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Künstliche Intelligenz erobert gerade die Industrie

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Industrie wird laut einer Studie im kommenden Jahr deutlich zunehmen. 88 Prozent der Anwender berichten bereits von gesteigerter Rentabilität. Autonome Entscheidungen ermöglichen jedoch erst 29 Prozent der Unternehmen. Die Mitarbeitenden müssen sich derweil auf umfassende Weiterbildungsmaßnahmen einstellen.

Künstliche Intelligenz
Quelle: ©Testalize.me | unsplash.com

Industrielle Künstliche Intelligenz in der Unternehmenspraxis: Ein stiller Wandel verändert die Industrie – weg von Experimenten mit generativer Künstlicher Intelligenz hin zu eingebetteter operativer Analytik in den Kerngeschäftsprozessen. Bislang gibt es allerdings noch große Herausforderungen. Viele Unternehmen führen zwar intelligente IT-Systeme ein, sind aber noch nicht auf deren vollständige Implementierung vorbereitet. Dies zeigt die IFS Invisible Revolution Study 2025, für die der Standardsoftwerker IFS weltweit über 1.700 Entscheidungsträger in Industrieunternehmen befragt hat. Das zentrale Ergebnis: Viele Anwender-Unternehmen haben ihre Mitarbeiter nicht ausreichend für den Umgang mit intelligenten IT-Systemen geschult. Die Autoren bezeichnen diese Situation als „KI-Implementierungslücke.“

Die Zahl der Unternehmen, die sich noch in der Frühphase der Erprobung Künstlicher Intelligenz befinden, dürfte laut Studie in den kommenden 12 Monaten weltweit von 24 Prozent auf 7 Prozent sinken, und in Deutschland von 35 auf 9 Prozent. Allerdings gibt weltweit über die Hälfte (52 Prozent) der befragten Führungskräfte zu Protokoll, dass ihr Management diese Technologie nicht vollständig versteht. In Deutschland liegt diese Verständnislücke bei 42 Prozent. Gleichzeitig benötigen weltweit praktisch alle Mitarbeiter (99 Prozent) umfangreiche Umschulungen, um Künstliche Intelligenz in vollem Umfang nutzen zu können.


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Artikel
Künstliche Intelligenz steigt im Trend-Ranking steil nach oben
Interview zur Studie „ERP in der Praxis 2024/2025“
Autor: Jürgen Frisch, Redakteur IT-Matchmaker®.news
Erschienen: 2024-10-23
Schlagworte: ERP, ERP Projekt, ERP in der Praxis, ERP-Trends, ERP-Zufriedenheit
Kleinere ERP-Lösungen (Enterprise Resource Planning) bewerten die Anwender in der Trovarit-Studie „ERP in der Praxis 2024/2025“ besser als große Lösungen, Neueinführungen sind aktuell eher selten. Künstliche Intelligenz hat im Trend-Ranking am stärksten zugelegt, während die Nachhaltigkeit zurückfällt.
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Die Wertschöpfung wächst – aber das Vertrauen in Rollouts fehlt

Die Chancen intelligenter IT-Systeme zeigt die Studie deutlich: 70 Prozent der Unternehmen berichten, dass der Return-on-Investment bei ihnen höher ausfällt, als sie erwartet haben. Weltweit erklären 88 Prozent der Unternehmen, dass ihre Projekte die Rentabilität erreicht haben. In den USA liegt dieser Wert bei 92 Prozent, in Deutschland sogar bei 94 Prozent.

Bezüglich der Ausbaupläne benennt die Studie einen Widerspruch: Zwar liefert die Technologie vielerorts gute Ergebnisse, dennoch die wenigsten Unternehmen sind aktuell bereit, die Projekte zu skalieren. Mehr als die Hälfte der befragten Führungskräfte (53 Prozent) räumt ein, dass ihr Unternehmen dafür noch keine klare Strategie hat.

Ein wichtiger Punkt für den Projekterfolg bei Künstlicher Intelligenz sind Schulungen: Laut der Studie schätzt mehr als die Hälfte der befragten Führungskräfte, dass bis zu 60 Prozent ihrer Mitarbeiter für den Umgang mit dieser Technologie neue Kenntnisse und Fähigkeiten benötigen. Ein Drittel gibt sogar an, dass alle Mitarbeiter eine Weiterbildung benötigen.

Trotz eines wachsenden Glaubens an das Potenzial, Produktivität und Wachstum fehlt vielerorts das generelle Vertrauen in Künstliche Intelligenz. Weltweit akzeptieren lediglich 29 Prozent der Unternehmen, dass intelligente IT-Systeme Entscheidungen autonom treffen. In Deutschland liegt dieser Wert bei 31 Prozent. Dass ein Mensch die von ChatGPT&Co generierten Ergebnisse bestätigen oder genehmigen muss, verlangen weltweit 68 Prozent der Befragten (in Deutschland 65 Prozent). Bedenken bestehen hinsichtlich der Voreingenommenheit der Systeme (Bias) insbesondere in den USA und Deutschland, wo 63 Prozent respektive 65 Prozent der Befragten dies als eines der wichtigsten Probleme nennen. In den nordischen Ländern liegt diese Zahl bei 40 Prozent. Um das Vertrauen zu steigern, unterstützen weltweit 65 Prozent der Unternehmen den Aufbau einer unabhängigen internationalen Regulierungsbehörde für Künstliche Intelligenz.

Industrielle KI krempelt traditionelle Geschäftsmodelle ​um

Während ChatGPT & Co. vor allem Aufmerksamkeit erregen, weil sie die persönliche Produktivität steigern und kreative Aufgaben übernehmen, ist es die industrielle Künstliche Intelligenz, die die Arbeitsweise von Unternehmen grundlegend verändert. Derartige IT-Systeme betreffen die Kerngeschäftsprozesse. Sie automatisieren Wartungsarbeiten, prognostizieren Störungen, optimieren Lagerlogistik und Lieferketten und koordinieren Entscheidungsprozesse in den Bereichen Fertigung, Anlagenmanagement sowie Service und Außendienst.

Dieses Szenario ist keine Zukunftsvision, sondern bereits Realität. Weltweit setzen 54 Prozent der Unternehmen Künstliche Intelligenz zur Automatisierung ein (in Deutschland 41 Prozent). Mit agentenbasierter Künstlicher Intelligenz, die Entscheidungen autonom auszuführt, experimentieren weltweit 35 Prozent aller Unternehmen. In Deutschland sind es 42 Prozent. Darüber hinaus krempelt industrielle Künstliche Intelligenz in der Unternehmenspraxis traditionelle Geschäftsmodelle um. 77 Prozent der weltweit befragten Unternehmen geben an, dass diese Technologie die Entwicklung vom Produktverkauf hin zu ergebnisorientierten Services beschleunigt. Hierbei liefern Unternehmen nicht nur physische Güter, sondern sorgen auch dafür, dass diese kontinuierlich Leistungen und Mehrwerte liefern.

Insgesamt deutet die Studie von IFS darauf hin, dass Künstliche Intelligenz demnächst den Kernbereich der Unternehmen erreicht. Diejenigen Unternehmen, welche die Implementierungslücke schließen, erarbeiten sich Wettbewerbsvorteile. „Innovative Unternehmen steigern mit Künstlicher Intelligenz ihre Performance“, berichtet Kriti Sharma, CEO von IFS Nexus Black. „Es ist an der Zeit, Menschen, Prozesse und Technologie zusammenzubringen.“ Der nächste große Schritt sei die Verbindung von Vertrauen, Strategie und Talent: „Industrielle Künstliche Intelligenz ist ein mächtiges Werkzeug, das jede Menge Chancen verspricht. Wer jetzt handelt, der gehört im nächsten Jahrzehnt zu den Gewinnern.“ Jürgen Frisch