Webshops, die direkt mit dem ERP-System integriert sind, erleichtern das E-Business. Melanie Volkmann von Sana Commerce, beleuchtet sechs Aspekte, die bei einem Projekt im Vorfeld wichtig sind, um unerwartete Kosten und zeitliche Verzögerungen zu vermeiden.
Ist ein Webshop direkt mit einer betriebswirtschaftlichen Software (ERP) integriert, stehen für den Online-Handel sämtliche Daten und Business-Logiken in Echtzeit zur Verfügung. Schnittstellenprobleme oder inkonsistente Daten entfallen, und es herrscht ‚eine Wahrheit‘ über alle Kanäle im Vertrieb und in der Kundeninteraktion.
Ein weiterer Vorteil von direkt integrierten Webshops ist es, dass bei deren Konzeption und Implementierung unsaubere ERP-Umgebungen deutlich werden. Das bringt einen für das ERP-System heilsamen Prozess der Datenbereinigung und Aktualisierung in Gang.
Sechs Fehler sollten Unternehmen laut Sana Commerce bei einer Webshop-Migration oder einem Neustart im B2B-E-Commerce mit ERP-integrierten Webshop-Lösungen vermeiden:
1. Unterschätzter Content-Bedarf
Im B2B-E-Commerce erwarten die Kunden strukturierte und umfassende Produktinformationen in Text und Bild – oft sogar in Form von aufwändigen Zoom-In-Detailabbildungen oder Videos. Moderne Webshops bieten hierfür eine Vielzahl von Tools und Templates, die Unternehmen auch gerne umfassend nutzen.
Wie die Projekterfahrung zeigt, haben allerdings die wenigsten Unternehmen den dafür nötigen Content parat. Meist sind Inhalte nicht konsistent für alle Produkte verfügbar, haben sehr unterschiedliche Qualität oder müssen von unterschiedlichen, isolierten Systemen zusammengesucht werden. Vielfach ist unklar, welche Version oder Variante von Bild und Text freigegeben, final, aktuell oder doch noch im Bearbeitungsmodus ist.
Lesson Learned: Webshops brauchen ein strukturiertes Content-Management. Klar definierte Standards und Prozesse für Text und Bild sowie eine zentrale Speicherung vereinfachen es, Webshops mit hochwertigem Inhalt zu bewirtschaften.
2. Kundenorientierung braucht Business-Logik
Webshops bieten viele Möglichkeiten, Produkte und Services kundenspezifisch anzubieten. So kann ein Online-Händler etwa anhand von Bestellhistorien bestimmte Konditionen einräumen, Ersatzteile oder Produktneuerungen automatisiert anbieten, Lieferzeiten, Verfügbarkeiten oder bestehende Rahmenvereinbarungen anzeigen. Von solchen Funktionen lebt die Qualität und Kundenorientierung eines Webshops. In Webshops, die mit einem ERP-System integriert sind, lassen sich solche Funktionen vergleichsweise einfach einrichten – sofern die nötigen Business-Logiken im ERP-System hinterlegt sind. Dies allerdings wird bei zahlreichen B2B-Webshop-Projekten zu spät berücksichtigt.
Lesson Learned: Die Kundenbedürfnisse, die gerade im B2B-Umfeld sehr spezifisch sind, sollten zu Beginn eines Webshop-Projekts genau analysiert werden, um die Business-Logiken im ERP-System daraufhin überprüfen und bei Bedarf anpassen zu können. So lässt sich eine hohe Serviceorientierung im Webshop gewährleisten.
3. Cross- und Upselling-Möglichkeiten berücksichtigen
Zur Business-Logik gehört es auch, durch intelligent hinterlegte Daten oder Verknüpfungen bei Produktinformationen Cross- und Upselling im Webshop automatisiert anzustoßen. Dabei zeigt ein Webshop Kunden anhand ihrer Historie oder ihres aktuellen Warenkorbs individuell passende Zusatzangebote an. Ein probates Mittel, um die Online Umsätze zu steigern.
Lesson Learned: Wer Cross- und Upselling-Maßnahmen im Webshop einsetzen möchte, sollte die Vertriebsmitarbeiter mit an den Tisch holen. Ihre Erfahrung ist hilfreich, um die geeigneten Verknüpfungen und Kategorisierungen von Produkten zu identifizieren und im ERP-System hinterlegen zu können.
4. Kryptische Bezeichnungen und Abkürzungen vermeiden
Kryptische Bezeichnungen und Abkürzungen gehören in Unternehmen zum Alltag und finden sich auch im ERP-System wieder. Möglicherweise tauchen sie dann auch im integrierten Webshop auf. Rätselraten gehört allerdings nicht zur Lieblingsbeschäftigung von Kunden, daher:
Lesson Learned: Ein kritischer Blick auf die Tabellen- und Spaltenbezeichnungen im ERP-System ist unverzichtbar, um die im Webshop anzuzeigenden Felder und Kategorien für Außenstehende in verständliche Bezeichnungen zu überführen und so auch im Webshop anzeigen zu lassen.
5. Koordination der Beteiligten
Viele Unternehmen setzen bei ihrem ERP-System auf die Unterstützung durch Dienstleister, versäumen es aber, diese rechtzeitig in das E-Commerce-Projekt zu involvieren – sei es, um im Vorfeld nötige Anpassungen, Updates oder Erweiterungen des ERP-Systems vornehmen zu lassen oder um während des Projekts gewünschte Webshop-Funktionen mit den nötigen Voraussetzungen im ERP-System in Einklang zu bringen.
Lesson Learned: Sind nicht alle nötigen Beteiligten für das Webshop-Projekt rechtzeitig mit am Tisch, zieht das unnötige Mehrarbeit, Missverständnisse und zeitliche Verzögerungen nach sich.
6. Webshop-Funktionalitäten gezielt auswählen
Angesichts der Funktionsfülle eines Webshops führen Unternehmen oftmals sämtliche Funktionen schon zum Start ein. Sinnvoller ist es, das Online-Geschäft schrittweise aufzubauen und vom Kunden-Feedback zu lernen. E-Commerce braucht eine kontinuierliche Optimierung. Dabei lässt sich präzise identifizieren, welche Maßnahmen und Zusatz-Funktionen, die nicht im Standardpaket der Lösung enthalten sind, wirklich einen Wertbeitrag liefern.
Lesson Learned: Auch scheinbar intuitive E-Commerce, Webshop-Software und zugehörige Internet-Technologien haben eine Lernkurve. Sich dafür die Zeit und Ressourcen zu nehmen stellt sicher, dass ein Unternehmen die eigene, spezifische Kosten-Nutzen-Strategie finden und weiterentwickeln kann.
„Webshops, die eng mit dem ERP-System integriert sind, vereinfachen den Einstieg oder die Neuaufstellung im Online-Handel“, berichtet Melanie Volkmann, Projektmanagerin bei Sana Commerce. „Um unnötige Kosten und Verzögerungen zu vermeiden, sollten Unternehmen bereits im Vorfeld eines Projekts die nötigen Vorbereitungen bezüglich Content treffen und sämtliche Partner so früh wie möglich einbeziehen.“ Jürgen Frisch