Start ERP Flexibilität zählt: Hybride ERP-Strategien für die Zukunft

Flexibilität zählt: Hybride ERP-Strategien für die Zukunft

Cloud-ERP löst klassische On-Premise-Modelle zunehmend ab – zumindest in der Theorie. In der Praxis zeigt sich jedoch: Unternehmen wählen immer häufiger einen Mittelweg. Hybrides ERP kombiniert bewährte Strukturen mit den Vorteilen moderner Cloud-Services. Es bietet Flexibilität, Individualisierbarkeit und Innovationspotenzial – vorausgesetzt, die Strategie stimmt.

Hybrid Cloud
©gorodenkoff, istockphoto.com

Was versteht man unter einem hybriden ERP-Modell?

Ein hybrides ERP-Modell verknüpft On-Premise-Installationen mit Cloud-basierten Komponenten. Beispielsweise kann das zentrale ERP-System weiterhin lokal betrieben werden, während zusätzliche Funktionen wie CRM, Analytics oder mobile Anwendungen aus der Cloud bezogen werden. Umgekehrt können auch Public-Cloud-ERP-Kernsysteme durch Private-Cloud– oder On-Premise-Elemente ergänzt werden.

Besonders im SAP-Umfeld entstehen solche Mischformen zunehmend über Plattformdienste wie die SAP Business Technology Platform (BTP), die eine flexible Erweiterung von Cloud-ERP-Lösungen erlaubt. Ziel hybrider Modelle ist es, spezifische Anforderungen bestmöglich zu erfüllen – ohne sich auf ein starres Betriebsmodell festzulegen.

Warum hybrides ERP Unternehmen flexibler macht

Ein zentrales Plus hybrider Modelle ist die Flexibilität. Unternehmen können entscheiden, welche Prozesse und Daten in der Cloud betrieben werden sollen und welche besser im eigenen Rechenzentrum verbleiben. Sensible oder hochgradig individualisierte Prozesse bleiben on-premise, während standardisierte Funktionen wie Reporting oder Self-Service-Portale effizient aus der Cloud bereitgestellt werden.

Darüber hinaus ermöglichen hybride Konzepte eine schrittweise Cloud-Strategie. Unternehmen müssen nicht auf einen Schlag migrieren, sondern können Cloud-Elemente bedarfsgerecht integrieren. Dies reduziert Projekt- und Migrationsrisiken erheblich und bietet die Möglichkeit, Innovationen „on demand“ zu nutzen, ohne bestehende Systeme komplett umzustellen.

Für international tätige Unternehmen mit heterogenen IT-Landschaften bieten hybride Modelle außerdem die Chance, globale Standards und lokale Besonderheiten geschickt zu kombinieren. Neue Niederlassungen können etwa über Cloud-Lösungen schneller angebunden werden, während bestehende Standorte an bewährten Strukturen festhalten.

Herausforderungen hybrider ERP-Landschaften

Trotz aller Vorteile ist auch ein hybrides ERP kein Selbstläufer. Eine der größten Herausforderungen ist die Integration. Unterschiedliche Systeme, Plattformen und Datenquellen müssen nahtlos miteinander kommunizieren. Ohne ein durchdachtes Integrationskonzept entstehen Medienbrüche, Dateninkonsistenzen oder Performanceprobleme.

Zudem erfordern hybride Szenarien ein erweitertes Know-how in der IT-Abteilung. Betrieb, Wartung und Weiterentwicklung verteilen sich auf verschiedene Infrastrukturen, was neue Kompetenzen in Bereichen wie Cloud-Management, Datensynchronisation und Sicherheitsarchitektur notwendig macht.

Auch die Kosten sollten nicht unterschätzt werden: Die parallele Verwaltung von Cloud- und On-Premise-Umgebungen kann je nach Umfang aufwendiger sein als eine einheitliche Infrastruktur.

Fazit: Flexibilität mit Strategie nutzen

Hybride ERP-Modelle bieten Unternehmen eine attraktive Möglichkeit, Cloud-Technologien gezielt zu nutzen, ohne auf Individualität und Kontrolle zu verzichten. Sie eröffnen Spielräume für Innovation, Wachstum und Effizienzsteigerung – setzen aber eine klare Strategie und saubere Integration voraus. Wer seine ERP-Zukunft flexibel, aber strukturiert gestalten möchte, findet in hybriden ERP-Modellen einen pragmatischen und zukunftsfähigen Weg.

→ Dies ist ein Auzug aus unserem Fachbeitrag: „ERP aus der Public Cloud – Fortschritt mit Nebenwirkungen?“. Sie finden den kompletten Beitrag zum kostenlosen Download auf unserer Website.


Der Autor

Dr. Karsten Sontow ist Mitgründer und Vorstandsvorsitzender des auf Digitalisierungsprojekten spezialisierten Consultinghauses Trovarit AG.