc Müller, Trovarit AG | |
Erschienen: | 2020-08-20 | |
Schlagworte: | Digitale Transformation, Digitalisierung, Prozessoptimierung, Roadmap | |
Wer die digitale Transformation des eigenen Unternehmens richtig umsetzt, kann dadurch Umsatz und Gewinn signifikant steigern. Doch ist damit mehr als der Einsatz neuer Hard- und Software gemeint. Vielmehr hat die Digitalisierung im Allgemeinen und die digitale Transformation im Besonderen weitreichende Auswirkungen auf alle Unternehmens-Ebenen: Organisation, Kultur und Prozesse. Um die Aufgaben eines umfassenden Digitalisierungs-Projektes schnell und ressourcenschonend voranzutreiben ist es wichtig, gangbare Strategien zu entwickeln und hilfreiche und effiziente Werkzeuge und Methoden zu nutzen. | ||
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Über den Autor
Frank Naujoks ist seit August 2021 bei der Avanade als Group Manager Digital Advisory tätig. Davor war er bei der Trovarit als Managing Consultant im Bereich Business Applications beschäftigt. Von 2013 bis 2019 verantwortete er bei Microsoft die Vermarktung von Microsoft Dynamics 365 for Finance and Operations in Deutschland.