Usability entwickelt sich zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor im Maschinenbau. Eine neue VDMA-Studie zeigt: Trotz großer Fortschritte fehlen vielen Unternehmen noch Ressourcen und Rückhalt aus der Führungsebene.

Ob Smartphone oder CNC-Fräsmaschine: Technik muss heute intuitiv und ohne Umwege bedienbar sein. Niemand darf ratlos vor einem Display stehen, weil die Logik der Bedienung unklar bleibt.
Dass gute Usability längst mehr ist als ein Komfortfaktor, zeigt eine aktuelle Kurzstudie des VDMA Software und Digitalisierung. Neun von zehn Unternehmen integrieren bereits Usability und User Experience (UX) in ihre Produktentwicklung. Gleichzeitig berichten jedoch 59 Prozent über zu geringe Budgets, 48 Prozent über fehlendes Fachwissen und 40 Prozent über mangelnde Unterstützung durch das Management.
„Gute Usability ist unsichtbar – schlechte kostet Marktanteile. Richtig umgesetzt macht sie komplexe Technik auf einen Blick verständlich, senkt den Schulungsaufwand drastisch und verhindert teure Bedienfehler oder Produktionsstillstände“, betont Florian Klein, Referent für Software Engineering im VDMA.
Usability im Maschinenbau als Differenzierungsfaktor
46 Prozent der befragten Unternehmen beschäftigen bereits eigenes UX-Personal, ein Drittel setzt auf externes Know-how – ein klares Signal an Softwarehäuser und Designagenturen, die Branche aktiv zu unterstützen. Unternehmen, die Usability im Maschinenbau konsequent priorisieren und den Mehrwert in Business-Cases belegen, reduzieren nicht nur Fehlerquoten und Supportkosten, sondern schaffen echte Wettbewerbsvorteile.
Drei Erfolgsfaktoren für Mensch-Maschine-Schnittstellen
Laut den Befragten sind bei der Gestaltung von Mensch-Maschine-Schnittstellen (HMIs) in der Branche drei Aspekte besonders entscheidend: Erstens eine klare und übersichtliche Benutzeroberfläche, die dafür sorgt, dass Informationen schnell erfasst und verarbeitet werden können. Zweitens soll eine intuitive Bedienung ermöglichen, dass Nutzende ohne ausführliche Anleitung mit dem System interagieren können. Und drittens ist die Konsistenz über verschiedene Geräte und Plattformen hinweg wichtig, damit Anwenderinnen und Anwender unabhängig vom Endgerät dieselben Bedienmuster vorfinden.
Der Blick nach vorn
Die Erwartungen sind klar: 92 Prozent der Unternehmen sehen großes Potenzial für KI-gestützte Assistenzsysteme, 88 Prozent für virtuelle Helfer und 69 Prozent für adaptive Benutzeroberflächen. Damit rücken selbstlernende HMIs in greifbare Nähe, die Bediener situationsabhängig führen, Wartung via AR-Brille unterstützen und sich in Echtzeit an Rolle oder Erfahrungsgrad anpassen. Wer heute modulare und zukunftsfähige Bedienkonzepte entwickelt, legt die Basis, um in wenigen Jahren KI-Funktionen, digitale Zwillinge oder Remote-Services nahtlos zu integrieren.
Weitere Ergebnisse der Umfrage
- Zwei Drittel der Unternehmen berücksichtigen Usability-Aspekte vor allem in der Entwicklungsphase.
- 69 Prozent arbeiten mit einheitlichen Gestaltungsvorgaben.
- Am häufigsten werden Touchscreens bzw. Multitouch-Displays eingesetzt.
- Erfolgskennzahlen richten sich überwiegend an der Kundenzufriedenheit aus (58 Prozent), allerdings verzichten viele Unternehmen noch auf eine systematische Messung.
Insgesamt nahmen 69 Personen aus Unternehmen aller Größenordnungen an der Stuide teil. Fast zwei Drittel (64 Prozent) stammen aus Maschinenbauunternehmen.
Unterstützung durch den VDMA
Der VDMA Software und Digitalisierung unterstützt seine Mitgliedsunternehmen bei Fragen zur modernen Mensch-Maschine-Schnittstelle. Neben Expertenwissen aus dem Netzwerk gehören dazu auch Informationsveranstaltungen, Seminare und Web-Formate, um die Thematik praxisnah und breit zugänglich zu machen.
Der Experte
Florian Klein ist Referent für Software Engineering im VDMA.