Im Rahmen der Studie „ERP in der Praxis 2020/2021“ wurden rund 2.000 ERP-Anwender zu aktuellen ERP-Trends befragt. Als wichtigstes Thema im ERP-Kontext gilt die Daten- und Informationssicherheit. Die mobile Datenübertragung in Echtzeit, z.B. über den Mobilfunkstandard 5G, liegt im Mittelfeld und das Cloud Computing hat es gerade noch in die Top Ten der relevantesten Trends geschafft.
An der Spitze des Rankings steht – wie bereits bei der letzten Studienausgabe 2018/2019 – die „Daten- bzw. Informationssicherheit“. Die Einhaltung „Rechtlicher Vorgaben“ – z.B. GoBD, EU-DSGVO oder Branchenregularien wie die EU-Richtlinie 2011/62/EU zur Serialisierung im Pharmabereich – halten immerhin ca. 51% der Anwenderunternehmen für sehr relevant, wenn es um den Einsatz der ERP-Lösung geht. Aus beiden Themenkreisen resultieren vor allem fachlich-funktionale Anforderungen, die durch die ERP-Software bedient werden müssen, sei es im Bereich der Zugriffssteuerung und des „Identity Management“, der rechtssicheren Archivierung von Auftrags- und Rechnungsbelegen, dem Nachweis der Gestattung zur Nutzung personenbezogener Daten oder der Verwaltung von Seriennummern in Verbindung mit Produktidentifikation GTIN/NTIN/PPN, Verfallsdatum sowie Chargennummern.
Auf den Plätzen folgen die Themen der „Software-Ergonomie“ und des „Mobilen ERP-Einsatzes“, bei denen es durchaus Schnittmengen wie das „Responsive Design“ gibt, zumindest wenn es um die Bedienung der ERP-Lösung über mobile Endgeräte wie Smartphone oder Tablet geht.
5G für Datenübertragung in Echtzeit
Auch im Zusammenhang mit der Mobilen Nutzung von ERP-Software spielt ein weiterer Trend eine große Rolle: Die „Echtzeitübertragung mobiler Daten“. Dabei geht es zum einen sicherlich auch um den performanten Einsatz der ERP-Software in mobilen Anwendungsszenarien. Noch wichtiger ist aber sicherlich die Möglichkeit, Zustands- und Steuerungsdaten in Echtzeit im Rahmen der Auftragsabwicklung verarbeiten zu können. Bewerkstelligt wird dies durch den Mobilfunkstandard 5G, der sich derzeit in der frühen Phase der Einführung befindet und dessen Leistungsfähigkeit im Hinblick auf die Datenübertragungsrate, die verfügbare Bandbreite sowie im Hinblick auf Verzögerungen bei der Datenübertragung (Latenzzeit) im Vergleich zum Vorgängerstandard 4G völlig neue Größenordnungen erreicht.
ERP als Treiber der Digitalisierung
Der fortschreitenden Digitalisierung in den Unternehmen ist die recht große Bedeutung zuzuschreiben, die die befragten Unternehmen dem Schnittstellenmanagement (auch Enterprise Application Integration) beimessen. Die aktuelle Studie zeigt deutlich, dass sich der ERP-Einsatz auf eine Vielzahl betrieblicher Aufgaben erstreckt. Insofern leistet die ERP-Software einen maßgeblichen Beitrag zur Digitalisierung von Geschäftsprozessen.
ERP meist aus der Private Cloud
Das „Cloud Computing“ hat es schließlich auch unter die Top10 der Trends rund um ERP-Software geschafft. Rund 35% der Befragten stufen die Cloud als sehr relevant für den ERP-Einsatz ein. Angesichts der Tatsache, dass mindestens zwei Drittel der Unternehmen mittlerweile mindestens einen Teil ihre ERP-Lösung in irgendeiner Form in der Cloud betreiben, ist dieser Stellenwert nicht überraschend.
Mit einem Anteil von 34,5% liegt dabei die „Private Cloud“ deutlich vorne. Je nach Ausprägung unterscheidet sich die „Private Cloud“ oft nicht vom altbewährten „Hosting“, bei dem der technische Betrieb der ERP-Infrastruktur an einen Dienstleister ausgelagert wird. Angesichts dieser Zahlen überrascht eher, dass das „Cloud Computing“ nicht weiter oben im Relevanz-Ranking gelandet ist. Hier lassen sich zwei Gründe anführen: Zum einen die relativ große Verbreitung von eher „unspektakulären“ Betriebskonzepten aus der Kategorie „Private Cloud“, die zumindest auf den ersten Blick nichts wirklich Neues darstellen. Zum anderen spiegelt das Gesamtergebnis dieser repräsentativen Untersuchung tendenziell eher die Situation in den kleineren Unternehmen wider.
Der Blick in die Details zeigt beim Cloud-Trend sehr große Unterschiede im Hinblick auf die Unternehmensgröße: Während nur gut 30% der kleineren Unternehmen der Cloud eine große Relevanz für den ERP-Betrieb beimessen, sind dies ca. 50% der größeren Unternehmen (ab 500 Mitarbeitern). Bei Letzteren schlägt die relativ große Komplexität der ERP-Infrastruktur sowie der dadurch verursachte Betriebsaufwand offenbar deutlich zugunsten einer Auslagerung in der Cloud zu Buche. Zahlreiche Anbieter für Lösungen bis zu 10 Anwender stellen seit rund drei Jahren ihr Vertriebsmodell komplett auf die Cloud um und bieten keine on-premise-Lösungen mehr an. Es ist davon auszugehen, dass sich in den nächsten Jahren die Erlösmodelle zunehmend in Richtung Abogebühren entwickeln werden – unabhängig von der Zielgruppe der Software-Anbieter. Dies wird auch Implikationen auf die Dienstleistungen haben, denn das regelmäßige, zwangsweise Aktualisieren der Software wird auf Kundenseite auch die externen Aufwände nach oben treiben und die IT-Abteilung dauerhaft beschäftigen.
Marktstudie | ERP in der Praxis
ERP in der Praxis: Anwenderzufriedenheit, Nutzen & Perspektiven 2020/2021
Im Management Summary (kostenloser Download auf der Studienseite www.trovarit.com/erp-praxis) finden Sie die wichtigsten Ergebnisse der Studie.
Über die Studie: Mit bisher insgesamt mehr als 17.500 Teilnehmern ist die Studie „ERP in der Praxis – Anwenderzufriedenheit, Nutzen & Perspektiven“ der größte anbieterunabhängige Erfahrungsaustausch unter ERP-Anwendern. Die Studie wurde seit 2004 im Zweijahres-Rhythmus in Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführt. Das Trovarit Research-Team wird dabei von einer internationalen Expertengruppe unterstützt. In dieser sind u.a. das Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) an der RWTH Aachen, das Center Enterprise Resource Planning (CERP), die 2BCS AG (Schweiz) und Der ERP-Tuner (Österreich) vertreten.