Im Rahmen eines Konzernumbaus spaltet sich Microsoft in zwei Teile auf. Ein Unternehmensteil spezialisiert sich auf Cloud-Dienste und Künstliche Intelligenz, während der andere auf Geräte und das Nutzererlebnis fokussiert.
Wachstum als Ziel: „Wir können nicht zulassen, dass organisatorische Grenzen Innovationen für unsere Kunden behindern“, begründet Microsoft-Chef Satya Nadella die Aufspaltung des Konzerns in einem Blog-Post. Nadella arbeitet seit Jahren daran, den Schwerpunkt von Microsoft weg vom Betriebssystem Windows und hin zu Cloud-Diensten zu verschieben. Die nächste Phase der Innovation bestimmen seiner Meinung nach eine intelligente Cloud und intelligente Geräte.
Windows ist nicht mehr der Hauptfokus
Die Windows-Plattform wandert in der neuen Konzernstruktur in die Geschäftsparte „Cloud und AI“. Dort finden sich auch Anwendungen aus dem Internet wie etwa Office 365, künstliche Intelligenz und Mixed Reality wie beispielsweise die Cyberbrille Hololens. Windows wird – so wie erstmals bei Apple IPhone und IPad – zu einem Schaufenster für Dienste aus dem Internet. Noch keine konkreten Aussagen gibt es bislang dazu, welchen Einfluss die Umorganisation auf Unternehmenslösungen aus der Reihe Microsoft Dynamics und auf mobile Anwendungen hat.
Die interne Reorganisation wird laut Nadella Monate dauern. Sichtbarster Ausdruck dafür, dass Windows für Microsoft nicht länger die den Hauptfokus darstellt ist der Weggang von Terry Myerson. Dieser Manager hatte die Windows-Sparte geleitet und war mehr als 20 Jahre bei Microsoft.
Gartner bewertet in die Neuorganisation positiv
Analysten beurteilen den Konzernumbau positiv: „Microsoft sieht seine Zukunft bei Cloud-Produkten, künstlicher Intelligenz und Quantum Computing und richtet seine strategischen Schwerpunkte daraufhin aus“, erklärt Gartner-Analyst Werner Goertz laut einem Bericht des Handelsblatt. Das Betriebssystem Windows löse sich vom PC-Rechner, werde zur übergreifenden Plattform, und das Enterprisegeschäft von Microsoft wandere in die Cloud. „Nadella hat relativ schnell eingesehen, dass das Hardware- und Konsumentengeschäft zweitrangig ist.“ Die Umstrukturierung kann Microsoft laut Goertz zu neuem Wachstum verhelfen.
Mit der Neuorganisation geht Microsoft nun selbst radikaler vor, als es der US-Richter Thomas Penfield Jackson vor 18 Jahren im Kartellverfahren gefordert hatte. Das Urteil in der ersten Instanz sah damals eine Dreiteilung des Konzerns vor. Ein Teil für Windows, ein Teil für Anwendungsprogramme und ein Teil für Internet-Dienste. In einem späteren Urteil wurde die Aufspaltung verworfen, stattdessen bekam Microsoft Verhaltensmaßregeln auferlegt, welche die Kooperation mit Konkurrenten erzwingen sollten. Jürgen Frisch