Big Data, Internet of Things und Künstliche Intelligenz/Machine Learning sind aktuell die Top 3 Digitalisierungsthemen bei SAP-Anwendern. Das zeigt der Investitionsreport 2019 der SAP-Anwendervereinigung DSAG. Bei der Einschätzung ihrer eigenen Digitalisierung sind die Unternehmen skeptischer als im Vorjahr.
Nach wie vor investieren DSAG-Mitgliedsunternehmen allgemein in die IT. Bei 40 Prozent der Befragten steigt das Budget um rund 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bei rund der Hälfte bleiben die Budgets gleich. Die Investitionen differenzieren sich nicht nach Branchen. Handel, Dienstleistungen und produzierendes Gewerbe verhalten sich ähnlich.
Für den alljährlichen Investitionsreport hat die DSAG im Dezember 2018 und Januar 2019 insgesamt 244 CIOs und Vertreter von DSAG-Mitgliedsunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz online befragt. Rund die Hälfte der Teilnehmer kommt aus Unternehmen mit einer Größe zwischen 500 bis 2.500 Mitarbeitern.
Budgets wandern in die Fachabteilung
SAP-Investitionen steigen in 42 Prozent der Unternehmen 2019 überproportional um 27 Prozent. Die Steigerungsrate beträgt 37 Prozent und fällt damit um 10 Prozent geringer aus als im Vorjahr. Neu abgefragt hat die DSAG in diesem Jahr, ob die Fachabteilung das Budget für Software-gestützte Geschäftsprozesse bereitstellt und verantwortet. Dies ist in 28 Prozent der befragten Unternehmen der Fall. Durch die Digitalisierung wandert nicht nur die Verantwortung und auch das Know-how für die Abbildung von Geschäftsprozessen in die Fachabteilungen, sondern auch das Budget dafür. In 41 Prozent der Unternehmen liegen die IT-Budgets weiterhin bei der IT-Abteilung.
Big Data, Internet der Dinge und Künstliche Intelligenz
Projekte zu den Themen Big Data und Internet of Things stehen in fast der Hälfte der Unternehmen auf der To-do-Liste oder sind bereits angestoßen. Ein Drittel der Befragten kümmert sich um Künstliche Intelligenz/Machine Learning. An vierter Stelle steht Robotic Process Automation. Mehrfachnennungen waren hier möglich. Nicht alle Unternehmen sind bei den aktuellen Trend-Themen mit von der Partie. Fast ein Fünftel der Unternehmen hat dazu keine Projekte geplant.
Ernüchterung in Sachen Digitalisierung
Bei der Einschätzung des eigenen Fortschritts bei der digitalen Transformation sind die Unternehmen skeptisch geworden. Aktuell bewerten 62 Prozent ihren Status mit „nicht weit“. Im Vergleich zum Vorjahr stellt dies eine Verschlechterung um 10 Prozent dar. „Eine Erklärung kann sein, dass Unternehmen heute eine realistischere Einschätzung abgeben können, welche Projekte sie in diesem Zusammenhang zu stemmen haben und wie komplex diese sind“, vermutet Marco Lenck, Vorstandsvorsitzender der DSAG. Die Themen ließen sich heute besser greifen und damit auch, welche organisatorischen oder technischen Brocken bei den Digitalisierungsvorhaben noch vor den Unternehmen liegen. Ein weiteres Hemmnis könne die Unsicherheit bezüglich der Kosten von Digitalisierungsvorhaben sein. „Wir brauchen ein atmendes, in beide Richtungen skalierbares Lizenzmodell, das sich am Business-Nutzen orientiert“, fordert Lenck. „Andere IT-Hersteller bieten so etwas bei Cloud-Produkten längst an, und daher erwarten wir das auch von der SAP.“
Investitionen in SAP-Produkte: ERP und Cloud
Die Business Suite ist in vielen Unternehmen bereits ausgereift. Hauptinvestitionen in diese ERP-Lösung nehmen daher das dritte Jahr in Folge deutlich ab (2017: 33 Prozent, 2018: 29 Prozent, 2019: 10 Prozent). Die Investitionen in SAP S/4HANA steigen aber nicht in gleichem Maße. Sie verharren auf 14 Prozent.
Ein Teil der frei gewordenen Budgets wandert in Cloud-Lösungen. 16 Prozent der Unternehmen planen mittlere und hohe Investitionen in SuccessFactors. Dieser Wert liegt auf Vorjahresniveau. Die SAP Analytics Cloud ist mit einem Plus von 6 Prozentpunkten deutlich auf 9 Prozent gewachsen. Die SAP Cloud Platform verdoppelt sich bei den mittleren Investitionen auf 8 Prozent. Die Planungslösung Integrated Business Planning bringt es ebenfalls auf 8 Prozent. SAP C/4HANA, worunter sich Lösungen wie SAP Hybris vereinen, ist 12 Prozent der Unternehmen mittlere und hohe Investitionen wert.
Kein Durchbruch bei den Migrationen zu SAP S/4HANA
Wie jedes Jahr wurden die Mitglieder zur Umstellung der Business Suite auf SAP S/4HANA befragt. An den Zahlen lässt sich ablesen, dass die Unternehmen weitreichende Pläne in dieser Hinsicht haben. 5 Prozent wollen in diesem Jahr noch umstellen. 39 Prozent in den kommenden drei Jahren. Das entspricht einer Steigerung um 6 Prozentpunkte. Weitere 30 Prozent planen eine Migration nach diesem Zeitraum (plus 10 Prozentpunkte). Bis auf ein Viertel haben die Firmen bereits eine klare Entscheidung für die Umstellung getroffen.
„Die Rate der Unternehmen, die Projekte mit SAP S/4HANA realisiert haben stagniert bei aktuell 3 Prozent“, erläutert Lenck. „Das könnte daran liegen, dass Unternehmen aktuell Projekte initiieren, die länger dauern, oder dass sie auf sogenannte Brownfield-Implementierungen setzen, bei denen der Komplettumzug von einem System ins andere komplex ist.“ Oft sei auch der Aufwand einer Migration zunächst falsch eingeschätzt worden.
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Bestehende Geschäftsprozesse weiterhin im Fokus
In Zusammenhang mit Investitionen für Digitalisierungsbestrebungen differenzieren DSAG-Mitglieder weiterhin zwischen bestehenden und neuen Geschäftsmodellen. Der Fokus auf bestehende Geschäftsprozesse ist um 5 Prozentpunkte auf inzwischen 90 Prozent gestiegen. „Viele Unternehmen beschäftigen sich mit dem ERP und das bedeutet, sie betrachten bestehende Geschäftsprozesse“, erläutert Lenck. „Das erklärt die hohe Anzahl an geplanten S/4HANA-Projekten.“ Vielerorts werde SAP S/4HANA mit dem Thema Digitalisierung gleichgesetzt. Investitionen in neue Geschäftsmodelle schätzen über zwei Drittel der Befragten als wichtig ein. Damit steigt ihre Relevanz um 2 Prozentpunkte.
Anwender bekommen Best Practices zur Digitalisierung
Aus den Ergebnissen des diesjährigen Investitionsreports leitet die DSAG ab, dass die Unternehmen weiterhin Aufklärungsarbeit zur Digitalisierung brauchen.
„Es wird eine lange Übergangszeit geben, in der sowohl SAP S/4 HANA als auch die SAP Business Suite in Unternehmen zum Einsatz kommen“, prognostiziert DSAG-Vorstandsvorsitzender Marco Lenck. „SAP-Kunden, die mit der Umstellungsgeschwindigkeit nicht mithalten können, dürfen nicht abgehängt werden, etwa durch eine deutliche funktionale Ausdünnung der SAP Business Suite.“
Es fehlten anschauliche Beispiele und Best Practices, und genau hierauf will die DSAG in diesem Jahr einen Schwerpunkt legen: „Gemeinsam mit SAP wollen wir DSAG-Mitglieder unterstützen mit Informationen und Einschätzungen zum Lizenzmodell, zu SAP S/4HANA, SAP C/4HANA und weiteren Lösungen, mit denen sich Digitalisierungsvorhaben realisieren lassen“, berichtet Lenck. Auch wenn die Bedeutung von SAP S/4HANA weiter zunehme, habe die SAP Business Suite nach wie vor Bestand: „SAP-Kunden, die mit der Umstellungsgeschwindigkeit nicht mithalten können, dürfen nicht abgehängt werden, etwa durch eine deutliche funktionale Ausdünnung der SAP Business Suite“, fordert der DSAG-Chef. „Es wird noch eine lange Übergangszeit geben, in der beide Lösungen zum Einsatz kommen.“ Thematisch werde sich die DSAG in diesem Jahr verstärkt um Big Data, Internet of Things und Künstliche Intelligenz/Machine Learning kümmern, um ihre Mitglieder für die Digitalisierung fit zu machen. Jürgen Frisch