Eine hohe Einsatzquote, aber mittlere Erfolge: so gehen hiesige Unternehmen laut einer Capgemini-Studie mit intelligenten Technologien um. Während einfache Szenarien gut ankommen, sind die Anwender bei komplexen Anwendungen bislang skeptisch.
Mehr als zwei Drittel der Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz setzen intelligente Technolgien ein. Ihren Erfolg bei der Digitalisierung stufen sie allerdings – ähnlich wie im Vorjahr – im Durchschnitt als mittelmäßig ein. Angesichts der großen Anstrengungen und der hohen Ausgaben in diesem Bereich ist diese Bilanz ernüchternd. Das zeigen die Ergebnisse der jährlich im September und Oktober von Capgemini durchgeführten IT-Trends-Studie. Daran teilgenommen haben 108 IT-Verantwortliche von Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Mehr Effizienz und eine bessere Marktposition sind die Folge
Als größte Erfolge der Digitalisierung nennen Unternehmen die Steigerung ihrer Effizienz, die Sicherung der eigenen Marktposition und die Verbesserung des Einkaufs- und Serviceerlebnisses der Kunden. Mit dem Versuch, neue Geschäftsfelder in der eigenen oder in anderen Branchen zu erschließen, tun sich die meisten allerdings schwer. Als wichtigste Maßnahmen für den Erfolg der Digitalisierung nennen die Studienteilnehmer den Aufbau interdisziplinärer Teams mit Fach- und IT-Mitarbeitern – wie im Vorjahr an erster Stelle – sowie die gezielte Einstellung von Mitarbeitern mit dem entsprechenden Know-how. Außerdem betrachten sie es als wichtig, die unternehmenseigenen Daten stärker zu vernetzen und zu analysieren sowie die Cloud-Kapazitäten auszubauen.
Eine höhere Effizienz und eine besser abgesicherte Markposition gelten als Erfolge der Digitalisierung. Mit dem Erschließen neuer Geschäftsfelder tun sich Unternehmen jedoch schwer.
Von Machine Learning über Bilderkennung zur Sprechverarbeitung
Mit den Maßnahmen der Digitalisierung schaffen viele Unternehmen die Voraussetzungen für den Einsatz intelligenter Technologien wie Machine Learning, Bilderkennung oder Natural Language Processing. Rund 70 Prozent der Befragten setzen sie bereits ein, mehr als 50 Prozent allerdings nur in geringem Umfang. Zu den knapp 19 Prozent intensiver Nutzer gehören vor allem Konzerne und größere mittelständische Unternehmen.
„Größere Unternehmen haben meist gute Voraussetzungen für den Einsatz intelligenter Technologien, da sie genügend nutzbare Daten und bereits Erfahrung mit Big Data gesammelt haben“, erläutert Dr. Uwe Dumslaff, Chief Technology & Innovation Officer bei Capgemini in Deutschland. „Ausgebremst werden sie hauptsächlich durch einen Mangel an Spezialisten im eigenen Haus.“ Um schnell starten zu können, biete es sich daher an, auf externe Partner zurückzugreifen – sowohl bei der Entwicklung der Einsatzszenarien und der Datenaufbereitung als auch beim Betrieb der Anwendung.
Einfachen Einsatzszenarien geben die Anwender die besten Noten
Ob intelligente Technologien eingesetzt werden, hängt stark von der Einstellung der Fachabteilungen ab. Als Vorteil sehen diese vor allem die Möglichkeiten, manuelle Arbeiten zu automatisieren. Ebenfalls positiv bewerten sie ihren Einsatz zur intensiven Datenanalyse und zur Vorhersage des Verhaltens von Kunden, Maschinen oder des Marktes.
Die IT-Abteilung und die Geschäftsführung halten intelligente Technologie beim Unternehmenserfolg für wichtig. In den Fachabteilungen und im Betriebsrat fällt die Einschätzung weniger positiv aus.
Weniger Anklang finden komplexere Einsatzszenarien wie etwa die Unterstützung des Kundendialogs, die Abgabe von Empfehlungen oder die Überwachung des Tagesgeschäftes. Hier scheinen die Anwender den Entscheidungen von intelligenten Technologien und ihrer Fähigkeit im Umgang mit Menschen noch kritisch gegenüber zu stehen. Wenig anspruchsvolle, wiederkehrende Tätigkeiten oder Analysen lassen sie gerne von Software erledigen, in komplexen und wenig standardisierten Situationen stufen sie die Kompetenz von Menschen derzeit höher ein.
Viele Unternehmen, die intelligente Technologien nutzen, wollen ihren Einsatz in den nächsten zwölf Monaten ausbauen. „Wer bereits Erfahrung mit intelligenten Technologien hat, stuft sie als Innovationsmotor seiner Branche ein und ist überzeugt davon, mit ihrer Hilfe Wettbewerbsvorteile zu erzielen“, erklärt Thomas Heimann, Business Architect Director bei Capgemini und Co-Autor der IT-Trends-Studie. „Nach Meinung vieler Studienteilnehmer wird sich der internationale Wettbewerb durch den Einsatz intelligenter Technologien in den nächsten drei Jahren erheblich verschärfen.“
Am Datenschutz scheitert fast jedes zweite Unternehmen
Das Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) ist für die Unternehmen zu einem wichtigen Thema geworden. Obwohl diese Regelung bereits seit Mai 2018 in Kraft ist, haben sie sie erst rund 53 Prozent der Studien-Teilnehmer komplett umgesetzt. Etwas mehr als ein Viertel arbeitet noch daran, jedes zehnte Unternehmen ist bislang über die Planung nicht hinaus gekommen. Bereits in der Capgemini-Studie Seizing the GDPR Advantage von Mai 2018 hatte eines von vier Unternehmen eingeräumt, auch bis Jahresende nicht regelkonform zu werden. Die Plätze zwei bis fünf auf der Liste der wichtigsten Themen belegen Privacy by Design, Multi-Faktor-Authentifizierung, BYOx-Security (Sicherheit bei den privaten IT-Geräten der Mitarbeiter) und Security-Automation. Jürgen Frisch