Die Pflege von Legacy-Applikationen ist aufwändig und teuer, zudem bestehen oft Lücken in Sachen Sicherheit und Datenschutz. Avision-CEO Nadine Riederer zeigt auf, wie sich Altanwendungen im Rahmen eines Software Revivals modernisieren lassen.
Legacy-Anwendungen benötigen aufwändige Pflege, um mit den aktuellen Anforderungen an Funktionalität und Sicherheit Schritt zu halten. Die typischen Schwachstellen reichen von mangelhafter Performance und hohen Kosten über das schwierige Einbinden in Online-Umgebungen bis hin zu Schwierigkeiten bei der Erfüllung geschäftskritischer Compliance- und Security-Richtlinien. Komplette Neuinstallationen sind allerdings mit schwer zu kalkulierenden Kosten und Risiken verbunden. Eine gezielte Modernisierung von Altanwendungen erweisen sich daher oft als die bessere Lösung. Besonders geeignet sind die nachgenannten fünf Maßnahmen:
1. Refactoring
Die vielleicht wichtigste Refresh-Methode ist das sogenannte Refactoring. Dahinter steckt im Grunde ein „Aufräumen“ des Software-Quellcodes. Dessen Struktur wird dabei vereinfacht und gestrafft, ohne dabei seine Funktionalitäten zu verändern. Der Code lässt sich dann künftig leichter lesen und verstehen – und damit schneller und kostengünstiger warten und zudem um neue Funktionen erweitern. Diese Methode eignet sich vor allem für Anwendungen, die häufig geändert werden müssen, deren Änderungen sich aber aufgrund der dadurch wachsenden Komplexität zunehmend teurer und langwieriger gestalten.
2. Betriebsumgebung verändern
Legacy-Anwendungen stammen in der Regel aus den Zeiten von Client-Server-Umgebungen oder sogar noch früherer Architektur-Typen wie der mittleren Datentechnik oder dem Mainframe. Moderne Ansätze wie Server-, Storage- und Anwendungs-Virtualisierung sind ihnen ebenso fremd wie Cloud-Szenarien, mit Hybrid-IT oder Multi-Cloud. Allerdings lassen sich Legacy-Anwendungen an diese Architekturprinzipien anpassen, um so Vorteile wie etwa höhere Flexibilität, Agilität und Skalierbarkeit zu nutzen. Durch den zumindest teilweise möglichen Verzicht auf eigene Rechenzentrums-Hardware lassen sich zudem positive Kosteneffekte nutzen.
3. Betriebssysteme, Datenbanken und Middleware modernisieren
Bei diesen Modernisierungsmaßnahmen bleibt die Alt-Software selbst unangetastet, sie wird aber in eine optimierte Umgebung eingebettet. Oft reicht schon das Upgrade auf die jeweils aktuellen Versionen, um Fortschritte bei Performance und Sicherheit zu erzielen. Aus Kostensicht lohnt sich bei Datenbanken und Middleware ein Blick auf Open-Source-Komponenten. So unterstützt beispielsweise die Open-Source-Datenbank PostgreSQL sehr viele Programmiersprachen und hält funktional einem Vergleich mit lizenz- und damit kostenpflichtigen Datenbanken in vielen Anwendungsfällen stand.
4. Neue Sicherheitsfeatures integrieren
Auch in Sachen Sicherheit und Datenschutz lassen sich Altanwendungen oft durch gezielte Maßnahmen auf den aktuellen Stand bringen. Da es sich dabei um lokale Anpassungen handelt, lassen sich diese Maßnahmen meist schnell umsetzen. Ein einfacher Ansatz mit großer Wirkung besteht beispielsweise darin, Legacy-Software nachträglich mit kryptografischen Verfahren auszustatten, damit sie Dateien verschlüsselt ablegen und verschlüsselte Protokolle bei der Kommunikation verwenden. Auch ein sicheres Zugriffskonzept und ein modernes Passwortmanagement lassen sich für Legacy-Software nachträglich aufsetzen.
5. Moderne Organisationstechniken einführen
Die DevOps-Methode sorgt durch gemeinsame Prozesse und Tools für eine effektivere Zusammenarbeit zwischen Softwareentwicklung und Systemadministration. Altanwendungen lassen sich mit solchen Prozessen und Werkzeugen schneller weiterentwickeln, testen und freigeben. Dadurch sind die Mitarbeiter zufriedener und die Verkürzung der Produktvorlaufzeit (Time-to-Market) wirkt sich positiv auf die Geschäftsprozesse aus.
Das Software-Revival ist generell keine Allzweckwaffe zur Modernisierung. In vielen Anwendungsfällen ist die Methode jedoch eine schnelle und kostengünstige Alternative zu aufwändiger Neuentwicklung, beziehungsweise Neubeschaffung. jf
Über die Autorin
Nadine Riederer, CEO beim IT-Dienstleister Avision