Die digitale Transformation erhöht das Risiko schlecht vernetzter Systeme. Enterprise-Architekten managen diese Komplexität mit Modellen. Das zeigt eine Studie von McKinsey und der Henley Business School.
Die Digitalisierung erhöht die technische Komplexität im Unternehmen und das gefährdet den angestrebten Umbau. Dies zeigt ein Vergleich zwischen Unternehmen, die digitale Transformation strategisch priorisieren (Digital Leader), und solchen, die dem Thema geringe Bedeutung beimessen. So steigt in digital führenden Unternehmen etwa die Anzahl an Point-to-Point-Verbindungen (+20 Prozentpunkte), wohingegen die Nutzung etablierter Services (-19 Prozentpunkte) sowie die Dokumentationsqualität sinken (-16 Prozentpunkte).
Dieses Ergebnis erbringt eine gemeinsame Studie zum Thema Unternehmensarchitektur (Enterprise Architecture) von McKinsey und der Henley Business School. An der Studie nahmen jüngst über 150 CIOs, Enterprise-Architekten und IT-Führungskräfte teil.
Als reines IT-Projekt scheitert die digitale Transformation leicht
Enterprise-Architekten sollen die IT-Komplexität reduzieren (67 Prozent) und die digitale Transformationen voranbringen (62 Prozent). Um diese Aufgaben zu erfüllen, wird das Thema bei Digital Leadern strategisch im oberen Management verankert. 60 Prozent der Enterprise Architekten von digitalen Leadern kommunizieren direkt mit Mitgliedern der oberen Führungsebene und hochrangigen Vertretern der Fachabteilungen. Mit Softwareanbietern spricht hingegen nicht mal jeder Dritte (24 Prozent). Bei den restlichen befragten Unternehmen ergibt sich ein gegenteiliges Bild: 70 Prozent sprechen hier mit Softwareanbietern, wohingegen nur 24 Prozent direkt mit Führungskräften der oberen Ebene kommunizieren.
Digital Leader begreifen die digitale Transformation nicht nur als IT-Thema, sondern eine grundlegende Veränderung ihres Geschäftsmodells. „Verläuft die digitale Transformation nicht wunschgemäß, liegt das häufig daran, dass sie als reines IT-Projekt angelegt ist“, erläutert Dr. Oliver Bossert, Senior Knowledge Expert bei McKinsey. „Die IT ist jedoch nur ein Element dieses Wandels. Das Management muss ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass eine digitale Transformation einen fundamentalen Umbau bedeutet – nur so kann sie gelingen.”
Architekturmodelle formulieren den Zielzustand
Digital führende Unternehmen legen den Fokus auf strategische Planungsaktivitäten und bringen dadurch nachhaltige Geschäftslösungen hervor. Alle digitalen Leader, die an der Studie teilgenommen haben, nehmen eine Modellierung der Ist- und Ziel-Architekturen vor; bei den Wettbewerbern sind es nur 58 Prozent.
„Die Entwicklung eines eng mit der Strategie verknüpfen Zielzustands ist überaus wichtig“, erläutert Prof. Sharm Manwani, Dozent für Enterprise-Architektur-Strategien an der Henley Business School. „Dafür sind häufig neue Einstellungen und Kompetenzen erforderlich. Es kann daher eine Weile dauern, bis sich diese Denkweise durchsetzt.“ Die Grundfrage einer Strategie zur Digitalisierung laute, wie neue Produkte oder Kundenservices in die bestehenden administrativen Strukturen integriert werden.
Aufgaben und Anerkennung sind den Topleuten wichtiger als Gehalt
Digitale Leader legen mehr Wert auf die Entwicklung ihrer Mitarbeiter als auf die Auswahl einer technologischen Komponente. Diese Unternehmen investieren weitaus stärker in die Schulung ihrer Mitarbeiter im Bereich Architekturmanagement (90 Prozent gegenüber 44 Prozent bei den Wettbewerbern). Auch die Möglichkeit der Weiterbildung sowie Anerkennung und interessante Herausforderungen sind den Spitzentalenten deutlich wichtiger (jeweils 90 Prozent) als eine Gehaltserhöhung (30 Prozent). Jürgen Frisch
Graphik:
Digital Leader zeichnen ein klares Bild des Ziel-Zustands. Der Fokus dabei liegt auf der Modellierung der Zukunft. (Quelle: McKinsey&Company/Henley Business School)
Graphik:
Enterprise-Architekten lassen sich durch Wertschätzung und interessante Aufgaben motivieren. Digital Leader hängen die Messlatte höher. (Quelle: McKinsey&Company/Henley Business School)