Harmonisierung, technische und semantische Integration sowie verlässliche Produkt-Roadmaps – das fordert Steffen Pietsch, Technologievorstand der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe DSAG. In allen drei Bereichen müsse die SAP nacharbeiten.
Strategietreffen: „Damit eine SAP-Landschaft mehr ist, als eine Zusammenstellung von Best-of-Breed-Modulen, muss sie sich anfühlen wie aus einem Guss“, fordert DSAG-Technologievorstand Steffen Pietsch. „Das ist aktuell nicht immer gegeben.“ Auf den DSAG-Technologietagen tauschen sich 2300 Teilnehmer über den richtigen Dreh zur Digitalisierung aus und erörtern das richtige Handwerkszeug und ihre Anforderungen an SAP, um sie bei diesem Umbau ihres Unternehmens und ihrer IT-Systeme zu unterstützten.
SAPs Produktportfolio braucht Harmonisierung
Wie nicht anders zu erwarten, steht das Produktportfolio der SAP in der Kritik der Anwender. Der Walldorfer Software-Hersteller ist in den vergangenen Jahren stark durch Zukäufe gewachsen, und daraus resultieren Brüche zwischen den jeweiligen Lösungen. Statt der von der DSAG geforderten One-SAP-Experience wird der Anwender mit unterschiedlichen Bedienoberflächen konfrontiert, welche die Komplexität erhöhen und zu Fehleranfälligkeit führen. „Wir erwarten von der SAP, dass sie die User-Experience produktübergreifend harmonisiert“, fordert Pietsch.
Auch die Erweiterungs- und Entwicklungskonzepte sollte die SAP im gesamten Portfolio vereinheitlichen. Der Einsatz unterschiedlicher Technologie-Stacks und der zugehörigen Konzepte für das Lifecycle-Management erschwere es, SAP-Lösungen übergreifend zu erweitern. „Der Side-by-Side-Ansatz, also die Erweiterung von SAP-Anwendungen mit Hilfe der SAP Cloud Platform, ist eine valide Option“, so Pietsch. „Dies erfordert jedoch, dass die On-Premise und Cloud-Lösungen der SAP die notwendigen Integrationsfähigkeiten mitbringen. Das ist heute nicht durchgängig der Fall.“
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Die Integration der SAP-Lösungen hakt
In einer vernetzten Welt sei die Integration von Software wichtig, und zwar auf der technischen und der semantischen Ebene. Digitalisierung finde nicht nur innerhalb von SAP-Lösungen statt, vielmehr stellten die Applikationen aus Walldorf einen wichtigen Baustein einer entsprechenden Strategie dar. Damit auch Drittanwendungen und Eigenentwicklungen einfach auf Daten aus SAP-Systemen zugreifen können, müssen laut DSAG sowohl Cloud-Lösungen als auch die On-Premise-Produkte über passende Programmierschnittstellen (Application Programming Interface/API) verfügen.
SAP hat eine verbesserte Integration versprochen, die sich an Prozessen ausrichtet, aber das reicht der DSAG noch nicht aus. „Die Qualität der Dokumentation und der Funktionsumfang müssen ausgebaut werden“ fordert Pietsch. „Zentrale Business-Objekte sollten sich komplett über Schnittstellen steuern lassen, damit SAP-Software sich eng in die heterogenen IT-Landschaften der Kunden einfügt.“
Nicht alle Datenmodelle von SAP sind kompatibel
Darüber hinaus pocht die DSAG darauf, dass sich SAP-Lösungen auch semantisch, also über Datenmodelle integrieren lassen. Die in den vergangenen Jahren zugekauften Lösungen wie SuccessFactors und C/4HANA (ehemals Hybris) nutzen aktuell unterschiedliche Datenmodelle, und das erschwert die Integration. Im vergangenen Jahr hat SAP auf der Hausmesse TechEd einen One Master Data Service angekündigt, der die Datenmodelle über die SAP Cloud Platform miteinander abgleicht. Dieser Service startet aktuell mit dem Business Partner, einem Datenmodell, das unter anderem Kunden- und Lieferantendaten abbildet. „Wir begrüßen diese Maßnahme, aber unsere Mitglieder benötigen mehr Transparenz“, fordert Steffen Pietsch. „Systemarchitekten möchten wissen, wann genau sie diesen Service in ihren hybriden Landschaften nutzen können.“
„Wir begrüßen es, dass SAP die Datenmodelle ihrer Lösungen über den One Master Data Service harmonisiert. Systemarchitekten möchten nun wissen, wann genau sie diesen Service in ihren hybriden Landschaften nutzen können.“
In Bezug auf die SAP Cloud Platform hat SAP die Betriebsprozesse verändert und technische Korrekturen vorgenommen. Dadurch hat sich laut Pietsch die Situation für die Kunden verbessert. Handlungsbedarf sieht der DSAG-Technologievorstand bei der Verfügbarkeit der Software-as-a-Service-Lösung für das Personalwesen SuccessFactors. „Das ist ein seit mittlerweile Jahren anhaltendes Problem. Die Stabilität muss deutlich verbessert werden. Bei einer Cloud-Lösung darf die Verfügbarkeit kein Diskussionsthema sein.“
Ein weiterer Aspekt für die Planungs- und Investitionssicherheit sind klare, verständliche und verlässliche Roadmaps. Ein positives Beispiel dafür ist die Verlängerung der Mainstream-Wartung für die Business Suite 7 bis 2027 mit einer kostenpflichtigen erweiterten Wartung bis 2030. Gleiches gilt für die Wartungszusage für S/4HANA bis 2040.
Ein Security-Dashboard soll Probleme aufzeigen
Ein wichtiger Betriebsaspekt von IT-Landschaften ist die Sicherheit. Die Kunden erwarten von SAP hier bestmögliche Unterstützung. SAP hat die Forderung der DSAG, die Software bereits im Auslieferungszustand sicher zu konfigurieren, in der Version 1909 von SAP S/4HANA umgesetzt. Die DSAG wertet das als wichtigen Schritt, fordert jedoch darüber hinaus ein Security-Dashboard, das die sicherheitsrelevanten Aspekte sowohl für On-Premise-Produkte als auch für Cloud-Lösungen zusammenfasst. Jürgen Frisch