Daten direkt an der Maschine verarbeiten, um die Latenz zu senken: Das verspricht Edge Computing. Der Rechenzentrumsbetreiber firstcolo erklärt die Vorteile dieser IT-Betriebsvariante und zeigt auf, wann die Datenverarbeitung in der Cloud besser passt.
Cloud-Computing liegt im Trend: Nach dem Cloud-Monitor 2021 von Bitkom research und KPMG nutzen 82 Prozent der befragten 556 Unternehmen Cloud Computing und 15 Prozent planen es in der näheren Zukunft. Allerdings ist diese Betriebsvariante keineswegs die einzige wachsende Option auf dem Datenverarbeitungsmarkt. Seit einigen Jahren entstehen sogenannte Edge-Computing-Systeme, welche die Daten direkt vor Ort verarbeiten. Als Auslöser für das Wachstum dieser Variante verweisen Experten vor allem auf Devices im Internet der Dinge (Internet of Things/IoT). Es entsteht gerade ein Netzwerk von Geräten mit Sensoren, die Daten über das Internet austauschen.
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Datenverarbeitung lokal an der Maschine
„Beim Edge Computing handelt es sich um die dezentralisierte Datenverarbeitung, mit einer begrenzten Verbindung zu einem großen Rechenzentrum“, erklärt Jerome Evans, Gründer und Geschäftsführer der Rechenzentrumsbetreiber firstcolo sowie der diva-e Cloud GmbH in Frankfurt. „Es besteht aus einem Netz vieler Mikrodatencenter, welche die lokal entstandenen Daten direkt am Entstehungsort verarbeiten.“ Das Processing läuft direkt im Endgerät. Zu unterscheiden sind hierbei Thick Edge Devices und Thin Edge Devices. Erstere bieten wenig Speicherkapazität und eine geringe Rechenleistung und können somit nur Aufgaben mit geringen IT-Ressourcen wahrnehmen. Im Gegensatz dazu haben Thick Edge Devices eine umfangreiche IT-Kapazität zur Verfügung und übernehmen damit auch Aufgaben der Cloud.
Niedrige Latenz gilt als größter Pluspunkt
Für die Verarbeitung der Daten am Edge spricht vor allem die geringe Latenz. „Viele IoT-Devices, wie beispielsweise selbstfahrende Autos benötigen eine Echtzeitverarbeitung der Daten“, erläutert Evans. „Edge Computing bietet eine effiziente und kostengünstige Lösung, große Datenmengen lokal zu verarbeiten und dabei keine sensiblen Daten des Unternehmens weiterzuleiten.“
Im Vergleich zur Datenverarbeitung in der Cloud hat Edge Computing einige gravierende Nachteile. So entstehen für die Einrichtung zumeist höhere Kosten und auch ein größerer Aufwand. Zudem kann bei einem Ausfall eines einzelnen Gerätes die Zuverlässigkeit der Verbindung stark schwanken. Am Rande des Netzwerkes ist es auch schwierig, Sicherheit zu gewährleisten. „Cloud-Computing-Systeme bieten eine schützende zentrale Struktur, bei der die Betreiber die Daten in einem Rechenzentrum sicher vor Cyberangriffen verarbeiten“, erläutert Evans. „Bei Edge-Geräten erschwert sich das Gewährleisten der Sicherheit aufgrund der räumlichen Verteilung und Menge an Geräten. Hier muss ein speziell geschultes Personal durch regelmäßige Wartung, Updates und eingeschränkte Zugänglichkeit die Geräte schützen. Oft übernehmen diese Aufgaben externe Dienstleister.“
Edge Computing und Cloud-Server ergänzen sich
Viele Unternehmen kämpfen heute mit einem stetig wachsenden Datenstrom, den sie sicher verarbeiten müssen. In naher Zukunft stehen sie vor der Aufgabe, die passende IT-Strategie zu finden. „Das Edge-Computing wird Cloud-Szenarien keinesfalls verdrängen“, argumentiert Evans. „Beide IT-Betriebsvarianten bieten Lösungsansätze für unterschiedliche Herausforderungen.“ Edge Computing eigne sich vor allem für Unternehmen, die eine Echtzeitverarbeitung ihrer Daten benötigen, und biete ein wichtiges Hilfsmittel für IoT-Devices. In fast allen anderen Szenarien punkte die Cloud durch eine hohe Sicherheit, globale Skalierbarkeit und geringe Kosten. Jürgen Frisch